
Schule, Uni bzw. heute mein Job, daneben Familie und Freunde treffen und den Partner nicht vernachlässigen, den Haushalt schmeißen, den Hamster füttern, ein bisschen entspannen und dann noch Nachhilfe geben. Ja, so ungefähr sieht mein Alltag aus. Viel Platz für andere Dinge ist in meinem Leben nicht mehr – und trotzdem nehme ich mir noch die Zeit für mein Ehrenamt.
Als ich darüber nachdachte „Sina wieso machst du das eigentlich?“, ist mir nicht sofort der eine Grund eingefallen. Vielmehr ist es ein Zusammenspiel mehrerer Aspekte.
Konfirmationsunterricht brachte die Idee
Bei mir hat alles damals mit der Konfirmation angefangen bzw. mit dem Konfirmationsunterricht. Ich erinnere mich gut daran, wie ich damals, in der dritten Klasse, die erwachsenen Betreuer bewunderte. Schon damals dachte ich mir „Sowas will ich auch mal machen“.
Konkreter wurde dieser Wunsch allerdings erst fünf Jahre später, wieder im Konfirmandenunterricht. Die „Teamer“ waren höchstens 5-6 Jahre älter als ich und trotzdem hatten sie eine ganz besondere Ausstrahlung in ihrer Leitungsfunktion der Gruppe.
Diese Erfahrung wollte ich auch erleben und so bin ich nach der einjährigen Schulung zur ehrenamtlichen Mitarbeiterin bei uns in der „boje“ dann wieder im Konfirmandenunterricht gelandet. Aber diesmal als Betreuerin.
Ich konnte zwar schon früh sagen, dass ich mir nicht vorstellen könnte hauptberuflich mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Aber einmal wöchentlich im Konfi-Unterricht macht es unheimlichen Spaß.
Ehrenamt gibt einem die Chance zu wachsen
Irgendwann bin ich dann von der kirchlichen Mitarbeit mehr in unser Jugendzentrum gerutscht und habe dort bei Veranstaltungen oder Aktionen geholfen. Nach einiger Zeit wurde ich dann gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, zwei Wochen mit einer Gruppe von ca. 30 Kindern als Betreuerin nach Dänemark zu fahren. Eine ganz andere Herausforderung, aber ich hab trotzdem ja gesagt – und es war die beste Entscheidung meines Lebens.

Man wächst in diesen zwei Wochen unglaublich über sich hinaus und fügt sich als Team untereinander unfassbar gut zusammen. Man ist für zwei Wochen eine große Gemeinschaft – eine Familie.
Auch wenn man nach 14 Tagen Schlafmangel unglaublich kaputt ist, macht es alles wieder gut, wenn einem die Kinder mit einem breiten Grinsen – und manchmal auch einer Träne – am Bus schließlich „Auf Wiedersehen“ sagen. Dieses starke Gemeinschaftsgefühl ist für mich das Schönste.
Das Gemeinschaftsgefühl gibt den nötigen Ansporn
Dieses Gefühl und generell die Gemeinschaft sind auch der Grund, wieso ich mich in der (kirchlichen) Kinder- und Jugendarbeit engagiere. Ich bin nicht super gläubig, aber ich ziehe unheimlich viel Kraft aus diesem Zusammenleben. Und es tut so gut, etwas für andere zu tun.
Gerade auch dann, wenn wir auf Freizeiten Kinder dabeihaben, die aus sozial schwächeren Familien kommen. Zu sehen, wie sie unbeschwert zwei Wochen Urlaub genießen und zum Teil das erste Mal das Meer sehen, ist wirklich unglaublich.
Unglaublich finde ich auch die Tatsache, wenn man mal darüber nachdenkt, wie sehr wir grundsätzlich in unserer Gesellschaft vom Ehrenamt abhängig sind und wie wichtig es deshalb ist, dass sich so viele Menschen ehrenamtlich engagieren. Wenn ich dabei allein an die Hilfsorganisation die „Tafel“ denke – Ehrenamt schließt hier eine Lücke, die der Staat niemals füllen könnte.
Vieles was alltäglich scheint, ist ohne Ehrenamtliche unmöglich
Oder auch ganz aktuell die Hilfen bei der Hochwasserkatastrophe – oder wenn wir an unsere Sportvereine denken. Wie würden der kleine Fußballclub, der Tanz- oder Turnverein funktionieren, wenn er keine Menschen hätte, die in ihrer Freizeit die Organisation dessen übernehmen.
Und natürlich auch unsere Dänemark-Freizeit: Wie könnte ein hauptamtlicher Leiter mit 30 Kindern ins Ferienlager fahren, wenn er nicht seine 12 fleißigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hätte, die ihn bei der Planung, Organisation und Durchführung unterstützen?
Jeder kann das passende Ehrenamt für sich finden
Wichtig ist also, dass es Menschen gibt, die sich auch zukünftig für das Gemeinwohl engagieren. Und das Schöne ist, dass es so viele Möglichkeiten gibt dies zu tun. Wenn ich Euch inspirieren konnte und Ihr auch etwas zurückgeben wollt, dann könnt Ihr das nach Euren persönlichen Interessen tun. Überlegt Euch doch mal, was Ihr gerne tut und schaut Euch nach einem passenden Ehrenamt in diesem Bereich um. Manchmal reichen die kleinen Dinge aus.