
Die Diskussion um die neue Brücke „Sprung über die Emscher“ in Castrop-Rauxel belebt den Austausch zwischen Fußgängern und Radfahrern. Die Brücke, die als neue Landmarke und optischer Anziehungspunkt dient, steht wegen ihrer Breite in der Kritik. Mit einem kombinierten Rad- und Fußweg, der das gesetzlich vorgeschriebene Mindestmaß von 2,50 Metern nur knapp erfüllt und von Geländern begrenzt wird, erweist sich der Übergang für einige als Herausforderung.
Ein Leserbrief von Detlef Wieland betont die Notwendigkeit von Rücksicht und Kommunikation zwischen den verschiedenen Nutzern der Brücke. Seiner Meinung nach können durch gegenseitigen Respekt und Toleranz Konflikte vermieden werden. Wieland, der sich selbst als aktiver Nutzer der Außenbereiche beschreibt, räumt ein, dass auch er manchmal als „Kampfradler“ unterwegs sein kann, sieht aber die Lösung in einem respektvollen Miteinander und nicht in der Verbreiterung des Weges – das ist seine Meinung:
„Ich bin ‚draußen‘ als Wanderer, Hundebesitzer, Fotograf, Gravel-/Mountainbiker und Geocacher unterwegs. Dabei bin ich manchmal unaufmerksam, zu schnell, der Hund steht im Weg, ich höre eine Klingel nicht oder stehe suchend am Wegesrand. Ich kenne viele Berührungspunkte zwischen Nutzern eines Weges, wo immer dieser denn nun auch sei. Hier hilft nur Rücksicht, Kommunikation und Respekt gegenüber anderen Nutzern eines Weges – oder einer Brücke. Absurde Aussagen von Menschen, die den Knopf für die Schiebehilfe nicht finden oder mit ihrem E-Bike kein Fahr- und Bremstraining gemacht haben, sollten als solche klar kenntlich gemacht werden, und nicht als valide Äußerung zu einem Fehlverhalten stehen bleiben. Bestimmt gibt es Momente, in denen auch ich unangemessen schnell auf dem Bike als „Kampfradler“ unterwegs bin – aber nimmt wirklich jemand an, dass ein Kampfradler langsamer fährt, wenn der Weg breiter ist? Der „Sprung über die Emscher“ ist eine wunderbare Lernumgebung für Miteinander und Toleranz – geht oder fahrt hin und lernt! Aber bitte hört auf zu meckern ….“
„Ich schiebe halt“
Im Gegensatz dazu äußert U. Dziobek in einem zweiten Leserbrief Frustration über die Enge der Brücke, insbesondere für Radfahrer. Dziobek betont, dass die volle Breite der Brücke oft durch Fußgänger beansprucht wird, was Radfahrern das Durchkommen erschwert und in manchen Fällen dazu zwingt, abzusteigen und das Fahrrad zu schieben. Dziobek schlägt vor, die Brücke ausschließlich als Fußgängerbrücke auszuweisen, um klarere Regeln zu schaffen und hebt trotz der Kritik die positive Wahrnehmung der Brücke hervor – das sagt er im Wortlaut:
„Ich finde Ihren Artikel zur Breite der Brücke etwas zu einseitig. Es gibt auch Fußgänger mit Designerklamotten/Hunden etc., die meinen, die volle Breite gehört ihnen! Rücksichtsname auf Radler Fehlanzeige! Deklariert ist die Brücke als Rad- und Fußgängerbrücke. Wenn nur zwei Pärchen gegenläufig Arm in Arm auf gleicher Höhe gehen, ist für Radfahrer absteigen angesagt. Bei Kindern, Kinderwagen, Gruppen, Hunden etc. ist sowieso kein Durchkommen für Radler. Bin auch 60+ mit E-Bike und schiebe dann zwangsläufig. Die Brücke ist für zwei Arten von Verkehrsteilnehmern einfach zu schmal. Man sollte sie nur als Fußgängerbrücke ausweisen, dann ist alles klar geregelt. Dann müssen auch die 60+ mit den Designerklamotten und SUV Bike absteigen. Toll ist die Brücke trotzdem! Ich schiebe halt.“
Die Perspektiven von Wieland und Dziobek reflektieren ein breiteres Spektrum an Erfahrungen und Meinungen. Während beide die Einzigartigkeit und Attraktivität der Brücke anerkennen, ist ihre Wahrnehmung der funktionalen Aspekte und der zwischenmenschlichen Interaktionen unterschiedlich.

Diese Meinungsverschiedenheiten spiegeln die Beobachtungen wider, die im Kontext des Artikels angeführt werden. Lothar Widlitzki vom ADFC sieht die Breite der Brücke ebenfalls kritisch und weist auf die Hindernisse hin, die sich für Radfahrer, insbesondere Pedelec-Nutzer, ergeben. Fußgänger Luise Rupp und Friedel Köster berichten von gefährlichen Situationen, die durch schnelle E-Bike-Fahrer entstehen können. Erika und Werner Schade hingegen betonen die Möglichkeit, durch gegenseitige Rücksichtnahme Konflikte zu vermeiden.
Die unterschiedlichen Perspektiven deuten auf einen Bedarf an weiteren Anpassungen und klaren Regeln für die Nutzung der Brücke hin, um die Sicherheit und das Wohlbefinden aller Nutzer zu gewährleisten. Der Appell zum rücksichtsvollen Miteinander bleibt dabei ein zentraler Punkt in der Debatte um den „Sprung über die Emscher“.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 20. Oktober 2024.