
Noch ist er schmächtig, doch irgendwann in der Zukunft sollen prächtige Äpfel an seinen Ästen baumeln. Am Samstag (8.5.) wurde im Stadtteilpark Schlägel & Eisen hinter dem Imbisswagen ein ganz besonderer Baum gepflanzt: ein „Korbiniansapfel“. Die Aktion wurde von der Initiative „Demokratie leben!“, dem Bündnis „Herten ist bunt“ und von der VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes/Bund der Antifaschisten) organisiert.
In den vergangenen Jahren gab es zu dem Tag – der 8. Mai 1945, der Tag der Kapitulation der deutschen Wehrmacht markiert das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa – stets eine öffentliche Gedenkveranstaltung.
Das war wegen der Corona-Beschränkungen dieses Mal nicht möglich. Daher pflanzten Gerd Lange als Vertreter des Bündnisses und des VVN-BdA sowie Bürgermeister Matthias Müller den Baum alleine ein. Lediglich ein paar Radfahrer, die zufällig vorbeikamen, betrachteten die Aktion mit gebührendem Abstand.
„Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung“, zitierte Matthias Müller den ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, der am 8. Mai 1985 mit seiner Rede vor dem Bundestag den Blickwinkel auf den Tag änderte.
Pfarrer züchtete „Korbiniansapfel“ im KZ
Gerd Lange erklärte zudem noch einmal den geschichtlichen Hintergrund: Bei dem eingepflanzten Baum handelt sich um einen „Korbiniansapfel KZ3“. Hintergrund: Der katholische Pfarrer Korbinian Aigner (1885-1966) wurde von den Nazis 1941 im Konzentrationslager Dachau eingesperrt. Er musste Zwangsarbeit in der Landwirtschaft leisten. Zwischen zwei Baracken pflanzte Aigner Apfelbäume. Er züchtete die Sorten KZ-1 bis KZ-4. Die Sorte KZ-3 hat bis heute überdauert und wurde 1985 zum 100. Geburtstag Aigners offiziell Korbiniansapfel getauft.
Vor einigen Jahren wurden schon einmal ein Korbiniansapfel und weitere Bäume auf Schlägel & Eisen gepflanzt. Sie fielen allerdings den trockenen Sommern zum Opfer. Diesmal, so betont Gerd Lange, sei für eine Bewässerung gesorgt. Die ersten Eimer leerte dann Bürgermeister Matthias Müller großzügig in der Pflanzgrube aus, während Gerd Lange diese weiter mit Boden befüllte. Am Ende wurde der Bereich noch mit Flatterband eingezäunt, damit der besondere Baum auch in Ruhe wachsen kann.