
Das finanziell angeschlagene Bahnunternehmen Abellio bekommt in Nordrhein-Westfalen eine Atempause – um einen Rückzug vorzubereiten. Drei NRW-Verkehrsverbünde und die Tochter der niederländischen Staatsbahn haben eine Fortführungsvereinbarung geschlossen, die den Bahnbetrieb von Abellio in NRW bis zum 31. Januar 2022 finanziert. In dieser Zeit soll eine langfristige Lösung gefunden werden.
Wie die WAZ berichtet, soll so ein geordneter Rückzug der Privatbahn aus weiten Teilen von NRW vorbereitet werden. Die Pläne sehen vor, die Linien noch zwei Jahre zu betreiben und danach weitestgehend aus dem NRW-Geschäft auszusteigen.
So könne es eine geordnete Neuausschreibung für die Verträge des Rhein-Ruhr-Expresses (RRX) und der S-Bahn Rhein-Ruhr geben und es müsste nicht zu einer sehr teuren Notvergabe an eine anderes Bahnunternehmen kommen. Über dieses Angebot sollen die Verkehrsverbände am 5. November beraten.
Abellio bekommt Millionenhilfen aus den Niederlanden
Das Angebot klappt aber nur mit Millionenhilfen aus den Niederlanden. Die niederländische Staatsbahn stellt als Gesellschafter einen unteren dreistelligen Millionenbetrag zur Verfügung, so die WAZ.
Abellio ist seit Juni in einem Schutzschirmverfahren, einem Sanierungsverfahren im Rahmen des Insolvenzrechts. Das Unternehmen betreibt in NRW unter anderem die RRX-Linien RE 1 und RE 11, die S-Bahn Rhein-Ruhr sowie Strecken im Sauer- und Siegerland. Abellio könnte sich aber auch bei einer neuen Ausschreibung erneut um die Strecken bewerben. Durch die Neuausschreibung hat die Deutsche Bahn aber wieder die Chance, ihrer Monopol-Stellung wieder näher zu kommen.
Abellio kündigt nicht alle Verträge in NRW
Die Verkehrsverträge im Rhein-Sieg-Netz, im Niederrhein-Netz und auf der Strecke S7 sollen aber laut Abellio weiter Bestand haben. Abellio hat in Deutschland etwa 3.100 Beschäftigte, die Züge rollen momentan auf 52 Linien in NRW, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Baden-Württemberg.
Abellio und andere Konkurrenten der Deutschen Bahn klagen über hohe Kosten, die beim Abschluss der langjährigen Verträge mit den Verkehrsverbünden nicht abzusehen gewesen seien. Sie fordern deshalb Nachzahlungen und vertragliche Verbesserungen, damit sie keine Verluste mehr einfahren.
dpa/akg