Viel Mitgefühl und offene Fragen Zugunglück in Recklinghausen - Kleine Gedenkstätte wächst

Redakteur
Kleine Gedenkstätte für einen verstorbenen Jungen.
Am Bahnübergang Hubertusstraße ist eine kleine Gedenkstätte für den bei dem Zugunglück verstorbenen Jungen entstanden. © Ralf Wiethaup
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Es ist nicht wirklich schön an diesem Sonntagmorgen im Recklinghäuser Osten. Trotzdem bleiben viele Passanten zumindest für einen kurzen Moment stehen, wenn sie die kleine Gedenkstätte bemerken, die Freunde, Bekannte, aber vermutlich auch ganz Fremde direkt am Bahnübergang Hubertusstraße errichtet haben. Das Zugunglück, bei dem am Donnerstagabend ein Zehnjähriger ums Leben kam und ein Neunjähriger schwerste Verletzungen erlitt, hat viele betroffen gemacht.

Etliche Kerzen stehen hier, die der Nieselregen im Verbund mit einem kräftigen Wind vermutlich schon in der Nacht gelöscht hat, jemand hat eine kleine Stoffpuppe hingelegt, und dann hängen dort noch zwei Briefe, offensichtlich geschrieben von Kinderhand: „Du warst so jung, du starbst so früh, wer dich gekannt, vergisst dich nie!“, steht da in bunten Lettern, und dann folgt der herzzerreißende Satz: „In tiefer Trauer nehme ich von dir, mein bester Freund, Abschied“, so offenkundig ein Klassenkamerad.

Zugunglück: Beste Wünsche auch für den Lokführer

Eine Nachricht für den verstorbenen Jungen.
Eine der in der Nähe des Unglücksorts aufgehängten Nachrichten für den verstorbenen Jungen. © Ralf Wiethaup

Derweil dauern die Ermittlungen zum Unglück noch an. Im Kern soll es dabei natürlich um die Klärung der Umstände, die zu dem tragischen Ereignis geführt haben, gehen, wie Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen nochmal ausdrücklich betont: „Vorrangiges Ziel ist es, schnellstmöglich Antworten auf die noch offenen Fragen zu bekommen. Diese können vielleicht mit dazu beitragen, dass die Betroffenen die Trauer und emotionale Belastung verarbeiten können. Für uns ist es wichtig, den Eltern, den Angehörigen, aber auch dem Lokführer weiterhin zur Seite zu stehen.“

Die Polizeipräsidentin hatte sich ebenso wie Bürgermeister Christoph Tesche und NRW-Innenminister Herbert Reul am Donnerstagabend sofort nach Recklinghausen zum Ereignisort begeben, um sich persönlich über die Situation informieren zu lassen. „Die Eindrücke an diesem Abend wirken bei mir auch jetzt noch nach. In Gedanken bin ich oft bei den Eltern und dem Lokführer, die Schreckliches erleben mussten. Ihnen wünsche ich viel Kraft.“

Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen
Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen will schnelle Antworten auf alle Fragen. © Jörg Gutzeit (Archiv)

Bedanken möchte sich auch Friederike Zurhausen bei den vielen Einsatzkräften und den unterstützenden Seelsorgern, die an diesem Abend eingesetzt waren. „Gerade bei so einem schrecklichen Unglück stellt der Anspruch an die erforderliche berufliche Professionalität bei einer persönlichen emotionalen Betroffenheit eine große Herausforderung dar.“ Auch Ministerpräsident Hendrik Wüst hatte mit ganz ähnlichen Worten auf die Tragödie reagiert.

Möglicherweise wird der Leichnam des verstorbenen Jungen am Montag, 6. Februar, obduziert. Die Polizei bittet weiter um Hinweise von Augenzeugen, die sachdienliche Angaben zu den Geschehnissen machen könnten. Ungeklärt ist zum Beispiel auch noch, wo genau es zum Zusammenprall zwischen dem Güterzug und den Kindern kam: Der Bahnübergang Hubertusstraße muss es nicht unbedingt gewesen sein, er ist lediglich die Stelle, wo das Mitgefühl nunmehr einen gemeinsamen Zielpunkt gefunden hat.