
Der CDU-Politiker Norbert Röttgen hat es verteidigt, dass die Union mit ihrem unterlegenen Kanzlerkandidaten Armin Laschet in die Sondierungen für eine Koalition mit Grünen und FDP geht. In der ARD-Sendung „Anne Will“ verneinte er am Sonntagabend die Frage, ob Laschet nicht unmittelbar nach der Unionsniederlage bei der Bundestagswahl am vergangenen Sonntag hätte zurücktreten müssen. „Das wäre falsch gewesen“, sagte Röttgen, der als einer derer gilt, die Laschet stürzen wollen, um selbst ins Machtzentrum der Union aufzurücken.
Ein Rücktritt wäre deshalb falsch gewesen, weil noch nicht klar sei, wer eine Regierung bilden könne – SPD, Grüne und FDP in einer Ampel-Koalition oder die Union mit Grünen und FDP in einem sogenannten Jamaika-Bündnis. „Wenn das nicht der Fall ist, ist die Union auch in der Pflicht, Gespräche zu führen“, erklärte Röttgen und fügte mit Blick auf die parteiinternen Ämterwahlen hin, „und zwar mit dem Personal, das gewählt worden ist.“

Allerdings beantwortete Röttgen Wills Frage erst beim dritten Nachfassen der Moderatorin, nachdem er zuvor stets ausgewichen war. Zuvor hatte er in Interviews eine inhaltliche und auch personelle Neuaufstellung der Union gefordert, was als Attacke auf Laschet verstanden worden war. Er erläuterte in der Sendung, dass die inhaltlichen Fehler der Partei teils aus der Zeit vor Laschets Amtsantritt herrührten.
Anne Will: Wie opportunistisch und machtversessen ist das eigentlich?
Am Ende der Sendung griff Anne Will Röttgen dann noch einmal an: „Sie, Friedrich Merz, Jens Spahn, andere sprechen Armin Laschet die Führungsfähigkeit ab, machen ihn im Prinzip voll verantwortlich für die Wahlniederlage und Sie sagen gleichzeitig aber: Der Mann kann Kanzler und solange das nicht ausgeschlossen ist, muss er auch nicht zurücktreten. Wie opportunistisch und machtversessen ist das eigentlich?“
Röttgen war auch einer der Konkurrenten Laschets um den Parteivorsitz gewesen, unterlag diesem aber wie Friedrich Merz auf dem Parteitag im vergangenen Januar.
Die ganze Sendung können Sie in der ARD-Mediathek nachsehen.
dpa/kar
