Drohnenschwarm surrt durch die Weißkaue

Redakteurin
Jörg Gutzeit
Wie ein ganzer Drohnenschwarm mutet die futuristische Installation von Johannes Büttner unter der Decke der Weißkaue an. © Jörg Gutzeit
Lesezeit

Die ersten Neugierigen haben nicht lange auf sich warten lassen. Der imposante denkmalgeschützte „Schacht 7“ lädt mit seinen gespenstisch leeren Räumen, in denen die Zeit vor langer Zeit stehen geblieben ist, geradezu zum Lustwandeln ein. Dazu kommt der künstlerische Guckstoff, denn die Urbanen Künste Ruhr bringen mit ihrer Ausstellung „Ruhr Ding: Klima“ gleich vier spannende zeitgenössische Positionen an den Bergbau-Standort.

Urbane Künste Ruhr

Bis zum 27. Juni können Besucher mittwochs bis sonntags von 11 bis 18 Uhr zu einem Rundgang starten. Vier Kunst-Betreuer bzw. -Vermittler stehen für Fragen parat, geben Denkanstöße zu den Werken und sorgen für die Einhaltung der Corona-Schutzauflagen. Bis zu 21 Gäste dürfen gleichzeitig ins Gebäude. Vorbei an mit Graffiti besprühten Wänden und den ehemaligen Lohnschaltern der Bergleute geht es zur Kunst.

Film wurde an der Bochumer Ruhr-Uni gedreht

Alle Künstler haben ihre Arbeiten speziell für Region und Standort entwickelt, sodass die Kunst zum Wahrnehmungsverstärker für die Geschichte der Räume wird. Das Ergebnis sind fantastische und futuristische Auseinandersetzungen mit der Nutzung endlicher Ressourcen, mit den Themen Vergänglichkeit und Wiederkehr, mit dem sozialen Klima und der Beziehung von Mensch und Umwelt.

In den Waschräumen für höhere Angestellte flimmern Episoden der Filmserie „Word count“ von Kasia Fudakowski über Bildschirme. Die Künstlerin entwirft mit ihrer Arbeit eine dystopische Welt, in der zur Verhinderung der Klimakatastrophe das Recht auf Kommunikation eingeschränkt wird. Die neueste Folge wurde an der Bochumer Ruhr-Uni gedreht, wo Vorlesungen auf eine bestimmte Wortzahl begrenzt sind.

Zur SacheKostenloses Tagesticket online buchen

Recklinghausen ist neben Herne, Gelsenkirchen und Haltern am See einer von vier Standorten der Ausstellung „Ruhr Ding: Klima“. Der Verein „Blumenthal 7“ hat das Zechengelände für das Großprojekt der Urbanen Künste Ruhr zur Verfügung gestellt. Klimakunst gibt es in der Festspielstadt auch am Kiosk am Bahnhof, in der Kunsthalle und bei der Recklinghäuser Tennisgesellschaft im Stadtgarten.

Der Eintritt zur Ausstellung ist frei, Besucher müssen vorab online hier ein Tagesticket buchen.

Am Hauptbahnhof gibt es einen Infopoint mit Radverleih. Hier starten auch jeweils samstags und feiertags um 14 Uhr die sogenannten Irrlichter-Touren zur Kunst.

Wie edel schillernde Maschinen aus der Zukunft muten zwei rotierende Skulpturen von Monira Al Qadiri mitten in der Schwarzkaue an. Mit den riesigen Nachbildungen von Bohrköpfen aus der Erdölindustrie Kuwaits nobilitiert die Künstlerin eine wichtige Ressource ihres Heimatlandes – und erinnert mit „Future Past“ an die Vergangenheit im Revier mit dem schwarzen Gold.

Eine Oase mit verschwundenen Pflanzen

In der Weißkaue tauchen die Besucher mit der Arbeit „Inverted mine“ in die dystopische Welt von Johannes Büttner ein. Zu einer bedrohlich wirkenden Klangcollage surrt ein Riesen-Mobile aus Ventilatoren und Windmessern wie ein ganzer Drohnenschwarm unter der Decke. Dazu gesellen sich morbide, auf dem Kopf stehende Figuren aus Erde, Ton und Elektroschrott.

Aus der lauten Technikwelt führt ein Tunnel in die grüne Erinnerungsoase von Hayden Fowler. Der Neuseeländer hat in einer Biokuppel ausgestorbene Pflanzen gesät und thematisiert mit seiner „Death of worlds“ den dramatischen Artenverlust in der Natur.