
Der Kreis Recklinghausen setzt beim Rettungsdienst jetzt auch auf Telenotärzte. Dafür werden in den Rettungswagen Kameras und Übertragungsgeräte installiert, damit bei Bedarf aus der Ferne zugeschaltete Telenotärzte die Notfallsanitäter beraten können, bis der „fahrende“ Notarzt vor Ort eintrifft.
„Wir starten im Kreis Recklinghausen den Betrieb ab sofort mit zwei Rettungswagen – in Oer-Erkenschwick und Dorsten“, berichtet Kreis-Sprecherin Svenja Küchmeister. Nach und nach sollen die Rettungswagen dann im Kreis bis zum Sommer 2025 umgerüstet werden, inklusive der Reservefahrzeuge. Svenja Küchmeister spricht hier von kreisweit insgesamt 50 Fahrzeugen. „Das betrifft grundsätzlich alle unsere Wagen, bis auf diejenigen, die nicht mehr lange im Betrieb sind.“
Der Kreis Recklinghausen setzt das neue Konzept nicht alleine um. Es handelt sich hier um ein gemeinsames Rettungsdienst-Netzwerk der Kreise Recklinghausen, Borken, Coesfeld, Steinfurt, Warendorf und der Stadt Münster – also ein Netzwerk, „von dem über zwei Millionen Menschen in unserer Region im Notfall profitieren können“, weiß Dr. Ann-Kathrin Besemann-Schulte, die zuständige Dezernentin des Kreises Recklinghausen.

Die Telenotarzt-Zentrale befindet sich für die gesamte Region in der Leitstelle der Feuerwehr Münster. Insgesamt sollen bis zum nächsten Jahr 150 Rettungswagen an das Telenotarztsystem angeschlossen werden, der Probebetrieb startet jetzt mit zwölf Fahrzeugen.
Die Kameras und Übertragungsgeräte können zu jedem Notfall mitgenommen und auch während der Fahrt zum Krankenhaus störungsfrei betrieben werden. Der Notfallsanitäter kann sich bei Fragen oder Schwierigkeiten während des Einsatzes in der Zentrale melden. Dank der Live-Bilder und der digitalen Übertragung wichtiger medizinischer Daten sei eine erste Einschätzung aus der Ferne möglich, noch bevor notärztliche Hilfe physisch zum Einsatzort gelangt, heißt es in einer Mitteilung der beteiligten Partner. Nach Aussage der Verantwortlichen zeigen Erfahrungen, dass telemedizinische Hilfe in vielen Fällen die Versorgung im Notfall verbessert.
Es soll weiter Notärzte vor Ort geben
Gleichzeitig wird betont, dass das neue System die notärztliche Versorgung vor Ort nur unterstützen kann und soll, nicht aber ersetzen. In allen beteiligten Regionen würden auch weiterhin Notärztinnen und Notärzte zum Einsatz kommen, wenn dies unmittelbar notwendig sei.
Das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium lässt derzeit flächendeckend in allen Regionen des Landes Telenotarzt-Zentralen einrichten, in Betrieb sind sie bereits in Aachen und Bielefeld. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. Svenja Küchmeister: „Dabei geht es nicht nur um die technische Ausrüstung, sondern auch um die personellen Kosten für die Notärzte in Münster.“