Offener Brief der scheidenden Tierheimleiterin Bärbel Marks „Das macht uns wütend und traurig“

Bärbel Marks ist seit vielen Jahren als Tierpflegerin im Tierheim Castrop-Rauxel tätig. Sie leitete die Einrichtung jahrelang, gibt im Sommer aber die Verantwortung an der Spitze ab. Nun schrieb sie einen Offenen Brief an Kritiker der Arbeit im Tierschutzverein.
Bärbel Marks ist seit vielen Jahren als Tierpflegerin im Tierheim Castrop-Rauxel tätig. Sie leitete die Einrichtung jahrelang, gibt im Sommer aber die Verantwortung an der Spitze ab. Nun schrieb sie einen offenen Brief an Kritiker der Arbeit im Tierschutzverein. © Tobias Weckenbrock (Montage)
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Sie arbeiten jeden Tag im Tierheim, und das hauptamtlich. Sie tragen die Verantwortung, die manch ein Ehrenamtler nicht tragen muss. So sind sie auch immer wieder Kritik ausgesetzt. Sie wird vor allem an der Arbeit des Vorstands des Tierschutzvereins Castrop-Rauxel geäußert.

Martina Pilli, Thorsten Müller und Tierheimleiterin Bärbel Marks haben sich jetzt in einem offenen Brief zu Wort gemeldet. Sie seien es leid, von Menschen immer wieder durch den Kakao gezogen zu werden, die sich nicht an Regeln für Ehrenamtliche gehalten hätten, wie unter anderem Martin Höffelmann, der zuletzt ausführlich mit unserer Redaktion sprach.

„Wir wollen unsere Arbeit machen und kommen ohne diese Menschen bestens zurecht, mit ihnen und ihren Machtansprüchen nicht“, heißt es im Vorwort. Wir veröffentlichen den offenen Brief im Wortlaut.

Der Vorstand des Tierschutzvereins steht hinter der neuen und alten Tierheimleitung Bärbel Marks (l.) und Julia Karschewski (r.).
Der Vorstand des Tierschutzvereins steht hinter der neuen und alten Tierheimleitung Bärbel Marks (l.) und Julia Karschewski (r.).© Tobias Weckenbrock

Da es in letzter Zeit oft zu Berichterstattung in den Ruhr Nachrichten kommt, möchte ich mich als langjährige Mitarbeiterin des Tierheims zu Wort melden. Es ist nicht schön zu lesen, wie dort berichtet wird. Wir Mitarbeiter, und da kann ich für uns alle sprechen, sind täglich mit vollem Einsatz und einer Menge Herzblut bei der Sache und bemühen uns um jedes einzelne Tier. Und das jeden Tag, egal ob sonntags, Weihnachten oder Silvester.

Das schönste Ergebnis unserer Arbeit ist, wenn wir ein schönes Zuhause für einen unserer Schützlinge finden. Wenn ich dann Aussagen lese, dass unsere Hunde 23 Stunden am Tag nicht aus der Box kommen und nur an „Freunde des Vorstands“ vermittelt werden, macht mich das wütend und traurig. Natürlich kommen unsere Hunde mehrmals am Tag nach draußen auf die Höfe und in die verschiedenen Ausläufe. Außerdem wird die große Trainingswiese genutzt. Dazu kommen Spaziergänge außerhalb des Tierheimgeländes.

Leider ist es bei uns, genau wie in anderen Tierheimen, so, dass es Hunde gibt, die kaum eine Vermittlungschance haben. Das liegt aber nicht an mangelndem Training, sondern daran, dass diese Hunde oft ein besonderes Zuhause mit sachkundigen und geduldigen Menschen brauchen. Die Tiere haben oft so viel in ihrer Vergangenheit erlebt, dass man bestimmte Verhaltensweisen nicht einfach abtrainieren kann. Das ist vielen Leuten leider nicht bewusst, aber mittlerweile Alltag in fast allen Tierheimen.

Zu der Arbeit mit ehrenamtlichen Helfern kann ich sagen, dass wir uns natürlich freuen, wenn Leute kommen, um sich zum Beispiel mit den Katzen zu beschäftigen. Leider war es in der Vergangenheit jedoch oft so, dass diese sich nicht darauf beschränken möchten, sondern Mitspracherecht bei Dingen fordern, die nun mal im Aufgabengebiet von uns Mitarbeitern liegen. Ich spreche da zum Beispiel von der medizinischen Versorgung oder den Vermittlungsprozessen.

Johannes Beisenherz, Ex-Bürgermeister und heute Tierschutzvereins-Vorsitzender, im Gespräch mit dem amtierenden Bürgermeister, seinem Nachfolger Rajko Kravanja (r.).
Johannes Beisenherz, Ex-Bürgermeister und heute Tierschutzvereins-Vorsitzender, im Gespräch mit dem amtierenden Bürgermeister, seinem Nachfolger Rajko Kravanja (r.).© Tobias Weckenbrock (Archiv)

Man kann auch nicht erwarten, dass wir uns ständig bedanken. Die Ehrenamtler sollen uns nicht unsere Arbeit abnehmen, sondern sie kommen doch um der Tiere Willen.

Ich finde auch traurig, was teilweise in den Kommentaren zu den Artikeln auf Facebook zu lesen ist. Die meisten Leute, die sich da zu Wort melden, waren noch nie bei uns im Tierheim und können sich somit gar kein Urteil bilden.

Wir haben viel Tierleid vor Augen und kümmern uns um Lebewesen, die andere nicht mehr haben wollten. Dann noch ständig in unserer Arbeit schlecht gemacht zu werden, raubt uns zusätzlich die Kraft, die wir für unsere Schützlinge brauchen.

Viele Menschen wissen aber auch einfach nicht, was zu den Aufgabengebieten des Tierheims gehört und was nicht. Es gibt Zuständigkeiten, und bei vielen Dingen sind wir nicht der richtige Ansprechpartner. Es fehlt in der Bevölkerung leider an Aufklärung.

Der Tierschutzverein Castrop-Rauxel hat in Deininghausen sein Tierheim.
Der Tierschutzverein Castrop-Rauxel hat in Deininghausen sein Tierheim.© Tobias Weckenbrock (Archiv)
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