
„Ich liebe ganz einfach dieses Bad“, sagt Marie Luise Feller“. Die 67-jährige Marlerin ist eine der ersten Badegäste, die am Mittwoch um punkt Zehn Uhr morgens die Pforte des Guido-Heiland-Bades in Marl passieren und mit Freunden und Bekannten die Saison im „Guido“ eröffnen.
Es ist wie ein Familientreffen. „Ich komme seit vielen Jahren am Morgen hierher. Man trifft dann immer die gleichen Leute. Wir kennen uns alle“, sagt die passionierte Intensivschwimmerin, die zunächst einmal 1000 Meter am Stück schwimmen will und im Laufe des Tages diese beeindruckende Distanz noch zweimal nachlegen wird.
Ihre Freundin Gundel Dreetz ist schon im Wasser. Die 83-Jährige, die sich selbst als „fanatische Schwimmerin“ bezeichnet, trägt einen wärmenden Neopren-Anzug und meint: „Das Wasser ist noch ganz schön frisch.“ 20 Grad sollen es angeblich sein, aber Dreetz ist skeptisch: „Ich schätze die Temperatur auf höchstens 18 Grad, aber egal: Der Neoprenanzug schützt mich und ich tue etwas für meine Gesundheit!“
Mit dem Impfausweis an die Kasse
Mit vorgelegtem Impfausweis hatten die beiden das Bad betreten. Sie sind durchgeimpft. Jüngere Badegäste legen meist einen aktuellen Corona-Schnelltestnachweis vor. Vor der Kasse bildet sich schon um 10 Uhr eine kleine Schlange. Dennoch bleibt im Schwimmerbecken viel Platz für die beiden sportlichen Seniorinnen, die in aller Ruhe ihre Bahnen ziehen und dabei die wärmende Sonne genießen.

Für Peter Weiler ist dieser Tag ein Tag der Hoffnung. Endlich kommen wieder zahlende Gäste: „Die nach Corona-Vorgaben zulässige Höchstzahl von 500 werden wir nicht erreichen, aber ich bin froh, dass es endlich wieder losgeht“, sagt der Vorsitzende des Vereins Volksbad Marl, der das Bad weitgehend ohne öffentliche Hilfe unterhält. „Wenn dieses Jahr insgesamt 50.000 Badegäste kämen, das wäre ein Traum“, meint Weiler, der wohl am besten weiß, wie sehr die Corona-Krise die finanzielle Basis des Freibads belastet hat.
Kinder sollen Seepferdchen machen
Weiler hat ein Anliegen: „In Corona-Zeiten sind viele Schwimmkurse ausgefallen. Dabei ist es so wichtig, dass Kinder schwimmen lernen, denn sie unterschätzen oft die Gefahr.“ So will der Verein Volksbad Marl in den Sommerferien unter anderem wieder Schwimmkurse für Kinder anbieten, die typischerweise etwa vier bis sechs Jahre alt sind. Bis zu sechs 14-tägige Kurse (täglich werktags eine Stunde) für 65 Euro pro Kind könnte es geben, wenn die Nachfrage besteht. Am Ende wartet das Seepferdchen und Peter Weiler versichert: „Bei uns geht eigentlich kein Kind ohne Urkunde und Abzeichen nach Hause.“