
Sechs Nächte sind vergangen, seit im Rahmen der „Bundesnotbremse“ die Ausgangssperre auch in Herten in Kraft getreten ist. Kontrolliert wird ihre Einhaltung vonseiten des Hertener Ordnungsamtes bislang nicht, weil man in der Stadtverwaltung nicht genug Personal dafür hat.
Der 1. Mai und das Wochenende sind nur noch wenige Tage entfernt, da könnte mancher auf den Gedanken kommen, doch nachts mal etwas zu unternehmen. Und er hätte gute Chancen, dabei nicht aufzufallen. Denn zur Kontrolle der Ausgangssperre durch das Ordnungsamt gebe es noch keinen neuen Stand, heißt es von der Stadt am Mittwoch. Aber man beratschlage sich auf höherer Ebene: „Zum jetzigen Zeitpunkt wird das Thema ,Kontrolle der Ausgangssperre‘ auf Kreisebene diskutiert“, sagt Stadt-Sprecherin Corina Plötz. Mitarbeitende des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) nachts kontrollieren zu lassen, scheide aus, weil dann etwa die Einhaltung der Quarantäne oder der Kontaktbeschränkungen tagsüber nicht mehr überwacht werden könne.
Personalaufstockung gestaltet sich schwierig
Kann das Personal nicht anderweitig aufgestockt werden? Jein. Mitarbeitende der Stadt aus anderen Bereichen müssten erst geschult werden, und ein externer Wachdienst dürfe im Stadtgebiet nicht alleine kontrollieren, so Plötz. Ihr Fazit: „Eine schnelle Lösung für die Kontrolle der Ausgangssperre gibt es daher leider nicht.“
An einem Ort zumindest wirkt die Ausgangssperre auch ohne Kontrolle wie ein Lichtblick für die Anwohner, die ansonsten gerade keine schöne Zeit haben: Am Ewaldgelände hat sich der Beginn der Szene-Treffs nach vorne verschoben. „Am Dienstag kamen ab 17 Uhr Menschen, hörten laut Musik und feierten“, sagt ein Anwohner. Dafür sei nun aber ab 22 Uhr Ruhe: „Da kann man mal wieder ein Fenster aufmachen.“
309 Menschen auf der Straße
Das ist ein Lichtblick für die Menschen rund um die Albert-Einstein-Allee, mehr nicht. Ein Tiefpunkt für viele Anwohner war die Nacht von Freitag auf Samstag vergangener Woche, als die Polizei eine große Menschenmenge auflöste und 59 Anzeigen wegen fehlenden Abstands schrieb. Der Anwohner hatte sich selbst auf die Straße begeben und die Menschen gezählt. „Es waren 309. Keiner trug eine Maske, auf Abstand wurde nicht geachtet.“ Das war, bevor später in der Nacht die Ausgangssperre erstmals galt. „Wenigstens jetzt müsste man doch was machen“, sagt der Anwohner. Nicht nur in Herten hätten sich die Menschen in der Nacht auf Samstag getroffen, und die Aktion sei zudem auch auf Instagram angekündigt gewesen.