
Titanen der Kunstgeschichte empfangen die Besucher im Kutscherhaus im Willy-Brandt-Park: Albrecht Dürer, Francisco de Goya, Caravaggio, Andy Warhol, Marcel Duchamp… Sebastian Riemer heißt der junge Künstler, der das berühmte Fahrrad-Rad, bekannte Selbstporträts, die Tomatensuppe aus der Dose und andere legendäre Werke nach Recklinghausen geholt hat. Mit seiner auf XXL-Format gezoomten Dia-Serie „Das Ende des XX. Jahrhunderts“ macht er technisch-historischen Müll zu einem visuellen Erlebnis.
22. Mai bis 8. August
Die Ausstellung öffnet am Samstag, 22. Mai, zwischen 15 und 20 Uhr, Corona bedingt ohne Begrüßung und ohne Bewirtung. Maximal sechs Besucher dürfen gleichzeitig mit Maske und Angabe der Kontaktdaten ins Kutscherhaus im Willy-Brandt-Park 5. Geöffnet bis 8. August, freitags 15 – 18 Uhr, samstags und sonntags 13 – 17 Uhr.
Der Künstler hat zwei Editionen zur Verfügung gestellt. Bestellungen in der Geschäftsstelle des Kunstvereins, Tel. 0 23 61/92 76 15.
Im Mittelpunkt steht nicht das berühmte Motiv, sondern die Präsentation von alten beklebten und beschrifteten Dias als überdimensionales Objektfoto. Die fotografischen Ruinen – oft handelt es sich sogar um schlecht fotografierte Abbildungen –, die im Laufe der Jahrzehnte durch zig Hände gegangen, verkratzt und beschädigt sind, behandelt Sebastian Riemer wie kleine Miniatur-Kunstwerke.
Alle Spuren der Zeit werden sichtbar
Seine monumentalen Bilder entstehen mit einem fotografisch aufwendigen Verfahren: Alle Spuren der Zeit, jeder Kratzer, jeder Punkt wird in der Großaufnahme sichtbar. Und so scheinen die Hände von Albrecht Dürer plötzlich vor einem Sternenhimmel zu schweben. Und aus unglaublich schlechten Vorlagen werden unglaublich gute Reproduktionen mit hohem Schauwert.
„Meine Arbeiten verstehe ich gleichzeitig als Hommage und Entwertung der Ausgangsobjekte. Ich sehe mich als Chronist des Abfall-Werkes.“ Sein altes Material findet Sebastian Riemer meist im Internet oder in Archiven.
Unzulänglichkeiten und Intentionen der Fotografie
Seit 2006 erforscht der gebürtige Oberhausener, der heute in Düsseldorf lebt, die Unzulänglichkeiten und Intentionen der Fotografie mit Einzelarbeiten und Serien. Der 38-Jährige stellt Objektivität, Langlebigkeit und das Dokumentarische der Fotografie infrage und tüftelt immer wieder an neuen Visualisierungen seines Themas. Auf Erfolgskurs ist der ehemalige Meisterschüler von Thomas Ruff an der Kunstakademie Düsseldorf schon seit einigen Jahren. Er gewann diverse Preise und ist heute in Galerien in Los Angeles und Paris vertreten.
Dank einer Kooperation mit dem Kunstverein Grafschaft Bentheim und der Galerie Setareh in Berlin konnte der heimische Kunstverein den gefragten Bildforscher in die Festspielstadt holen. „Da die Einnahmen der traditionellen Weihnachtskunstversteigerung fehlen, die 2020 der Pandemie zum Opfer gefallen ist, können wir in diesem Jahr nur zwei Ausstellungen realisieren“, erklärt der Vorsitzende Dr. Arno Apel.