Allee gerettet: Neubau des Netto-Marktes ist kein Thema mehr

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Die Baum-Allee hoch zum ehemaligen Suderwicher Bahnhof an der Sachsenstraße: Sie sollte eigentlich gefällt werden, um einem Netto-Markt Platz zu machen. © Jörg Gutzeit
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Die bis zu 120 Jahre alten Linden an der Ecke Sachsen-/Friesenstraße fallen nun doch nicht der Säge zum Opfer. Denn mittlerweile zeichnet sich ab: Es gibt unter den Kommunalpolitikern keine Mehrheit mehr für die Absicht, dort einen neuen Netto-Markt zu bauen. Der sogenannte „vorhabenbezogene Bebauungsplan“ hatte in der Ratssitzung zwar eine der letzten Hürden genommen, aber nun rudern die Parteien zurück.

Politiker hatten keine Ahnung, wie alt und riesig die Bäume sind

„Auch ich war zuvor nicht vor Ort gewesen und habe nicht mit so riesigen Bäumen gerechnet“, erzählt der CDU-Fraktionsvorsitzende Benno Portmann. „Die Allee wird nicht gefällt. Ich weiß gar nicht, wie man überhaupt auf so eine Idee kommen konnte“, sagt der Christdemokrat.

Dem kann sein Koalitionspartner von den Grünen, Fraktionsvorsitzender Holger Freitag, nur zustimmen. „Dafür wird es keine Mehrheit geben. Und wir würden so etwas schon gar nicht unterstützen.“ Doch seine Partei habe ebenfalls nicht geahnt, dass eine Baum-Allee geopfert werden sollte.

Ärgerlich ist die neue Situation nun für den Projektentwickler. Die Schoofs-Gruppe hatte das Grundstück im Auftrag von Netto der Behörde „Bundeseisenbahnvermögen“ abgekauft. Rund um den ehemaligen Bahnhof sollte als Ersatz für den alten Markt am Becklemer Weg ein moderner und mit 1050 Quadratmetern Verkaufsfläche doppelt so großer Netto entstehen. Darauf freuten sich auch viele Suderwicher, die möglichst „direkt an der Ecke“ einkaufen möchten. Aber dann nahm der Protest der Umwelt- und Baumschützer Fahrt auf. Auf der Suche nach einem Kompromiss schaltete sich schließlich Bürgermeister Christoph Tesche ein.

„Ein Neubau am alten Standort Becklemer Weg wäre ideal“

„Das Problem wird sich von selbst lösen“, ist Frank Cerny überzeugt. Der SPD-Fraktionsvorsitzende sieht gute Chancen, dass auf dem alten Netto-Standort am Becklemer Weg neu gebaut wird. „Mit Bäckerei und Metzger, das wäre ideal“, meint der Sozialdemokrat. Damit seien die ökologischen Interessen und die der Menschen, die sich einen Supermarkt in ihrer Nähe wünschten, berücksichtigt. „Und falls Netto nicht mitmacht, findet sich bestimmt eine andere Kette, die diesen attraktiven Standort nutzen möchte.“

Tatsächlich hat Tesche bereits Kontakt zur Schoofs-Gruppe und zu Stefan Benner aufgenommen, dem Besitzer des Grundstücks, auf dem der alte Supermarkt steht. Der sollte eigentlich abgerissen werden, um Mietshäusern Platz zu machen. Aber die Wohnungsgesellschaft gab ihr Bauprojekt aus Kostengründen auf.

Einen neuen Markt an alter Stelle kann sich darum auch FDP-Fraktionsvorsitzender Udo Schmidt vorstellen. „Außerdem könnten über dem Geschäft noch Wohnungen entstehen“, berichtet er. Diese Kombination favorisiert Benno Portmann ebenfalls: „Zumal dann keine weitere Fläche versiegelt würde.“

Allerdings stellt sich jetzt die Frage, was die Schoofs-Gruppe mit dem gekauften Grundstück samt Baum-Allee machen wird. Holger Freitag hat auch da eine genaue Vorstellung: „Die Stadt könnte das Grundstück kaufen und dort eigene Pläne verwirklichen.“