
Friedlich ist es im „Hain der Menschenrechte“. Der Wind spielt mit den Blättern der Bäume. Vögel zwitschern. Die Sonne lacht. Und mittendrin stehen Menschen, die verantwortlich sind für diese kleine Oase auf der Maybacher Heide in der Nähe der Lucia-Grewe-Straße: die Mitglieder des Fachforums „Nachhaltige Stadtentwicklung“ der „Lokalen Agenda 21“-Gruppe. Und auch wenn diese Namen sperrig klingen, so geht es doch vor allem um eins: „Um unsere Zukunft“, sagt Forum-Sprecher Volker Hardt.
Aber blicken wir erst zurück: Da war der Beschluss von Rio de Janeiro, damals, 1992, auf einer Konferenz der Vereinten Nationen. Ziel war es, alles für ein lebenswertes 21. Jahrhundert zu tun. Und genau das sollte auch in Recklinghausen geschehen. Vor rund 25 Jahren gründete sich die „Lokale Agenda 21“-Gruppe. Einige der Engagierten wollten vor allem den Wandel in der Stadt beschleunigen.
Entscheidende Frage: Wie wollen wir leben?
Wie wollen wir leben? Das war und ist die zentrale Frage, die die Aktiven schon mit vielen Projekten beantwortet haben: Sie pflanzen Bäume und vergeben seit 20 Jahren ihren „Agenda-Preis“ für vorbildliches Handeln. Sie machen sich Gedanken über Verkehr, Ökologie und das Stadtbild. Sie halten Vorträge, laden zu Workshops ein, mahnen und werben für die eine Idee: gemeinsam etwas für die Umwelt zu tun. „Bereits kleine Dinge können viel bewirken“, betont Dorothea Lüke, eine der Mitstreiterinnen.

Unvergessen ist der ehemalige Leiter des Forums, Ewald Zmarsly. Bis zu seinem Tod 2018 hatte er sich der Agenda verschrieben. Nun ist ihm ein Gedenkstein im „Hain der Menschenrechte“ gewidmet. Denn genau das war eines seiner Lieblingsprojekte: Gemeinsam mit der Kreisgruppe von „Amnesty International“ verwirklichte das Fachforum 2009 auf der Maybacher Heide ein Projekt mit Symbolkraft: 30 Bäume aus aller Welt stehen dort für die 30 Artikel der UN-Menschenrechte. Von der Schwarzkiefer aus den USA über die griechische Tanne bis hin zum Spitzahorn aus den Niederlanden.
Rosenstrauch erinnert an Widerstandskämpferin
Und der Hain wächst weiter. Nun blüht am Rande des rund 8000 Quadratmeter großen Areals ein weißer Rosenstrauch, der an die von den Nationalsozialisten ermordete Widerstandskämpferin Sophie Scholl erinnert, gepflanzt vom Hillerheider Kinder- und Jugendtreff. Scholls 100. Geburtstag ist Anlass für eine Gedenkstunde am Sonntag, 27. Juni, um 11 Uhr.
Und es gibt immer noch viel zu tun: Da sind zum Beispiel die Müll-Patenschaften. An der Straße Hochfeld in Suderwich liegt ein Teich, an dessen Ufer sich Abfall stapelt. Volker Hardt: „Das ist eine geheime Abladestelle, da müssen wir etwas unternehmen.“ Eimerweise Glasscherben habe er dort schon herausgeholt.
Außerdem hätten sie gerne Mini-Wälder in der Stadt: etwa an der Ecke Christophorusweg / Herner Straße auf dem ehemaligen Tankstellen-Gelände. „Wir dürfen nicht alles zupflastern, sondern müssen Lücken lassen, damit das Grün wachsen kann“, betont Jessica Burri, ebenfalls Sprecherin des Forums.
Einzelhändler stärken, Schottergärten vermeiden
Und sie haben noch mehr im Sinn: Sie möchten Geschäfte stärken, die von Inhabern geführt werden. Sie sind gegen das Neubaugebiet am Becklemer Weg, weil es dort offenbar noch viele ungeklärte Fragen bezüglich der Bodenbelastung gibt. Sie kämpfen gegen Schottergärten, die schlecht für das Klima sind.
Zudem wünschen sie sich weitere Begeisterte, die mitmischen, gerne auch jüngere. Dass das möglich ist, zeige die „Fridays for Future“-Bewegung, sagt Jessica Burri. „Das Bewusstsein wächst.“ Sie hofft, dass auch die Agenda-Gruppe davon profitiert. Wer sich noch unsicher ist, der sollte unbedingt mal am Hain vorbeischauen…
