Kommentar zur Woche Pflichtprogramm in jeder Schule

Frank Bergmannshoff, Redaktionsleiter
Frank Bergmannshoff, Redaktionsleiter
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Eine historische Sitzung hat der Hertener Rat kurz vor der Sommerpause absolviert. Auch wegen der sechsstündigen Dauer, das gibt’s nicht oft. Vor allem aber wegen der Themen.

14 Jahre, nachdem mit den Hutley-Brüdern aus England die ersten Investoren versucht haben, das Herten-Forum wieder flottzumachen, gibt es nun tatsächlich eine freie Fläche, ein fertiges Konzept und einen Bebauungsplan.

Doch der Weg hierhin hat alle Beteiligten in Bürgerschaft, Politik und Verwaltung so viel Kraft gekostet, dass in der Sitzung nicht ein Hauch von Freude zu spüren war, stattdessen Aussagen wie „besser als nix“ und „kleine, bescheidene Chance“. Bei aller berechtigten Skepsis: Aus Respekt vor dem Investor, der einen zweistelligen Millionenbetrag nach Herten bringt, wäre mehr Wertschätzung angebracht gewesen.

NS-Forschung mit lokaler Tiefe

Apropos historisch: Aufbauend auf der herausragenden Forschungsleistung von Hans-Heinrich Holland und auf dem Engagement von Hertener Gymnasiasten vor mehr als 15 Jahren haben die ehemaligen Lehrer Gerd Kuhlke und Barbara Keimer eine App erarbeitet, die in jeder Hertener Schule zum Pflichtprogramm gehören sollte. In kaum einer anderen Stadt der Region ist die NS-Zeit mit einer derartigen lokalen Tiefe aufgearbeitet worden. Ein Rundgang mit der „Spurensuche“-App kann daher manche abstrakte Geschichtsbuch-Lektüre ergänzen, wenn nicht sogar ersetzen. Nun ist es an den Verantwortlichen, zum Beispiel bei der Initiative „Demokratie erleben“, diese App tatsächlich in die Schulen zu tragen, anstatt darauf zu warten, dass mal ein Lehrer zufällig darauf stößt.

Viel Impfstoff – keine Informationen

Und dann sind da noch die Corona-Impfungen. Die Impfzentren sitzen auf so viel Impfstoff, dass bereits spontanes Impfen ohne Termin erwogen wird. Auch die Hertener Arztpraxen telefonieren täglich mit großem Aufwand ihre Wartelisten ab, um dann von vielen Patienten zu hören, dass sie schon versorgt sind.

Das wäre jetzt die große Chance, jene Hertener/innen zu einer Impfung zu motivieren, die sich bisher nicht gekümmert haben und so womöglich zu den überdurchschnittlich hohen Infektionszahlen in unserer Stadt beitragen. Doch auf der eigens geschaffenen städtischen Internetseite „Gemeinsam stark gegen Corona“ ist davon keine Rede. Seit dem Start am 26. Juni hat sich dort nichts getan. Eine verpasste Chance.

Schönes Wochenende!

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