
„Wir haben viel zu lange auf so ein Wetter gewartet“, sagt Monika Vooren. „Die Schnecken haben sich währenddessen pausenlos vermehrt.“ Mit ihren Mitstreiterinnen aus dem „VestGarten“ nutzt sie den Wetterumschwung, um auf der Fläche auf dem Quellberg an der Nordseestraße in den gemeinschaftlichen Gemüsebeeten zu säen, zu pflanzen, zu ernten – und um Unkraut zu jäten. Seit fünf Jahren gibt es das Projekt der „Lokalen Agenda“-Gruppe.
So schlecht sei das Wetter ja gar nicht gewesen, meint Mathilde Storm. Eine Pause hätte der Himmel zwar ruhig mal einlegen können, „aber den Regen braucht es schon“. Roswitha Vasmer präpariert einen Wassertank, der bis zu 1000 Liter vom Dach des benachbarten Schulgebäudes aufnehmen kann.

Mulch hält die Feuchtigkeit im Gemüsebeet
Das Wasser reiche höchstens für vier Wochen, es gibt keinen Brunnen im „VestGarten“ und einen Wasseranschluss auch nicht. „Wir verwöhnen die Pflanzen von Anfang an nicht mit Wasser“, erklärt Vasmer. Das Gemüse würde sich einfach zu schnell daran gewöhnen. Deshalb haben sie die Beete zuletzt abgedeckt.
Neue Aktive sind herzlich willkommen
- Neue Gärtnerinnen und Gärtner sind im „VestGarten“ an der Nordseestraße in der Nähe der „Arche“ herzlich willkommen. Vor allem an Männern und Menschen unter 60 Jahren mangelt es. Interessierte können sich melden unter Tel. 0 23 61/89 11 16.
- Das Verweilen im „VestGarten“ ist Außenstehenden nicht nur gestattet, es ist sogar erwünscht. Dann aber sollte der Garten so verlassen werden, wie er vorgefunden worden ist.
Und damit die Erde darin möglichst lange feucht bleibt, geben die etwa zwölf „VestGärtnerinnen“ – es gibt nur sehr wenige Männer – Mulch darauf.
„Unsere Tomaten haben wir letzte Woche eingesetzt, davor sind sie in unseren Wohnzimmern gewachsen“, berichtet Vasmer. Im Beet daneben blühen bereits Kartoffeln und Dicke Bohnen. „Die haben wir schon im März in die Erde gesetzt, die stören sich nicht an Nachtfrost.“ Neben Hügel- und Hochbeeten findet sich im „VestGarten“ auch ein sogenanntes Schlüssellochbeet: In der Mitte der Konstruktion wird Kompost platziert, dessen Nährstoffe an die ringsherum wachsenden Pflanzen verteilt werden.
Saatgut von eigenen Pflanzen oder biologischen Erzeugern
Die Frauen legen Wert auf eine ökologische Arbeitsweise. Sie bauen einheimische und alte Nutzsorten an, und verwenden Saatgut von biologischen Erzeugern. „Wir sammeln Samen von blühenden Pflanzen und setzen diese im darauffolgenden Jahr ein“, erklärt Ida Dermann. Auch die Schwarzkohl-Setzlinge habe man aus den eigenen Pflanzen gewonnen. „Das geht bei allen Kohlsorten, auch bei Kürbis und Zucchini.“

Auch Zuckerhut und Postelein gedeihen im „VestGarten“. Postelein? „Das verbreitet sich wie Unkraut, ist aber lecker. Und man kann es teuer im Bioladen kaufen“, sagt Vasmer. Den brauchen die Gärtnerinnen nicht aufzusuchen. Die Arbeit in den Beeten teilen sie sich, Geerntetes wird in Körben gesammelt. Die „Beute“ teilen sie sich ebenfalls. Wenn die Witterung es zulässt, treffen sie sich einmal pro Woche am Quellberg.
Über den Winter haben die „VestGärtnerinnen“ in einem Beet Knoblauch, Zwiebeln, Schwarzkohl und Mangold wachsen lassen. „Das ernten wir jetzt nach und nach.“ Auch einige Blumenbeete gibt es, in einem blüht die Iris. Auch der Mohn braucht nicht mehr lange. Monika Düvel befreit ihn vom Unkraut: „Das hat sich nach dem vielen Regen explosiv vermehrt.“

Kleingärtner sind in Rückstand geraten
Auch die Kleingärtner mussten lange mit den Hufen scharren. „Im Mai pflanzen wir sonst schon alles: Kartoffeln, Kohlrabi, Weißkohl, Möhren“, sagt Klaus Nowacki, Vorsitzender im Kleingartenverein Jungfernheide in Recklinghausen-Süd. Man sei wegen des vielen Regens, aber auch wegen der Kälte nun sehr in Rückstand geraten. Dass die Kleingärtner auf der Jungfernheide wegen Corona im letzten Jahr mehr Zeit und Arbeit ins Gemüse investiert haben, habe Nowacki nicht beobachten können.
Beim Gartencenter Blumen Risse hingegen will Filialleiter Lothar Winkler einen Trend zu mehr Eigenanbau ausgemacht haben. „Der heimische Bereich wird immer wichtiger, aber schon seit Jahren.“ Das habe in der Pandemie noch zugenommen. Vor allem Beerenobst werde gerade gekauft. Winkler: „Bei Bioprodukten aus dem eigenen Beet weiß man, wo sie herkommen und was drin ist.“