
Ganz Lembeck und Umgebung trauert um Bernhard Wolthaus. Der genau 70 Jahre lang in seiner Heimatpfarrei St. Laurentius tätig gewesene Organist und Chorleiter ist in der zweiten Dezemberwoche im Alter von 92 Jahren nach längerer Krankheit friedlich entschlafen.
„Legionen von Hochzeiten, Taufen, Konzerten und kirchlichen Feiern aller Art hat er über viele Jahrzehnte begleitet und wurde zu einer wandelnden Legende“, heißt es im Nachruf seiner Katholischen Kirchengemeinde: „Ein Vollblutmusiker spielt nun im Himmel weiter.“
Der in Lembeck überwiegend als „Orgel Bennad“ bekannte Bernhard Wolthaus hatte im November 2022 sein 70. Dienstjubiläum während einer Festmesse in seiner Pfarrkirche St. Laurentius feiern können – und gab damals sein Amt an seinen Nachfolger ab. Von Allerheiligen 1952 bis zu seinem Abschied saß Bernhard Wolthaus fast jeden Tag auf der harten Orgelbank und spielte sein Lieblingsinstrument.
Bernhard Wolthaus dürfte seinerzeit mit Sicherheit der dienstälteste aktive Organist im Bistum Münster gewesen sein. Er war jedoch auch Chorleiter mehrerer Chöre, unter anderem in Deuten. Auch im hohen Alter leitete er noch immer den Lembecker Kirchenchor sowie den MGV Frohsinn.
Der Lembecker Autor Ludwig Drüing wies in einem Beitrag in der Dorstener Zeitung anlässlich des 90. Geburtstags von Bernhard Wolthaus auf dessen zweitem Beinamen „Krampen Bernhard“ hin: „Dahinter versteckt sich der alte Hofname Krampe – gleichzeitig ein Hinweis darauf, dass Bernhard Wolthaus ursprünglich Landwirt war und seinen kleinen Hof selbst noch mit Pferd und Wagen bewirtschaftete.“
Aber schon von Kindesbeinen an war er von der Musik begeistert, und glücklicherweise wurde sein Talent von seinen Lehrern erkannt und gefördert, vor allem von Hauptlehrer Weichselbaum, der gleichzeitig Organist war und Bernhard Wolthaus zum Organisten ausbildete, sodass er ab November 1952 im Alter von 21 Jahren nach Weichselbaums Versetzung sein Nachfolger werden konnte. Damit bot sich ihm die Gelegenheit, seine Leidenschaft zu seinem Beruf machen zu können.
Zahlreiche Anekdoten
Über Bernhard Wolthaus kursieren laut Ludwig Drüing zahlreiche Geschichten und Anekdoten im Dorf. So wusste jeder, dass er kein Telefon hatte, geschweige denn ein Handy. Sobald aber die Kirchenglocken läuteten, sah man ihn schnellen Schrittes zur Sakristei eilen, um dort seinen obligatorischen Liederzettel vom Pfarrer abzuholen und dann damit zur Orgelbühne zu rennen. Während seiner gesamten beruflichen Tätigkeit sei er kaum einmal wegen Krankheit ausgefallen – und hat während dieser langen Jahre acht Pastöre erlebt.