
Im Jahr 2027 wird – etwas pathetisch formuliert – die Welt in Richtung Emscher blicken. Mit mehreren Veranstaltungsorten zwischen Bergkamen und Duisburg ist die dann fertig renaturierte Flusslandschaft der Schauplatz der Internationalen Gartenausstellung (IGA). Doch obwohl das alles direkt vor der Hertener Haustür passiert, hat die Stadt bisher keine Anstrengungen unternommen, ein Stück vom Kuchen abzubekommen.
Die Grundsatzbeschlüsse beim Kreis Recklinghausen und beim Regionalverband Ruhr sind bereits in den Jahren 2018 und 2019 getroffen worden. Einziges konkretes Ergebnis für Herten: Die Stadt muss 120.000 Euro Anteil an den Kreis RE zahlen, die wiederum die Durchführung der IGA mit insgesamt 2,72 Millionen Euro unterstützt.
Toplak reagiert auf Kritik von Baurätin Feldmann
Im Ratsausschuss für Stadtentwicklung äußerte sich Stadtbaurätin Janine Feldmann – seit knapp einem Jahr im Amt – irritiert darüber, dass die Stadt Herten sich nicht schon vor ihrem Dienstantritt viel aktiver in die Planungen eingebracht hat. „Es ist nicht einmal zur Diskussion gestellt worden, ob man das tun will“, sagte sie. Ausschuss-Mitglied Fred Toplak (TOP-Partei), bis Oktober 2020 Bürgermeister, fühlte sich von Feldmanns kritischem Hinweis angesprochen und erwiderte, dass die Verwaltung zu seiner Zeit nicht aktiv geworden sei, weil bisher kein IGA-Projekt auf Hertener Boden vorgesehen sei.
Feldmann wiederum betonte, dass man genau diesen Zustand – nämlich dass es bisher kein IGA-Projekt in Herten gibt – versuchen müsse zu ändern. Sie bittet daher den jetzt (30.06.) tagenden Stadtrat um die Ermächtigung, dass die Stadtverwaltung sich um die Aufnahme von Hertener Projekten in die Gartenausstellung bemüht. Damit würde zwischen den Emscher-Städten Recklinghausen und Gelsenkirchen, die beide große IGA-Projekte vorantreiben, eine Lücke geschlossen.
Bewerbung mit Halde, Schlosspark und Radweg
Herten soll, wenn es denn gelingt, sich zum Beispiel mit dem Schlosspark, dem Landschaftspark Hoheward, dem Zechenbahn-Radweg „Allee des Wandels“ und dem Aktiv-Linear-Park am Fuß der Halde (Baubeginn in Kürze) einbringen. Die meisten dieser Projekte gehören dem Regionalverband Ruhr oder der Emschergenossenschaft, verursachen der Stadt Herten also keine Kosten. Lediglich eine Aufwertung des Schlossparks müsste die Stadt Herten bezahlen. Es sei jedoch denkbar, so Baurätin Feldmann, auch dafür Fördergelder zu erhalten.
Vorteile für Tourismus, Gastronomie, Stadtmarketing
Aus ihrer Sicht böte eine Beteiligung viele Vorteile mit Blick auf Tourismus, Gastronomie, Stadtmarketing. So sah das im Ausschuss auch Ratsherr Wolfgang Kumpf (SPD): „Die Projekte würden das Image der Stadt und die Lebensqualität der Bürger verbessern. Vielleicht besteht sogar die Chance, dass der Tunnel unter der Halde als Radweg geöffnet wird.“
Fred Toplak (TOP) mahnte, die Folgekosten im Blick zu behalten. Er verwies auf die permanent sanierungsbedürftigen Mini-Zechen im Schlosswald – ein Kunstprojekt aus dem Kulturhauptstadtjahr „Ruhr.2010“.