Gasthaus protestiert gegen Reisezentrum-Aus „Schließung ist ein Armutszeugnis für die Bahn“

Die Montage zeigt eine Außenaufnahme vom DB-Reisezentrum in Recklinghausen und Schwester Judith Kohorst vom Gasthaus.
Als „Unding“ bewertet Schwester Judith Kohorst vom Gasthaus die Ankündigung der Deutschen Bahn, das Reisezentrum am Hauptbahnhof Ende 2023 zu schließen. © Holz/Gutzeit
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Die Nachricht von der geplanten Schließung des DB-Reisezentrums am Hauptbahnhof zum 1. Januar 2024 hat in der ganzen Stadt großes Unverständnis und Entsetzen ausgelöst. Auch das Team von Gasthaus und Gastkirche in der Heilige-Geist-Straße will die Ankündigung der Deutschen Bahn nicht einfach hinnehmen. „Die Schließung hätte fatale Folgen für die Stadt Recklinghausen mit ihren knapp 120.000 Einwohnern“, warnt Schwester Judith Kohorst.

Nicht nur Seniorinnen und Senioren, sondern auch mobilitätseingeschränkte Menschen oder Menschen anderer Nationalität hätten kein Auto, kein Smartphone, könnten den Fahrkartenautomaten nicht bedienen und benötigten Reiseinformationen. „Viele Bahnreisende, darunter auch Kinder, sind allein hilflos und überfordert und auf die verlässliche Beratung vor Ort angewiesen. Die Deutsche Bahn böte diesen Menschen mit der Schließung des Reisezentrums keine Möglichkeit mehr, bei Fahrkartenfragen und Fragen nach Zugverbindungen etc. am Bahnhof einen kompetenten Ansprechpartner zu haben.“ Auch sie persönlich nutze die persönliche Beratung dort regelmäßig und sei immer sehr freundlich bedient worden, betont Judith Kohorst.

Benachteiligung für viele Menschen

Die Begründung der Deutschen Bahn, dass viele Menschen inzwischen online ihre Fahrkarten buchen, lässt die Ordensschwester nicht gelten. „Als ich mir kürzlich im DB-Reisezentrum am Bahnhof das 49-Euro-Deutschlandticket holen wollte und zunächst an die App und dann an die VRR-Verkaufsstelle verwiesen wurde, standen dort nicht nur ältere Menschen in einer langen Schlange.“

Fünf Personen stehen vorm Reisezentrum in Recklinghausen im Hauptbahnhof.
Geht es nach den Plänen der Deutschen Bahn, ist das Reisezentrum in Recklinghausen ab 2024 Geschichte.© Meike Holz (Archiv)

Für die Bahn sei es ein Armutszeugnis, eine Großstadt wie Recklinghausen nicht entsprechend zu versorgen. „Zudem wäre es eine unzulässige Benachteiligung großer Teile der Einwohnerinnen und Einwohner. Nicht zuletzt in Anbetracht der – aus Klimagründen dringend notwendigen – Bestrebungen, den öffentlichen Nahverkehr massiv auszubauen, protestieren wir energisch gegen das Vorhaben der Schließung.“

Das Gasthaus sammelt bereits Unterschriften gegen die Schließungspläne. Das Thema ist vielen ein großes Anliegen. „Wir haben schon große Resonanz“, berichtet Schwester Judith. Auch am Ende der Gottesdienste habe Pfarrer Ludger Ernsting bereits auf das Thema hingewiesen. Die Unterschriftenlisten liegen im Weltladen an der Steinstraße, im Gasthaus und in der Gastkirche sowie im Secondhand-Laden an der Dortmunder Straße und in der Kapelle des Prosper-Hospitals aus.

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