
Trotz großer Anstrengungen in den vergangenen Tagen ist die Hilfe für den fünfjährigen Rayan in Marokko nicht mehr rechtzeitig gekommen. Das Rettungsteam habe den Jungen am Samstagabend zwar aus dem 32 Meter tiefen Brunnen geborgen, meldete die staatliche marokkanische Nachrichtenagentur MAP. Der Junge wurde aber kurze Zeit später für tot erklärt.
Rayan war am Dienstagnachmittag in einen ungesicherten Brunnen in der Nähe seines Zuhauses in einem Dorf rund 150 Kilometer nördlich der Stadt Fes gefallen.
Marokkanische Menschenrechtsorganisation kritisiert lokale Behörden
Eine marokkanische Organisation machte den lokalen Behörden Vorwürfe, dass das Problem ungesicherter Brunnen durch illegale Bohrungen schon lange bekannt sei. Die vielen tiefen Schächte seien eine Gefahr für die Bevölkerung, insbesondere für Kinder, kritisierte die Nördliche Beobachtungsstelle für Menschenrechte in Marokko.
Wegen der Dürre und Wasserknappheit in der Region seien viele Brunnen ohne Genehmigung gegraben worden, erklärte ein Politiker in der marokkanischen Provinz Chefchaouen. „Mehr als 90 Prozent der Familien in der Gegend von Tamorot haben ihre eigenen Brunnen“, sagte Abdelhai al-Tayar am Sonntag. „Rayans Tod hat ein Schlaglicht auf den desolaten Zustand von Tamorot und die extreme Armut geworfen, unter der die meisten Familien leiden.“
Die Anteilnahme nach dem Tod des Jungen ist groß. In den sozialen Medien posten Menschen Bilder zum Gedenken an Rayan. König Mohammed VI. habe den Eltern in einem Telefonat sein Beileid ausgesprochen, hieß es in einer Erklärung des Königshauses. Papst Franziskus dankte den Marokkanern für ihre Hilfe und Anteilnahme an den Rettungsversuchen.
Es gab bereits ähnliche Unglücke in den vergangenen Jahren. Vor knapp einem Jahr starb ein zehn Jahre alter Junge in Syrien nach einem Sturz in einen rund 20 Meter tiefen Brunnen. Vor drei Jahren konnten Helfer einen Zweijährigen in Spanien nur noch tot aus einem Schacht bergen. Julen war mehr als 70 Meter tief in einen illegal gebohrten Brunnen gefallen.