Von der DSDS-Bühne zum Auftritt mit Alicia Keys Alicia Awa aus Castrop-Rauxel ist überall zu sehen

Alicia Awa und Alicia Keys in Kostümen aus dem Videodreh zu „Queen Charlotte“.
Einer der schönsten Tage im Leben für Alicia Awa: Sie machte bei einem Musikvideodreh mit Alicia Keys mit und hat jetzt ein Erinnerungsfoto mit dem Weltstar. © Alicia Awa
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Es passiert gerade richtig viel im Leben von Alicia Awa. Ihr erstes Album kommt bald raus. Das ist das Wichtigste. Aber sie ist an vielen Orten präsent. Sie ist die neueste Markenbotschafterin von Levis, stand für die Musikshow „ That’s my Jam“ für RTL + mit den Kaulitz-Brüdern Bill und Tom vor der Kamera.

Im Interview spricht sie über das Treffen mit Weltstar Alicia Keys, ihr erstes Album mit sehr persönlichen Songs und ihre Jugend in Castrop-Rauxel. Rassismus und Vorurteile gehörten dazu.

Sie haben jetzt für ein Musikvideo zu „Queen Charlotte“ in London Alicia Keys getroffen. Was bedeutete das für Sie?

Der Musikvideodreh war wirklich ein Höhepunkt in meiner bisherigen Karriere. Alicia Keys war eines meiner ersten Vorbilder, da ich mich als PoC, also dunkelhäutige Frau, mit ihr identifizieren konnte. Durch sie habe ich den Mut gefunden, als PoC eigene Musik zu machen. Sie dann in echt zu treffen, in ihrem Musikvideo mitzuwirken und dann auch noch zu einem Rearrangement einer meiner absoluten Lieblingssongs, das war für mich ein ganz besonderer Moment.

Und wie war Alicia Keys?

Alicia Keys ist ja schon sehr lange in der Musikindustrie dabei. Zu sehen, wie krass geerdet sie ist… Sie war für mich so ein bisschen die Streberin, wenn man das so sagen kann in der Musikindustrie, weil sie ja so natürlich ist, man hat nie Skandale über sie gehört. Und dann habe ich sie echt getroffen und ich war so, oh mein Gott, ich möchte einfach mit ihr befreundet sein, weil sie so unfassbar cool war, aber auch nicht so aufgesetzt. Also es war einfach einer der schönsten Tage meines Lebens.

Alicia Awa bei dem Videodreh zu ihrem Song
Alicia Awa bei dem Videodreh zu ihrem Song „Manchmal fehlst Du“.© Jakob Marwein

Wie kam es zu dem Dreh?

Mein Label, Sony, hat eine Anfrage über Netflix bekommen. Natürlich war ich durch Alicia Keys selbst schon sehr angetan, aber das Konzept hat mich dann ganz überzeugt, da ich ein großer Fan von Bridgerton bin, die Musik liebe und der Song eines meiner Lieblingssongs von ihr ist, sodass ich natürlich dabei sein wollte.

Bei dem Musikvideo If I Ain’t Got You“ mit Alicia Keys und dem Queen Charlotte’s Global Orchestra sieht man nur Frauen.

Ja, und auch nur PoC-Frauen. Ich hatte die Ehre, als einzige Künstlerin aus Deutschland an dem Projekt mitzuwirken. Das Gesamtbild zu sehen von dem Musikvideodreh, das ist einfach so ein Moment, der sehr bewegend und wichtig ist in unserer Gesellschaft, da PoC Frauen leider deutlich unterrepräsentiert sind. Und deswegen bin ich sehr stolz darauf, durch mein Mitwirken ein Stück mehr Sichtbarkeit für PoC Frauen geben zu können.

Und dann bekamen sie noch ein Foto.

Ich dachte mir, du wirst es dir niemals verzeihen können, wenn du jetzt nicht nach einem Foto fragst. Und da waren so 120 Menschen am Set. Aber sie meinte so, natürlich klar, komm wir machen Fotos, wir machen Videos, wenn du willst. Und sie hat sich die Zeit für jeden genommen. Sie war super krass, also super, super, super professionell. Da haben wir gemerkt, da wo sie gerade ist, das hat sie absolut verdient.

In Castrop-Rauxel hat man zuletzt viel von Ihnen gehört, als Sie 2019 ins Finale von DSDS kamen und auf den vierten Platz kamen. Was machen Sie gerade?

Ich habe jetzt eineinhalb Jahre an meinem ersten Album gearbeitet. Es soll im September, Oktober herauskommen. Das wird ein ganz persönliches Album werden. Also mein Ziel ist, dass die Leute nach diesem Album sagen, ich habe das Gefühl, dass ich Alicia jetzt viel besser kennengelernt habe. Das Album ist wie so ein Tagebuch meines ganzen Lebens und jeder Song ist so eine Phase in meinem Leben oder eine Narbe. Das Album sollte ursprünglich Narben heißen, jeder Song sollte sozusagen diesen Heilungsprozess einer Narbe zeigen.

Wie ging es eigentlich direkt nach DSDS weiter?

Direkt nach dem Finale hat sich eine Managerin gemeldet. Sie hat mich gefragt, möchtest du weiter Musik machen? Sie sagte: Du hast Potenzial. Du hast jetzt diese Sichtbarkeit durch Social Media bekommen und da würde ich dir gerne helfen. Und dann sind wir seitdem tatsächlich jetzt ein Team.

Alicia Awa bei einem Auftritt
Als Sängerin auftreten, das ist Alicia Awa wichtig. Eine Tour im kommenden Jahr soll dazu gehören.© Celestecall

Sie haben erzählt, dass viele Menschen Sie unterstützt haben. Sie sind dann nach Berlin gegangen.

Das war meine Findungsphase. Ich war im Studio und habe daraufhin die ersten Songs, die daraus entstanden sind, auf Instagram geteilt. Und daraufhin sind super viele Labels auf mich zugekommen. Dann haben wir uns mit ihnen getroffen, haben uns angehört, was ihre Pläne mit mir sind und uns informiert.

Sie haben dann bei Sony unterschrieben.

Genau und daraufhin bin ich in weitere Sessions gegangen, habe Singles released.

Das klingt alles so einfach.

Ja, das klingt tatsächlich einfach. Aber es waren harte Zeiten. Man hat dann schon Existenzängste. Wenn man sich denkt, okay, jetzt habe ich so lange keine Musik mehr gemacht, ist das cool? Interessieren sich die Leute überhaupt noch dafür? Oder wollen die jetzt einfach nur, dass ich Social Media mache? Ich muss aber sagen, es war gut, dass ich mir so viel Zeit gelassen habe. Meine erste Hörprobe von meiner Single „Fassade“ hatte glaube ich nach 48 Stunden eine Million Aufrufe. Anderthalb Jahre nach DSDS. Also das lag offensichtlich nur an der Musik, an der Qualität der Musik und nicht, weil ich jetzt im Fernsehen war vor ein paar Tagen.

Jetzt haben Sie anderthalb Jahre lang an Ihrem Album gearbeitet. Da wurde es ruhiger um Sie.

Ich habe in der Zeit fast ein Jahr lang keine Musik gemacht. Und das ist natürlich hart, wenn du dir denkst, eigentlich habe ich nur eine Passion, eine Leidenschaft, eine Sache, die ich machen möchte und die kann ich jetzt nicht in die Öffentlichkeit austragen, weil alles dann immer so geheim ist. Ich habe 25 Songs und du darfst noch nichts davon preisgeben. Das ist super, super hart.

Alicia Awa bringt bald ihr erstes Album heraus. Sie steht bei Sony unter Vertrag.
Alicia Awa bringt bald ihr erstes Album heraus. Sie steht bei Sony unter Vertrag.© annikayanura

Bis DSDS hatten Sie noch keine Songs geschrieben. War Ihnen schon klar, in welche Richtung das gehen soll.

Ich wollte immer Musik machen, mit der sich Leute identifizieren können. Meine ersten Vorbilder damals waren Whitney Houston, Christina Aguilera, natürlich auch Rihanna, sie vor allem wegen ihres Images und ihrer Attitüde. Musikalisch waren es dann die ganzen Whitneys – bei deren Songs du denkst, ich fühle mich jetzt geheilt. Die Musik hat mir damals als Kind und als Jugendliche geholfen, bestimmte Situationen zu verarbeiten. Das möchte ich auch für andere schaffen.

Und ich wollte auf Deutsch singen. Deutsch ist meine Muttersprache. Meine Musikrichtung würde ich als Urban Pop beschreiben. Viel Gesang, ein bisschen Sprechgesang. Die Beats sind sehr urban, teilweise Pop.

Sie haben in früheren Interviews von Vorurteilen, von Rassismus berichtet. Findet sich das in Ihren Songs wieder?

Jetzt auf dem Album sind sehr viele gesellschaftskritische Themen dabei. Es sind Themen, die mich in meinem Alltag auch beschäftigen oder beschäftigt haben oder belastet haben. Das möchte ich den Leuten mitgeben, dass es nicht so larifari ist. Dass man sich den Song anhören kann, ohne auf den Text zu hören, aber dass man sich auch den Text bewusst anhört, um sich in seiner Situation selbst helfen zu können.

Ein Beispiel?

Ich wurde ausgelacht für meinen Hintern, für meine Nase, für meine zu großen Lippen. Aber es war auch dieses Unbewusste, dieses, ich habe ein Problem mit dir. Das verdrängt man dann. Das ist mir so richtig aufgefallen, als ich dann angefangen habe, mich zu informieren, viel gelesen habe, viel Podcast gehört habe, da wird das geschildert und man merkt, krass, also genau diese Dinge sind mir passiert.

Ich fühle mich deutsch, mein Papa ist ja auch deutsch. Und wenn du dann aber merkst, dass andere Leute dich nicht als deutsch sehen, obwohl du dich so fühlst und du es auch eigentlich bist – das ist, glaube ich, so ein Teil, wo noch viel dran gearbeitet werden muss in der Gesellschaft, da braucht es mehr Aufklärung.

Was ist Ihr Ziel für die Zukunft?

Ich möchte auf jeden Fall nach ganz oben kommen, aber allein da, wo ich jetzt bin, für diesen Punkt bin ich schon extrem dankbar. Und ich möchte auf diesem Weg natürlich auch andere kleine Mädels ermutigen, die die gleiche Hautfarbe wie ich haben, die sich genauso denken, oh mein Gott, ich kann es nicht schaffen. Das habe ich auch vor DSDS gedacht. Ich möchte einfach ein Vorbild sein.

Das nahe Ziel ist jetzt erst mal das Album?

Es ist natürlich wichtig, dass die Singles richtig ausgearbeitet werden, dass das Album richtig promotet wird, dass ich mit dem Album nächstes Jahr auf Tour gehen möchte. Das sind also immer weitere Schritte. Man gibt ein Album raus, man geht auf Tour. Für mich ist Live-Singen einfach das Allerschönste auf dieser Welt. Darauf freue ich mich am meisten. Daher komme ich ja, ich habe vor DSDS in einer Band gespielt, auf Hochzeiten gesungen, in Restaurants gespielt. Und wenn ich meine, ich möchte nach ganz oben kommen, dann ist das nicht, dass ich steinreich bin und weiß ich nicht wie viele Follower habe, sondern dass ich auf Tour gehen kann und dass es dann Leute gibt, die sich Tickets holen und dann vor der Bühne stehen und meine Songs mit mir mitsingen. Das ist so mein größtes Ziel, was ich erreichen möchte.

Sie haben jetzt einige Zeit in Berlin gelebt, sind jetzt aber nach Düsseldorf gezogen. Warum?

Ich bin nach Berlin gezogen während der Pandemie. Auch wegen Musik. Mein Label ist dort. Aber ich bin ein Mensch, der sehr viel Ruhe und Zeit braucht. Und Berlin ist ja sehr laut. Ich habe für mich erkannt, dass ich einfach zurück in die Heimat muss. Diese Erfahrungen habe ich ebenfalls in meinem zuletzt veröffentlichten Song „Lost in Paradise“ verarbeitet.

Alicia Awa auf einem Sofa
Alicia Awa ist in den sozialen Medien sehr aktiv.© annikayanura

Sie sind in Castrop-Rauxel aufgewachsen, habe später in Bochum gelebt, sind aber weiter zur Willy-Brandt-Gymnasium in Castrop-Rauxel gegangen, haben dort Abitur gemacht. Familie lebt in beiden Städten. Was verbindet sie mit Castrop-Rauxel?

Dadurch, dass ich eine in Anführungszeichen harte Schulzeit hatte, also auch wenn ich jetzt heute darüber lache, weil ich es verarbeitet habe, hatte ich am Anfang gar keine Bindung mehr zu Castrop. Aber jetzt so mit meinen 25 Jahren, habe ich immer wieder darüber nachgedacht, wie geil einfach Castrop ist. Ich bin sehr dankbar, dass ich in Castrop aufwachsen konnte. Ich liebe das, dass irgendwie jeder jeden kennt. Ich bin einfach ein Kleinstadt-Mensch. Ich bin so einmal im Monat mindestens in Castrop. Irgendwann, wenn ich meine eigene Familie habe, könnte ich mir sogar vorstellen nach Castrop zu ziehen. Also es ist die perfekte Stadt, finde ich.

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