
Die Emschergenossenschaft, Deutschlands erster und ältester Wasserwirtschaftsverband, feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Seit ihrer Gründung 1899 hat sie die Städte im Ruhrgebiet maßgeblich beeinflusst und deren wirtschaftliches Überleben gesichert.
Historisch prägend war vor allem ihre Arbeit während der Industrialisierung, als der Bergbau zu erheblichen Abwasserproblemen führte. Die Emschergenossenschaft schuf überflutungssichere Abwasserläufe und verhinderte damit die weit verbreiteten Fäkalüberschwemmungen und Krankheitsausbrüche.
Renaturierung im Großstil
Ihr nach eigenen Angaben ambitioniertestes Projekt, der Emscher-Umbau, begann Ende der 1980er-Jahre. „Mit dem Emscher-Umbau hat die Emschergenossenschaft die Bühne für mehr vorbereitet – sie hat die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass wir die grünste Industrieregion der Welt werden können“, betonte Dr. Frank Dudda, Vorsitzender des Genossenschaftsrates.
Das Generationenprojekt umfasste den Bau von 436 Kilometern neuen unterirdischen Abwasserkanälen und die Renaturierung von 340 Kilometern Flusslandschaften. Im Zuge dieses Projektes wurden allein in Castrop-Rauxel 230 Millionen Euro in den Bau eines 38 Kilometer langen Kanalsystems investiert. Weitere 79 Millionen Euro flossen in die Umgestaltung von 12 Kilometern Wasserläufen.

Blaugrünes Leben an der Emscher
„Parallel zum Kanalbau haben wir in den vergangenen Jahren bereits mehr als 170 Kilometer an Flusslandschaften entlang der Emscher und ihrer Nebenläufe revitalisiert“, erklärte Dr. Frank Obenaus, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft. Dies führte zur Rückkehr zahlreicher Fischarten wie Groppen und Forellen sowie seltener Vogelarten.
Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, unterstrich den wirtschaftlichen Einfluss des Projekts und welchen Nutzen die Infrastruktur damit möglich macht: „Sie ermöglicht nicht nur neues blaugrünes Leben in und an der Emscher, sondern hat in erster Linie als erheblicher Positivfaktor den Wirtschaftsstandort Ruhrgebiet gestärkt und einen Impuls von 13 Milliarden Euro ausgelöst.“
5,5 Miliarden Investment
Insgesamt hat die Emschergenossenschaft über 5,5 Milliarden Euro in das größte europäische Infrastrukturprojekt investiert und schloss es Ende 2021 weitestgehend im Kostenrahmen ab. Die Organisation sieht sich auch für die nächsten 125 Jahre gut aufgestellt. „Als zuverlässiger Partner unserer Mitglieder wollen wir gemeinsam mit ihnen und den Menschen im Ruhrgebiet die zukunftssichere und lebenswerte Entwicklung unserer Region gestalten“, sagte Paetzel.
Die Emschergenossenschaft plant, ihre Aktivitäten fortzusetzen und sich insbesondere den Herausforderungen der Energiewende und der Klimafolgenanpassung zu widmen.