Die giftige Last unter Tage: Experten suchen nach Lösungen für PCB in Gruben
MARL. Gut zwei Jahrzehnte lang setzten die deutschen Bergwerke in Fördermaschinen tausende Tonnen hochgiftiger PCB-haltiger Hydrauliköle ein, um Bränden vorzubeugen. Erst Ende der 80er-Jahre verboten Behörden den Einsatz der krebserregenden Stoffe, die unter Tage blieben. Wie die Umweltlast entsorgt werden soll, ist offen.
Gutachter suchen im Auftrag des Landes nach Lösungen. Derweil pumpt die RAG (ehemals Ruhrkohle AG) mit dem Grubenwasser sogar PCB in Emscher, Lippe, Ruhr und Rhein.
Es seien nur „geringste Mengen“, so Sprecher Christof Beike. Doch an drei Einleitungspunkten (Essen, Bottrop, Bergkamen) wurden Umweltnormwerte überschritten. Der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) erstattete deswegen Strafanzeige. Die Staatsanwaltschaft Bochum bestätigte gegenüber unserer Zeitung, dass sie wegen des Verdachts der Gewässerverunreinigung ermittelt.
Die RAG plant, Grubenwasser in Zukunft unter Tage steigen zu lassen und nur noch an wenigen zentralen Punkten in die Flüsse zu pumpen. Die Verantwortlichen rechnen damit, dass das PCB in unteren Schichten verbleibt.
Kumpel warnen und demonstrieren
Die Kumpel für AUF, eine Gruppe linker Bergleute, zweifeln daran. Sie warnen, das Ruhrgebiet werde „in eine Giftsuppe getaucht“ und demonstrierten in Marl. Die RAG weist die Vorwürfe als haltlos zurück.
Im März 2015 gab die Landesregierung ein Gutachten mit Messwerten zur PCB-Last unter Tage in Auftrag. Resultate werden zum Ende dieses Jahres erwartet. Weil die chemische Zusammensetzung des Grubenwassers das Material der Prüfgeräte angegriffen hat, sollen jetzt neue Analysegeräte verwendet werden.
Außerdem setzte das Umweltministerium im Juli 2015 weitere Gutachter, vornehmlich Experten aus Universitäten, ein. Sie sollen die Auswirkungen des PCB-Einsatzes unter Tage untersuchen und eine Lösung finden, wie mit der giftigen Chemikalie in den Gruben verfahren werden kann. Dabei geht es um die Frage, ob das von der RAG beabsichtigte Ansteigen des Pumpniveaus ökologisch vertretbar ist und wie PCB aus dem Grubenwasser gefiltert werden kann – durch Aktivkohlefilter oder andere Methoden.
Erlass bremst RAG-Pläne
Bis die Empfehlungen der Gutachter vorliegen, soll die Bezirksregierung Arnsberg keine RAG-Pläne genehmigen, die zu einem Grubenwasseranstieg führen. Das hat NRW-Wirtschaftsministerium Garrelt Duin (SPD) per Erlass angeordnet.
Fakten könnten aber auch geschaffen werden, wenn die RAG jetzt nach dem Ende der Kohleförderung die Schächte der letzten Zechen verfüllen lässt, warnen Umweltschützer. Schacht Auguste Victoria 9 in Haltern ist bereits komplett verfüllt. Mit der Verfüllung von Schacht 8 bei Lippramsdorf soll Ende September begonnen werden, mit Schacht 3/7 in Marl-Hamm im nächsten Jahr.
Es seien nur „geringste Mengen“, so Sprecher Christof Beike. Doch an drei Einleitungspunkten (Essen, Bottrop, Bergkamen) wurden Umweltnormwerte überschritten. Der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) erstattete deswegen Strafanzeige. Die Staatsanwaltschaft Bochum bestätigte gegenüber unserer Zeitung, dass sie wegen des Verdachts der Gewässerverunreinigung ermittelt.
Die RAG plant, Grubenwasser in Zukunft unter Tage steigen zu lassen und nur noch an wenigen zentralen Punkten in die Flüsse zu pumpen. Die Verantwortlichen rechnen damit, dass das PCB in unteren Schichten verbleibt.
Kumpel warnen und demonstrieren
Die Kumpel für AUF, eine Gruppe linker Bergleute, zweifeln daran. Sie warnen, das Ruhrgebiet werde „in eine Giftsuppe getaucht“ und demonstrierten in Marl. Die RAG weist die Vorwürfe als haltlos zurück.
Im März 2015 gab die Landesregierung ein Gutachten mit Messwerten zur PCB-Last unter Tage in Auftrag. Resultate werden zum Ende dieses Jahres erwartet. Weil die chemische Zusammensetzung des Grubenwassers das Material der Prüfgeräte angegriffen hat, sollen jetzt neue Analysegeräte verwendet werden.
Außerdem setzte das Umweltministerium im Juli 2015 weitere Gutachter, vornehmlich Experten aus Universitäten, ein. Sie sollen die Auswirkungen des PCB-Einsatzes unter Tage untersuchen und eine Lösung finden, wie mit der giftigen Chemikalie in den Gruben verfahren werden kann. Dabei geht es um die Frage, ob das von der RAG beabsichtigte Ansteigen des Pumpniveaus ökologisch vertretbar ist und wie PCB aus dem Grubenwasser gefiltert werden kann – durch Aktivkohlefilter oder andere Methoden.
Erlass bremst RAG-Pläne
Bis die Empfehlungen der Gutachter vorliegen, soll die Bezirksregierung Arnsberg keine RAG-Pläne genehmigen, die zu einem Grubenwasseranstieg führen. Das hat NRW-Wirtschaftsministerium Garrelt Duin (SPD) per Erlass angeordnet.
Fakten könnten aber auch geschaffen werden, wenn die RAG jetzt nach dem Ende der Kohleförderung die Schächte der letzten Zechen verfüllen lässt, warnen Umweltschützer. Schacht Auguste Victoria 9 in Haltern ist bereits komplett verfüllt. Mit der Verfüllung von Schacht 8 bei Lippramsdorf soll Ende September begonnen werden, mit Schacht 3/7 in Marl-Hamm im nächsten Jahr.
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