Rolf Stepputtis aus Oer-Erkenschwick Lehrerpult gegen Honigschleuder eingetauscht

Vollblutimker, Obstbauer und Naturfreund durch und durch: Rolf Stepputtis widmet sich mit Leidenschaft seinen Bienenvölkern. Am Wochenende wird der erste Honig des Jahres geschleudert. © Jörg Müller
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Er war Lehrer und Sportler durch und durch. Die meisten der Mädchen und Jungen aus Oer-Erkenschwick, die die Schulbank an der Paul-Gerhardt-Schule gedrückt haben, hatten bei ihm Unterricht. „Und wenn ich dann heute sehe, dass aus den jungen Leuten von damals richtig was geworden ist, dann stimmt mich das zufrieden“, sagt Rolf Stepputtis, den wir am Imkervereinsheim an der Ahsener Straße getroffen haben.

Seit 1993 Vorsitzender des Imkervereins Oer-Erkenchwick

Dort fungiert der 72-Jährige schon seit 1993 als Vorsitzender des Imkervereins. „Imkern ist ein spannendes Hobby“, sagt Stepputtis, während er den fleißigen Insekten beim Anflug auf ihre Stöcke zuschaut. „Am Wochenende werden wir den ersten Honig des Jahres schleudern“, sagt der Chef-Imker. Wegen der Kälte und Nässe im Frühjahr sind die Bienen diesmal deutlich später dran.

Aufmerksamer Beobachter der Schullandschaft in Oer-Erkenschwick

„Mir geht es gut“, stellt der Pensionär lächelnd fest. Noch heute ist der frühere Lehrer aufmerksamer Beobachter der Schullandschaft in Oer-Erkenschwick und hier insbesondere der Hauptschule. Aus der Zeitung weiß Rolf Stepputtis, dass die Paul-Gerhardt-Hauptschule sich über eine gute Anmeldezahl neuer Schüler freuen darf. „Das Team der Schule hat den Dreh raus. An dieser Schule gibt es ein praxisorientiertes Ausbildungsangebot, das in anderen Städten fehlt. Deshalb die gute Nachfrage“, ist sich Rolf Stepputtis sicher.

Erinnerung an ein gut funktionierendes Team in Oer-Erkenschwick

Dass die Hauptschule auch in Zukunft ihren Platz in der Bildungslandschaft nicht nur in Oer-Erkenschwick haben wird, das ist für Rolf Stepputtis sicher. „Dort wird schließlich nicht nur berufsbezogen geschult, die Jugendlichen haben dort auch die Möglichkeit, ihre Qualifikationen für die höhere Schullaufbahn zu erlangen“, sagt der Pädagoge, der sich gerne an seine eigene Zeit an der PGS erinnert. Er hat dort unter den Rektoren Lorenz Sandhofe, Dieter Beumer und Hans-Georg Schmitz unterrichtet. „Die Schule war ortsnah, wir hatten ein gut funktionierendes Kollegium und ich durfte sehr viele junge Menschen kennenlernen“, erzählt der 72-Jährige.

Junge Menschen auf das Arbeitsleben vorbereiten

Und was muss ein guter Lehrer mitbringen? „Man muss junge Menschen mögen. Ich wollte immer ein etwas anderer Lehrer sein, einer, der etwas lockerer ist. Und ich habe mir immer vorgestellt, dass es meine eigenen Kinder wären. Das hat gut geklappt. Als Lehrer einer Hauptschule muss man Kinder auf das Arbeitsleben vorbereiten. Das hat damals gut geklappt und ist auch heute noch so“, meint Stepputtis.

1995 wurde das neue Bienenhaus auf der Bergehalde eingeweiht. Das Bild zeigt von links den damaligen Bürgermeister Clemens Peick, Imkerchef Rolf Stepputtis, den damaligen Bergwerksdirektor Karl-Hans Gärtner und den damaligen Umweltingenieur der Zeche, Herbert Hamann. © privat © privat

Engagement über den normalen Stundenplan hinaus

Der 72-Jährige hat sich damals auch oft über den eigentlichen Stundenplan hinaus für seine Schüler engagiert. „Ich denke da an die vielen Radtouren, die wir gemeinsam unternommen haben oder die Tennis AG damals beim TuS 09“, erinnert sich Rolf Stepputtis. Heute hätten seine Berufskollegen aber mit vielen weiteren Problemen zu kämpfen. „Es hat in den zurückliegenden Jahren eine Umstrukturierung der Schülerschaft stattgefunden, indem immer mehr Kinder aus anderen Ländern hinzukamen, die oftmals die deutsche Sprache nur schlecht beherrschten. Dadurch ist das Unterrichten ganz anders geworden“, sagt Rolf Stepputtis.

Trecker-Oldtimer sind ein weiteres Hobby

Und wenn der 72-Jährige nicht gerade bei seinen Bienen oder irgendwo an einem Gewässer mit der Angelrute aktiv ist, dann schraubt er vielleicht an seinen Oldtimer-Treckern. Der älteste ist ein Kramer Wasserverdampfer aus dem Jahr 1938. „Wenn ich den Hobbys im Kreise der Familie und zusammen mit Freunden noch ein paar Jahre bei guter Gesundheit nachgehen kann, dann bin ich zufrieden“, meint Stepputtis zum Schluss.

Imkerchef und Meister-Ringer

  • Rolf Stepputtis ist 72 Jahre alt, wuchs in der Nachbarstadt Datteln auf und bestand am dortigen Gymnasium sein Abitur.
  • Nach dem Wehrdienst studierte er in Bochum und Dortmund Geschichte, Sport und Englisch und begann seine Lehrerlaufbahn als Referendar an der längst geschlossenen und abgerissenen Stimbergschule, damals unter Leitung von Dietrich Hahne. 1975 wechselte er zur Paul-Gerhardt-Schule, wo er bis zur Pension als Lehrer tätig war.
  • Rolf Stepputtis ist verheiratet, Vater einer Tochter und Opa einer siebenjährigen Enkelin.
  • Zwei Jahrzehnte war Rolf Stepputtis Leistungsringer. Er wurde deutscher Juniorenmeister, gehörte zum Olympiakader, trat dreimal gegen den als „Kran von Schifferstadt“ berühmten Wilfried Dietrich an und war am Ende seiner Karriere noch einmal zweiter deutscher Seniorenmeister im Super-Schwergewicht. Stepputtis kämpfte für den heimischen KSV 20, für Heros Dortmund und für Lünen, war viele Jahre auch als Trainer aktiv, bevor er gesundheitsbedingt 1983 den Sport aufgeben musste.
  • Seit 1988 ist er Hobbyimker und Mitglied des Imkervereins, den er seit 1993 als Vorsitzender leitet. Zudem ist der 72-Jährige leidenschaftlicher Angler und begeisterter Obstbauer. Er hegt und pflegt auf einem rund 5.000 Quadratmeter großen Garten in Datteln-Klostern 60 Obstbäume und verarbeitet deren Früchte, genauso wie den Honig seiner Bienen.
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