Die Chefs des Rochus-Hospitals im Interview Schließungs-Gerüchte „zu 100 Prozent Fake News“

Standortleiter Axel Westermann vor der Intensivstation des Rochus-Hospitals: Sie wurde in den vergangenen Jahren saniert, die Geburtshilfe aber ist jetzt geschlossen worden. Im Interview spricht er über die Zukunft des Krankenhauses.
Standortleiter Axel Westermann vor der Intensivstation des Rochus-Hospitals: Sie wurde in den vergangenen Jahren saniert, die Geburtshilfe aber ist jetzt geschlossen worden. Im Interview spricht er über die Zukunft des Krankenhauses. © Tobias Weckenbrock (2022)
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Frau Luckner, Herr Westermann, warum haben Sie jetzt entschieden, doch schon am 16. 5. Die Geburtshilfe zu schließen?

Ich habe gehört, der April wäre vielleicht ein Rekordmonat geworden, mit über 60 angemeldeten Geburten. Stimmt das?

Sind Sie als Geschäftsführung nicht sogar froh, dass sich jetzt viele Krankenschwestern selbst einen Job gesucht haben und damit eine Abfindungszahlung gar nicht fällig wird?

Aber nicht unbedingt in dem Bereich, in dem sie waren.

Das Marienhospital Lünen profitiert jetzt auch von dieser Zahlung…

Das Rochus hätte davon nichts mehr gehabt, oder?

2014 hat man viel in die Kreißsäle investiert. Nicht aber in die Wöchnerinnen- beziehungsweise Säuglingsstation. Da fallen Schränke auseinander, sind Wände verschmiert, der Fußboden rollt sich auf, das höre ich zumindest aus Schilderungen von drinnen. Wenn man in die Privatstation geht, da sieht es ganz anders aus. Haben Sie diese Station stiefmütterlich behandelt und damit im Prinzip das Ende mit eingeleitet?

Kommt es dann nur aus Wut heraus zu den Gerüchten, dass in zwei Jahren der „Laden eh zu“ ist? Jetzt wollen sie auch noch den zentralen Eingang schließen, heißt es, wollen das Personal an der Notaufnahme andocken…

Würden Sie schwören, in fünf Jahren sind wir auf jeden Fall noch am Standort, auch in zehn Jahren?

Verstehen Sie die Bedeutung und Verantwortung, die man einer Krankenhausgesellschaft für einen Standort zuschreibt? Vielen ist das, was Sie mit dem Geld anführen, einfach egal. Ich meine, die Stadt schreibt Haushalte von minus 43 Millionen Euro in den kommenden zwei Jahren. Die müssen trotzdem Schulen renovieren, Straßenlöcher schließen. Und eine Krankenhausgesellschaft ist nicht da, um Geld zu scheffeln, sondern ein Dienstleister für unser Leben, für unsere Gesellschaft zu sein. Unterschätzen Sie das als Träger?

So richtig nimmt Ihnen das keiner ab, wenn ich das mal spiegeln darf. Dass ich von Mitarbeitern viel Kritik höre, ist klar, sie sind direkt betroffen. Aber wir hören auch oft, die Chefs mit Castrop-Rauxler Herz seien nicht mehr da, auch Menschen mit Gewicht im Aufsichtsrat, während erst die Lukas-Gesellschaft, dann die Paulus-Gesellschaft als immer größerer Verbund entstanden ist, bei dem das Rochus nur noch lästiges kleines Beiwerk gewesen sei, das man am liebsten loswerden würde. Eine Polemik, oder ist was dran?

Was machen Sie jetzt mit den Leerständen im Gebäude?

Es gibt noch einen kleinen Hoffnungsschimmer für die Wiege, die Hebammen-Einrichtung nebenan, die eng verzahnt war mit den Kreißsälen und der Station. Ist sie auch tot?

Meinem Kenntnisstand nach hat die Stadt Ihnen schon signalisiert, dass dort kein Geld zu holen ist.

Gibt es vertragliche Vereinbarungen, wann das ausläuft?

Sie wären wahrscheinlich sogar froh, wenn man jetzt nicht alles in Asche hinterließe, sondern noch etwas erhalten könnte.

Warum ging das nicht?

Sie haben gesagt: Wir haben hier eine hochdefizitäre Klinik mit der Geburtshilfe, können wir da irgendwas zusammen machen? Kein Träger will sich doch rote Zahlen ans Bein binden.

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