Abschied nach 35 Jahren Pfarrerin Coco Fidora geht zurück in die Heimat

Cornelia Fidora war 35 Jahre lang Pfarrerin der ev. Kirchengemeinde Recklinghausen-Süd. © Ev. Kirchengemeinde RE-Süd
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„Ich bedaure, dass ich weg bin“, erzählt Coco Fidora der RZ am Telefon. „Ich vermisse die Arbeit und die Menschen in meiner Gemeinde sehr. Das war ja fast wie eine Familie, in 35 Jahren wächst man zusammen.“ Seit Mai wohnt die 66-Jährige in Halle in Westfalen. Mit ihrem Mann ist sie an ihren Geburtsort zurückgekehrt, wo das Paar nun gemeinsam mit Fidoras Bruder im renovierten Elternhaus lebt.

Mit einem halbgaren Abschied von ihr im April – mitten im Corona-Lockdown – wollte sich die evangelische Kirchengemeinde Recklinghausen-Süd nicht zufriedengeben. Das erschien nicht angemessen für Cornelia „Coco“ Fidora, die die Gemeinde lange Zeit als Pfarrerin geprägt hat. Die Pandemie hatte dafür gesorgt, dass ihre formelle Entpflichtung am 9. April nur im ganz kleinen Rahmen möglich war. Das soll nun am Sonntag (26. September) mit einem Verabschiedungsgottesdienst in der Lutherkirche ausgebügelt werden.

Die formelle Entpflichtung von Cornelia Fidora (M.) am 9. April fand während des damaligen Lockdowns nur in ganz kleinem Rahmen statt. Mit im Bild sind Hannelore Klippel (l., Synodalälteste im Kreissynodalvorstand) und Superintendentin Saskia Karpenstein. © Ev. Kirchenkreis RE/Jörg Eilts © Ev. Kirchenkreis RE/Jörg Eilts

Umzug in den Geburtsort Halle in Westfalen

Seit knapp fünf Monaten wohnt Fidora nun in Halle. Beruflich bedingt habe sie es in der Vergangenheit höchstens zwei oder dreimal dorthin geschafft. Über die Jahre sei ihre einstige Heimat mehr und mehr zu einem „Urlaubsort“ für sie geworden, so wenig Zeit habe sie dort verbracht.

Apropos Zeit. Fragt man die Ruheständlerin, ob sie in den 35 Jahren in ihrer Gemeinde Recklinghausen-Süd einen Fehler gemacht habe, oder ob es etwas anderes gebe, das sie bereue, antwortet sie: „Viele Sachen, die aus Zeitmangel zu kurz gekommen sind, hätte ich gerne anders gemacht. Zeitmangel war ein großes Problem, ein Tag sollte mehr als 24 Stunden haben.“ Dann wäre viel mehr Gelegenheit für Begegnungen und Gespräche, die oftmals zu kurz gekommen seien.

Besuch aus Recklinghausen

Jetzt hat Coco Fidora Zeit. Sie wohnt im Grünen, genießt die Natur und die Tiere. Und sie liest viel. Das Kapitel Recklinghausen sei keinesfalls beendet, betont die 66-Jährige. Mit vielen Menschen aus ihrem Gemeinde-Umfeld habe sie noch Kontakt – per Telefon, per E-Mail, und auch persönlich: „Ich habe auch schon viele Besucher über das Wochenende hier in Halle gehabt. Und in Recklinghausen bin ich seit meinem Umzug im Mai auch schon mehrfach gewesen.“

Sie habe damals nach dem Studium (Theologie, Soziologie, Psychologie) in Bielefeld, Marburg und Mainz unbedingt ins Ruhrgebiet gewollt. „Weil ich dachte, dass die Menschen dort offener sind als die damals sturen Westfalen. Und das war auch so.“ Sie zog nach Gelsenkirchen – mehr Ruhrgebiet geht nicht. Fünf Jahre blieb sie dort, war in Gemeinden in den Stadtteilen Erle und Bismarck, machte ihr Vikariat und ihren Hilfsdienst. „Dort bin ich auch zum Schalke-Fan geworden“, sagt Cornelia Fidora.

Bedenken gegenüber einer Frau im Amt

Am 16. Februar 1986 wechselte sie in den evangelischen Kirchenkreis Recklinghausen – „als erste Frau, nach einigen Bedenken im Presbyterium, ob Familie und Beruf denn unter einen Hut zu bekommen seien“. Kinder hat Fidora keine. Ob sie den Posten als Mutter damals womöglich nicht bekommen hätte, vermag sie nicht zu sagen. „Pfarrer Kriegsmann und Pfarrer Tschirch haben sich damals für mich starkgemacht“, erinnert sich die Ruheständlerin. „Mit denen habe ich sehr gerne zusammengearbeitet, das hat es mir sehr leicht gemacht.“

Am meisten Spaß habe ihr in der Gemeinde immer die Arbeit mit Jugendgruppen gemacht. „Weil man durch Jugendliche immer wieder neue Sichtweisen auf Themen bekommt. Man musste oft neu denken.“

Am Sonntag verabschiedet sich ihre Gemeinde in der Lutherkirche – so gut es eben in Corona-Zeiten geht. Fidora: „Ich hoffe, dass ich viele Leute aus den letzten Jahren wiedersehen werde.“

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