
Ich habe das Gefühl, dass das Einkaufen seit Corona noch stressiger geworden ist: Bloß niemandem zu nah kommen, niemandem im Weg stehen und auch bloß nichts vergessen – man möchte ja schließlich nicht öfter als unbedingt notwendig in einen Raum mit so vielen Leuten. Vor dem richtigen Regal nehmen wir uns nur ein paar Sekunden Zeit, um das Produkt unserer Wahl zu begutachten. Die meisten Sachen landen eh schon aus Gewohnheit im Korb, da muss man sich keine großen Gedanken mehr machen.
Aber warum kaufe ich eigentlich schon immer genau die Marke an Nudeln oder Milch, und wie entscheide ich mich, wenn ich mir, ganz experimentierfreudig, ein neues Rezept herausgesucht habe und jetzt Sachen brauche, von denen ich bis dato noch nie gehört habe? Zum einen ist natürlich der Preis ausschlaggebend und für einige sind es bestimmt auch die Inhaltsstoffe.
Verpackungen beeinflussen Kaufverhalten und Geschmackssinn
Ich komme mir allerdings schon immer so vor, als würde ich den ganzen Laden lahmlegen, wenn ich ein paar Minuten zu lange in einem der engen Gänge stehe und ganz ehrlich, so wirklich weiß ich auch nicht, was all diese Inhaltsstoffe bedeuten. Ein Faktor, von dem ich mich hingegen mehr beeinflussen lasse, als ich mir manchmal eingestehen möchte, ist das Verpackungsdesign – und damit bin ich nicht alleine!
Wissenschaftler haben nämlich inzwischen herausgefunden, dass die Verpackung nicht nur unser Kaufverhalten beeinflussen kann, sondern sogar unser Geschmackserlebnis. Dabei hängen die einzelnen Faktoren immer vom Produkt und vom Kontext des Kaufes ab, aber die Entdeckungen sind trotzdem sehr interessant.
Eckige Packung suggeriert gesunden Inhalt
Wusstet Ihr zum Beispiel, dass Verpackungen mit vertikalen Mustern häufig unterbewusst mit Luxus und Qualität verbunden werden? Oder dass Müsli-Kekse in einer eckigen Verpackung von einigen als gesünder wahrgenommen werden, als in einer runden? Eine Studie hat sogar herausgefunden, dass dieselbe Chips-Sorte als salziger empfunden wurde, wenn sie aus einer rauen Schale anstelle einer glatten Schüssel probiert wurde. Diese Effekte können durch verschiedene psychologische Theorien erklärt werden. Das bedeutet jetzt aber natürlich nicht, dass man den Geschmack durch solche Manipulationen zum Beispiel komplett verändern kann. Auch diese Beeinflussungen haben ihre Grenzen. Trotzdem werden die Erkenntnisse von Marketingabteilungen gerne genutzt.
Knallige Farben und eckige Verpackungen stehen zum Beispiel für einen intensiven Geschmack, während rundliche Behälter und dicke Schriftarten oft Süße kommunizieren. Da unter anderem Fast-Food-Ketten oder Snackverpackungen diese Designs gerne nutzen, werden sie in unseren Köpfen immer stärker mit ungesunden Lebensmitteln verbunden.
Gesunde Ware wirkt dank Verpackung oft fad
Den gesunden Lebensmitteln bleiben dann noch helle Farben oder Grüntöne. Das Problem: Diese Farben zeigen dann nicht nur an, dass das Produkt zum Beispiel weniger Zucker oder künstliche Zusätze enthält, sondern werden leider auch oft mit geringem oder sogar fadem Geschmack verbunden. Diese vielschichtigen Bedeutungen spielen den Marketingabteilungen von Produzenten gesunder Lebensmittel also nicht in die Karten. Aber die Komplexität betrifft jedes Produkt. Jede Verpackung ist quasi eine Wissenschaft für sich.
Und wir als Verbraucher sollten auch anfangen über die Verpackungen nachzudenken. Dann können wir genauer zwischen einem Produkt, das nur besonders gesund oder lecker aussehen soll und einem, dass es wirklich ist, unterscheiden und fallen hoffentlich nicht mehr auf die Designtricks herein.