Hugo Egon Balder kommt nach Bergkamen „Zum Glück haben viele die ,Tutti-Frutti‘-Regeln nicht verstanden“

Hugo Egon Balder gestikuliert auf der Bühne.
Hugo Egon Balder kommt am 24. Mai 2025 nach Bergkamen © Neuland Concersts
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Frage: Herr Balder, ich bin alt genug, um in den frühen 90er Jahren ferngesehen zu haben. Sie ahnen, welche TV-Sendung mir einfällt, wenn ich Ihren Namen höre?

Tutti Frutti! Nervt es Sie, dass Sie mit einer Sendung in Erinnerung geblieben sind, in der es in erster Linie um nackte Brüste ging und um Spielregeln, die niemand kapiert hat, die aber auch niemanden wirklich interessiert haben? Und nicht zum Beispiel als Produzent von „RTL Samstagnacht“, einer Sendung, die für die Comedy in Deutschland wirklich wegweisend war?

Und der Aufschrei oder der Tabubruch, wenn es denn einer war, der war einkalkuliert?

„RTL wurde als ,Tittensender‘ bezeichnet“

Sie sind so etwas wie das Urgestein des deutschen Privatfernsehens. Als Sie damals anfingen, haben das manche als Fernsehrevolution gedeutet. War das eine? Wenn ja, was hat sie bewirkt, was spürt man davon 40 Jahre später noch im heutigen Fernsehen?

Was zum Beispiel?

Auch, wenn Sie vorher Rundfunk gemacht haben, sind Sie durch das Fernsehen bekannt geworden. Aber Sie waren in den 70er Jahren auch Mitglied des Schiller-Theaters in Berlin und haben in den 80er Jahren im „Kommödchen Düsseldorf“ Kabarett gemacht, mit Harald Schmidt und der Kabarett-Legende Lore Lorentz. Sie können sich also durchaus ins Feuilleton trauen. Gibt es den TV-Balder und den Kultur-Balder oder wäre das eine künstliche Trennung?

In Bergkamen präsentieren Sie ihr erstes Solo-Programm. Sie werden bei ihrem Auftritt am 24. Mai im studio theater ihren 75. Geburtstag hinter sich haben. Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen: Für einen Debutanten ist das ja schon ein reifes Alter. Was hat Sie bewegt, nach so vielen Jahren im Fernsehstudio zu sagen: Jetzt stelle ich mich mal ganz allein auf die Bühne?

In der Ankündigung ist zu lesen, dass Sie dem Publikum in ihrem Programm „Erzählt es bloß nicht weiter!!“ einen Blick hinter die Kulissen Ihres Lebens geben. Sie haben eben selbst gefragt, wen das interessieren soll. Warum glauben Sie, dass sich das Publikum dafür interessiert? Und was hat das Publikum in Bergkamen zu erwarten? Wird das die Lebensbeichte eines Entertainers?

„Das Publikum muss sagen: Das war ein toller Abend“

Was ist bei diesem Programm ihre Hauptmotivation? Wollen Sie Ihr Publikum ausschließlich gut unterhalten oder gibt es da noch andere Motive?

Ist in so einem Unterhaltungsprogramm Platz für die schrecklichen Aspekte Ihrer Familiengeschichte? Ihre jüdische Mutter Gerda Balder hat das KZ Theresienstadt überlebt, worüber Sie vor zehn Jahren in dem Fernsehfilm „Mit dem Mut der Verzweiflung“ berichtet haben. Spielt das auch eine Rolle oder lässt man das außen vor bei so einem Auftritt?

Können Ihnen die Zuschauer in Bergkamen alles glauben, was Sie auf der Bühne erzählen?

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