
Die Schäden an der maroden und mittlerweile abgerissenen A45-Rahmedetalbrücke bei Lüdenscheid waren offenbar viel länger bekannt. Passiert ist offenbar jahrelang nichts. Darüber berichtet das Medienhaus Ippen am Montag (19.2.) mit Verweis auf die neuerliche Sitzung des Untersuchungsausschusses im NRW-Landtag. Ministerpräsident Hendrik Wüst steht unter Druck.
Bereits zwischen 2017 und 2020 seien keine Beeinträchtigungen der Standfestigkeit der Brücke erkannt worden, obwohl ein Bauingenieur, der die Brücke 2021 genauer unter die Lupe genommen hatte, ausgesagt hatte, dass es erhebliche Mängel an Schweißnähten sowie schwere Korrosionsschäden gegeben habe. Bereits im November hatte der Sachverständige gesagt, dass Teile der Brücke bereits jahrzehntelang unter Wasser standen und verrostet waren. Ein Bericht mit Schäden fehlte allerdings.
Und erst 2021 war die Brücke als wichtige Verbindung des Ruhrgebiets zum Rhein-Main-Gebiet und Pulsader des Sauerlandes dann urplötzlich gesperrt worden, 2023 erfolgte die Sprengung des Bauwerks. Währenddessen läuft ein Neubau.
Schlechte Kommunikation zwischen Prüfstellen
Die Aussagen und Berichte offenbaren nun erhebliche Kommunikationsschwierigkeiten unter den zuständigen Prüfstellen. So sagte ein leitender Bauwerksprüfer, der Ingenieursberichte prüfte, am Montag als Zeuge aus, dass er bei schwerwiegenden Schäden seinen Vorgesetzten in Kenntnis gesetzt habe. Ob er auch die Rahmedetalbrücke prüfte, ob er mit seinem Vorgesetzten über das Bauwerk gesprochen habe und welche Maßnahmen folgten, blieb offen.
Auch dass die Brücke über Jahre eine schlechte Zustandsnote gehabt habe, hatte offenbar nicht zu Maßnahmen geführt. Die Gesamtnote setze sich aus den Kriterien der Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit zusammen, schon ein fehlerhaftes Geländer hätte zu einer solchen Note führen können, sagte der Zeuge. Er sei überrascht gewesen, als die Brücke plötzlich gesperrt wurde.
Wüst unter Druck
Was das alles mit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst zu tun hat? Die Opposition will besonders die Rolle des früheren Verkehrsministers und heutigen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst mit dem U-Ausschuss zum „Brückendesaster“ unter die Lupe nehmen. Der CDU-Politiker war von 2017 bis Oktober 2021 NRW-Verkehrsminister, bevor er Regierungschef wurde. Persönliche Versäumnisse hat er bereits verneint, räumte aber Planfehler ein. Darüber hinaus soll sich der Ausschuss auch insgesamt mit der vielfach maroden Brückeninfrastruktur in NRW befassen.
sre/mit dpa