
Während sich die BVB-Profis vor der Südtribüne warmmachten, wurde es richtig trubelig vor der Auswechselbank. Ein Blumenstrauß nach dem nächsten wurde aus den Katakomben geholt, die großen Danke-Leinwände wie am Fließband an Sportdirektor Michael Zorc und seinen Nachfolger Sebastian Kehl weitergereicht. Es gab eine Menge zu tun für die beiden, die diesen Kader federführend zusammengestellt hatten. Gleich acht Spieler wurden vor der Partie gegen Hertha BSC verabschiedet.
Marcel Schmelzer war für den BVB 367 Mal am Ball
Einer musste ganz tief durchatmen, als er durch das Spalier seiner Mannschaftskollegen in Richtung Südtribüne schritt und das gesamte Stadion „Dortmunder Jungs“ anstimmte. Es fiel ihm merklich schwer, die Tränen zu unterdrücken. Nach 17 Jahren Borussia Dortmund ist Schluss für Marcel Schmelzer, der Linksverteidiger hängt seine Fußballschuhe an den Nagel. 367 Pflichtspiele hat der Linksverteidiger für den BVB bestritten, wurde zwei Mal Deutscher Meister, gewann drei Mal den DFB-Pokal, stand 2013 im Champions-League-Finale und wurde später Kapitän. Der Abschied einer echten BVB-Legende. „Ich möchte jedem Danke sagen für diesen Moment. Das werde ich nie vergessen“, sagte Schmelzer bei Sky. „Ich habe Höhen und Tiefen mitgenommen. Ich habe richtig schöne Nachrichten bekommen – das ist mega.“

Immerhin sieben Jahre Schwarzgelb hat auch Roman Bürki auf dem Buckel. Bevor er Dortmund nach einer für ihn extrem schwierigen Zeit den Rücken zukehren und in die USA zu St. Louis City wechseln wird, durfte er sich noch einmal von den Fans verabschieden. Und zwar auf dem Rasen, zwischen den Pfosten. BVB-Trainer Marco Rose schenkte ihm sein Abschiedsspiel. Damit stand er erstmals seit dem 34. Spieltag der vergangenen Saison im Tor. Der Schweizer kommt somit auf 233 Spiele für Borussia Dortmund.
Viel Applaus für BVB-Torjäger Erling Haaland
Sein Vertreter Marwin Hitz, der erst am Samstagvormittag via Instagram seinen Abschied aus Dortmund verkündet hatte, stand (leicht angeschlagen) nicht im Kader, wurde dennoch feierlich verabschiedet. Gleiches galt für die Publikumslieblinge Dan-Axel Zagadou und Axel Witsel, deren Verträge nach Saisonende auslaufen. Verabschiedet wurden außerdem die beiden Leihspieler Reinier (Real Madrid) und Marin Pongracic (VfL Wolfsburg).

Und wie wurde Erling Haaland nach dem monatelangen Hin und Her um seinen Wechsel zu Manchester City verabschiedet? Überwiegend positiv. Es gab frenetischen Jubel nach den warmen Worten von Stadionsprecher Norbert Dickel. 85 Tore in 88 Spielen für Borussia Dortmund – das gab es noch nie. Doch wer ganz genau hinhörte, der konnte auch ganz vereinzelt Pfiffe wahrnehmen. Das dreifache „Örling“ gab es dennoch. Und es war laut. Sehr laut.
Die BVB-Fans widmen Michael Zorc eine große Choreographie
Allerdings nicht so laut, wie in dem Moment, als der Mann, der soeben noch die Danksagungen überbrachte nun selbst an der Reihe war: Michael Zorc. 44 Jahre Borussia Dortmund, sein ganzes Leben für Schwarzgelb. Er ist eigentlich kaum wegzudenken aus diesem Klub und nun ist doch Ende.

Es dauerte nur Sekunden, bis die Gefühle kaum noch zu kontrollieren waren. Schnell versuchte er, die Tränen zu trocknen. Doch sie waren nicht zu stoppen. Als die Südtribüne kurz vor Anpfiff noch die gewaltige Choreographie ausrollte, die den jungen Spieler Michael Zorc und den Manager zeigte und sein Name sich in überdimensionaler Größe ausbreitete, dürften einige weitere dazugekommen sein.