
Im Vorjahr beging der Fuß e.V. den „Parking Day“ in Recklinghausen zum ersten Mal. Zwei Parkplätze am Wall wurden mit Gartenmöbeln besetzt. Man trank Kaffee und wollte ein Zeichen setzen, was alles möglich ist auf der Fläche, die ein Auto für sich beansprucht. Am Freitagnachmittag folgte die zweite Recklinghäuser Auflage des Parking Day – nicht mehr am Wall, sondern etwas versteckt, hinterm Rathaus. Ein Bündnis aus BUND, Lokaler Agenda, Naturschutzjugend und Fuß e.V. okkupierte rund 20 Stellplätze des Mitarbeiterparkplatzes. Die Fläche hatte die Stadt den Aktivisten angeboten – wohl wissend, dass die Zahl der Mitarbeiter im Rathaus an einem Freitagnachmittag traditionell sehr überschaubar ist.
Eigentlich wollten Rolf Bick vom Fuß e.V. und seine Mitstreiter ihren spielerischen Protest auf den Parkplatz vor dem Cineworld-Kino an der Kemnastraße tragen. Doch damit war die Stadt offenbar nicht einverstanden. Und so standen Gartenliegen, Tische und Stühle diesmal hinter dem Rathaus. Wo sonst Dienstlimousinen stehen, konnten die Besucher Mensch-ärger-dich-nicht spielen oder Bilder malen. Ein mit bunter Kreide auf den Asphalt geschriebener Spruch forderte: „Zukunft fair gestalten“. Wer wollte, konnte Volleyball spielen.

Unerwünscht war im Grunde nur eine Tätigkeit: Autofahren. Auf einer Picknickdecke am Rand des Parkplatzes hatte Nordian Klöcker von der Naturschutzjugend Röllinghausen Platz genommen. Wie stellt er sich seine Mobilität in Zukunft vor. Führerschein? Machen wolle er ihn schon, meinte der 17-Jährige. „Ich muss ja nicht gleich ein eigenes Auto haben.“ Sein Zwillingsbruder Robin möchte schon bald ein eigenes Auto haben. „Man ist dann einfach flexibler.“ Er weiß auch schon, welche Art von Wagen es sein soll: „Ein E-Auto.“

Ganz frei von Protest war der Parkplatz an der Kemnastraße dann doch nicht. Volker Hardt hatte sich mit seiner Rikscha auf den Weg gemacht. Allerdings musste er die Strecke von der Dortmunder Straße bis an den Rand der Altstadt schieben. Drei platte Reifen waren mindestens zwei zu viel. „Das war Arbeit“, schnaufte der frühere Abfallberater der Kommunalen Servicebetriebe. Das Gefährt habe er vor Jahren aus Indien bekommen, erzählte Hardt, der Mitglied bei der Lokalen Agenda und beim BUND ist. Bald wolle er Bewohner des Seniorenheimes St. Gertrudis chauffieren.


Schließlich stellte Hardt seine halbwegs ramponierte Rikscha auf einem Behinderten-Parkplatz ab. Aufgrund seiner Sehbehinderung dürfe er das auch, meinte der Umweltschützer. Seine weiteren Utensilien: ein Bürolocher, ein kaputtes Plastikpferd und Klimakarten der Recklinghäuser Innenstadt. Wegen der Reifenpanne konnte Hardt nicht wie geplant über den Wallring fahren. Das will er aber nachholen. „Bald machen wir jeden Monat einen Parking Day“, rief Hardt. Davor sollte der nächste Weg aber in die Fahrradwerkstatt führen.