
Eigentlich steht sie für Innovation im Kampf gegen die Klimakrise, doch zuletzt hat die Wärmepumpe vielen Menschen allenfalls Kopfschmerzen bereitet. Als das Bundeswirtschaftsministerium um Robert Habeck (Grüne) einen Gesetzentwurf zum sogenannten Heizungsgesetz erstmals im Februar ankündigte, waren vor allem Hauseigentümer und -eigentümerinnen besorgt: Muss ich meine Gasheizung bald durch eine teure Wärmepumpe ersetzen? Müsste mein Haus nicht erst mal saniert werden, damit sie die Räume ausreichend heizen kann? Und mache ich mich in der Nachbarschaft nicht unbeliebt, wenn ich mir einen unästhetischen, lauten Klotz vor mein Haus stelle?
Trend geht deutlich Richtung Wärmepumpe
Die Ampelkoalition hat die Gemüter besänftigen können, als sie sich auf einen Gesetzentwurf mit längeren Übergangszeiten für den Heizungstausch bei Bestandsgebäuden verständigt hat – ehe das Bundesverfassungsgericht später das Heizungsgesetz beziehungsweise die geplante Verabschiedung des Gesetzes am 7. Juli stoppte.
Der Trend geht nichtsdestotrotz deutlich in Richtung Wärmepumpen: die Absatzzahlen steigen, der Bund will bis 2030 mindestens sechs Millionen Geräte in Deutschland in Betrieb sehen. Obendrein sollen laut der Regierungspläne spätestens 2030 auch bei Bestandsgebäuden neue Heizungen zu 65 Prozent aus erneuerbaren Energien stammen, wofür vor allem Wärmepumpen infrage kommen.
Für viele Menschen heißt das, dass sie sich früher oder später mit Wärmepumpen auseinandersetzen müssen – und überprüfen sollten, welche ihrer Sorgen rund um das Thema begründet oder unbegründet sind. Experten geben Antworten auf Fragen, die die Gemüter erhitzen.

Muss jedes Haus vorher gedämmt werden, damit eine Wärmepumpe funktioniert?
Die meisten Gebäudehüllen hierzulande schirmen Wind und Wetter ab, geben allerdings Wärme nach außen ab. Damit geht salopp gesagt mitunter sehr viel Energie flöten. Gute Dämmstoffe wie Styropor in den Außenmauern der Gebäude können das weitgehend aufhalten – und auch umgekehrt im Sommer verhindern, dass nicht zu viel Wärme in die Räumlichkeiten gelangt.
Für Wärmepumpen hat eine energetische Sanierung der Gebäude, in denen sie zum Einsatz kommen sollen, somit wichtige Vorteile. Vor allem sinken dadurch die Stromverbräuche beim Heizen, der Leistungsbedarf des Gebäudes verringert sich. Und das hat wiederum auch wieder Vorteile für die örtlichen Stromnetze, die für die mit Strom betriebenen Wärmepumpen ausgebaut werden müssten. „Wenn ich jetzt einen Gebäudebestand habe, der geringere Leistungsspitzen hat, muss dieser Ausbau nicht so umfangreich sein“, sagt Sebastian Herkel vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg.
Dämmung des Gebäudes sinnvoll
Insofern ist es sinnvoll, so der Leiter der Abteilung Energieeffiziente Gebäude am Institut, Gebäude gut zu dämmen. Allerdings ist eine Dämmung eine kostspielige Angelegenheit. Für eine Fassadendämmung müssen Hauseigentümerinnen und -eigentümer durchaus mit 75 bis 200 Euro pro Quadratmeter rechnen – was zusammen mit den Anschaffungskosten für eine Wärmepumpe die Gesamtbelastung deutlich erhöhen würde. Doch ohne Dämmung kann die Wärmepumpe auf lange Sicht mehr Kosten als eigentlich nötig verursachen, gerade in schlecht gedämmten Altbauten. „Eine Luft-Wärmepumpe mit kleinen Heizkörpern als einzige Heizung im Altbau und ohne Wärmedämmung – das ist riskant“, warnt etwa Helge Pfingst, Energieberater bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen auf deren Homepage.
Eine Dämmung kann einen Beitrag dazu leisten, dass eine Wärmepumpe effizienter arbeiten kann und weniger Wärme verloren geht, so Herkel. Eine derartige Maßnahme „ist aber nur in wenigen Gebäuden wirklich die zwingende Voraussetzung, dass ich zunächst mal eine solche Technologie einsetzen kann“. Sprich: Eine Wärmepumpe kann auch in Bestandsgebäuden funktionieren und ausreichend heizen. Und hinsichtlich des Energieverbrauchs sei die Dämmung nicht der alleinige, dafür ausschlaggebende Faktor: Die Größe der Übergabesysteme, also etwa der Heizkörper, sei ebenso wichtig für die Effizienz.
Hersteller haben zudem lange daran gearbeitet und viel investiert, um die heutigen Wärmepumpenmodelle auch für ältere Gebäude geeignet zu machen. Das gilt vor allem für die Außenluftwärmepumpe, die angesichts der hohen Nachfrage im Fokus stand, wie Dirk Müller, Professor für Gebäude- und Raumklimatechnik an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, erklärt. „Speziell hat man in diesen Wärmepumpen die Kältemittel-Kreisläufe verbessert und auch neue Kältemittel eingesetzt, sodass man heute Vorlauftemperaturen von 70 Grad Celsius mit den Systemen erreichen kann – auch bei tiefen Außentemperaturen“, sagt Müller.
Ruhestörung: Macht jede Wärmepumpe viel Lärm?
Auseinandersetzungen wegen zu lauter Partys und Rasenmäher sind in Deutschland bereits üblich, da braucht es hierzulande nicht auch noch Streitigkeiten wegen einer zu lauten Wärmepumpe. Allerdings landen auch solche Fälle nicht selten vor Gericht, manche Anwältinnen und Anwälte im Baurecht können sich vor Anfragen zu solchen Fällen kaum retten.
Wenn eine Wärmepumpe Lärm macht, kann das verschiedene Ursachen haben: Ventilatoren oder Verdichter können ihn zum Beispiel verursachen. Die Außengeräte können dann mitunter Lautstärken von bis zu 60 Dezibel verursachen, also etwa so viel Lärm wie der gewöhnliche Straßenverkehr oder eine normale Unterhaltung. Natürlich nimmt der Lärm mit zunehmendem Abstand zum Außengerät ab, doch wenn der Abstand zum benachbarten Haus eher gering ist, kann die Lautstärke Nachbarinnen und Nachbarn stören. In Wohngebieten sind Lautstärken von 60 Dezibel bei Wärmepumpen nachts zudem nicht erlaubt, mancherorts auch tagsüber nicht.

In der Entwicklung der Wärmepumpen spielt die Lärmproblematik eine große Rolle. Beispielsweise testet Hersteller Viessmann neue Wärmepumpen in einem sogenannten Akustiklabor, um Lärmquellen zu identifizieren. Und inzwischen gibt es eine Reihe an technischen Maßnahmen für Hersteller, die Geräte deutlich leiser zu konstruieren. „Sie können leise Ventilatoren einsetzen, sie können Dämmmaterialien einsetzen, sie können von vornherein auf eine Kompressortechnologie setzen, die leise ist“, betont Müller.
Es gibt sie also: Wärmepumpen, die nicht stören, nur minimal hörbar sind. Der Haken daran ist allerdings, dass leisere Wärmepumpen in der Regel die teureren sind, da ihre Konstruktion laut Müller mit erheblichen technischen Aufwänden verbunden sei. Er plädiert folglich dafür, bei der Förderung der Systeme nicht nur die Effizienz, sondern auch die Schallemission zu bewerten – damit folglich mehr leise Modelle installiert werden. „Wenn wir Wärmepumpen in größerem Stil einbauen, die dieses Kriterium nicht erfüllen, dann wird das die Akzeptanz für diese Technik extrem belasten“, betont er.
Lohnen sich Wärmepumpen überhaupt finanziell?
Unstrittig ist, dass Wärmepumpen in der Anschaffung teurer als etwa Gaskessel sind. Die Preise für Kauf und Einbau einer Wärmepumpe bemisst das Wirtschaftsministerium bei einem Einfamilienhaus aktuell auf 22.420 Euro bis 45.920 Euro. Bei einem Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen sind es demnach zwischen 38.680 Euro und 78.080 Euro, wie der „Spiegel“ unter Berufung auf eine Antwort des Wirtschaftsministeriums auf Fragen der FDP-Fraktion berichtet. Zum Vergleich: Der Komplettpreis für Einfamilienhäuser liegt bei Gasheizungen in den allermeisten Fällen noch im vier- bis unteren fünfstelligen Bereich. Damit sind Wärmepumpen trotz der staatlichen Förderung – die bei bis zu 40 Prozent liegt – beim Kauf teurer.
Aber wie sieht es langfristig aus? Hersteller nutzen potenzielle Einsparungen bei den Energiekosten als Verkaufsargument – und liegen auch grundsätzlich nicht falsch, wie Martin Pehnt, wissenschaftlicher Geschäftsführer am Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg, meint. „Wenn wir unsere Energiepreisentwicklung zugrunde legen, dann ist die Wärmepumpe in Bezug auf die Vollkosten, also die Jahresgesamtkosten, in der Regel eine Option, die günstiger ist, als eine neue Gasheizung einzubauen oder auch eine alte Gasheizung weiter zu betreiben – und das auch schon ohne Förderung.“ Es sei zwar schwierig, Energiepreise für Strom und Gas zu prognostizieren. Jedoch zeige eine relative große Brandbreite an Prognosen, dass Wärmepumpen eine wirtschaftliche Option für Einfamilien- und kleinere Mehrfamilienhäuser sind.

Wie hoch die Heizkosten mit einer Wärmepumpe letztendlich ausfallen, hängt aber von verschiedenen Faktoren ab – nicht zuletzt auch davon, wie gut das Gebäude gedämmt ist. Wichtig ist aber auch eine richtige Auslegung der Wärmepumpe, denn wenn eine Wärmepumpe zu groß ausfällt, neigt sie zum Takten – also zum ständigen Ein- und Ausschalten. „Wenn die Wärmepumpe ein häufiges Taktverhalten hat, wird sie zu einem richtigen Stromfresser“, betonte Wärmepumpeninstallateur André Willers im August gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Die Folgen: hohe Stromkosten, die schlimmstenfalls einen Wechsel der Anlage nötig machen.
Fachleute raten folglich dazu, sich vor der Entscheidung für oder gegen eine Wärmepumpe gut beraten zu lassen. Eine Heizlastberechnung kann Hauseigentümern und -eigentümerinnen zum Beispiel einen ersten Überblick darüber geben, wie hoch die Stromkosten ausfallen könnten – und vor allem wie die Wärmepumpe dimensioniert werden muss. Je nach Sanierungsstand des Gebäudes können Fachleute außerdem bei der Planung schätzen, wie hoch die Kostenbelastung bei einem Verzicht auf Dämmung ausfallen könnte. Womöglich ist eine energetische Sanierung dann langfristig sinnvoller, um die Ausgaben für das Heizsystem über Jahre wieder einzuspielen.
Das würde wiederum die Investitionskosten in die Höhe treiben – und für diese braucht es laut Pehnt Lösungen. Zum Beispiel brauche es neue Vermarktungsmodelle: Er könne sich etwa eine Art Leasing für Heizungen vorstellen, ähnlich wie es bereits bei Autos üblich ist. „Der Anbieter kann das professionell abwickeln, kann große Stückzahlen bestellen, kann auch den Betrieb professionalisieren, die Förderung beantragen, also so eine Art One-Stop-Shop machen“, schlägt Pehnt vor. Er plädiert außerdem für einen Heizungskredit für alle – unabhängig vom Alter, Einkommen und Schufa-Einträgen. „Wenn wir diese Themen zusammennehmen, dann müssen wir auch an der Stelle der Art und Weise, wie wir heutzutage Heizungen verkaufen und installieren, weiterkommen“, sagt er.
Wärmepumpe kühlen bei herkömmlichem Heizkörper?
Stimmen alle Voraussetzungen, können sich Wärmepumpen-Käuferinnen und -Käufer über weniger Energiekosten freuen. Das legt zumindest ein Rechenbeispiel des Fraunhofer-Instituts aus dem Jahr 2022 nahe: Wird ein teilsaniertes Einfamilienhaus mit 150 Quadratmetern mit einer durchschnittlich effizienten Wärmepumpe beheizt, könne man bei einem Gaspreis von 25 Cent und einem Strompreis von 35 Cent pro Kilowattstunde demnach über 150 Euro monatlich sparen. Voraussetzung für dieses Beispiel ist, dass das Heizsystem aus einem Kilowatt Strom drei Kilowatt Wärme erzeugt. Je nach der Höhe der Einsparungen bei den Energiekosten kann sich eine Wärmepumpe also auf Dauer lohnen. Bis sich die Anschaffungskosten rechnen, können in manchen Fällen aber schon mal Jahrzehnte vergehen.
In Zeiten der Klimakrise ziehen immer mehr Menschen eine Klimaanlage für den Sommer in Erwägung, die Branche boomt. Hauseigentümerinnen und -eigentümer könnten dabei mit der Anschaffung einer Wärmepumpe gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die meisten Wärmpumpen haben die Fähigkeit, Innenräume zu kühlen – zumindest theoretisch. Praktisch hängt es vor allem von den Heizkörpern im Zuhause ab, wie viel und ob die Innenräume gekühlt werden können.
Die Kühlleistung ist laut Müller bei herkömmlichen Heizkörpern limitiert – und nicht ganz ohne Risiken. „Wenn ich normale Heizkörper zu Hause habe und anfange, die Heizkörper mit kaltem Wasser zu durchströmen, dann merke ich im Sommer sehr schnell, dass ich da Kondensatbildung habe“, sagt Müller. Kondensat kann in Wohnungen zu Schimmelbildung führen. „Wenn ich eine Fußbodenheizung habe, dann geht schon ein bisschen mehr“, sagt der Experte mit Blick auf die Kühlfähigkeit einer Wärmepumpe. Aber auch da müsse man aufpassen, dass kein Kondensat aus dem Fußboden kommt.
Aus Sicht des Experten funktioniert die Kühlung über eine Deckenflächenheizung deutlich besser. „Allerdings ist dann die Beheizung etwas schwieriger“, sagt Müller. Inzwischen gebe es auch einige Erweiterungssets für Heizkörper auf dem Markt, bei denen Wärmepumpen-Eigentümerinnen und -Eigentümer Ventilatoren an die Heizkörper anbringen können. Die sorgten für mehr Luftbewegung am Heizkörper, die Kühlleistung ließe sich erhöhen. An der Wärmepumpe scheitert es mit dem Kühlen also in den allermeisten Fällen nicht – der ausschlaggebende Faktor ist vor allem das Übergabesystem.