
Ich und Kirche, das passt so gar nicht zusammen. Als ich Ende April also den Auftrag erhalte, mich mit Beatrix Senft zu treffen, die in Castrop-Rauxel damals seit knapp einem Jahr im Auftrag der Katholischen Kirche beerdigen darf und von ihren Erfahrungen berichten soll, ist mein erster Gedanke: „Ach, nee.“ Heute, knapp neun Monate später, denke ich sehr gerne an unser Treffen zurück.
Das findet auf dem Katholischen Friedhof St. Lambertus statt. Da es trocken und relativ warm ist, nehmen wir einfach Platz auf einer Bank. Anfangs ist unsere Unterhaltung noch etwas holprig, wir reden eher oberflächlich und über die Formalitäten, die es bei einem solchen Amt bedarf. Doch recht schnell ändert sich das.
„In Ordnung“
Weil sie mich danach fragt, erzähle ich Beatrix Senft ehrlich, was ich von der Institution Kirche halte. Nämlich gar nichts. Sie sagt bloß: „In Ordnung.“ Und erzählt mir wiederum, dass sie sich anfangs gar nicht mit „der Presse“ haben treffen und unterhalten wollen, weil sie schlechte Erfahrungen damit gemacht habe. Dieses Mal bin ich es, die sagt: „In Ordnung.“
Dann kommt Beatrix Senft auf ihren Glauben zu sprechen. Wir reden über ihr bewegtes Leben, das, wie sie sagt, sehr „vom Tod begleitet“ war. Über Krankheiten, Verluste, Trauer. Und über ihren Glauben. Mich beeindruckt damals sehr, wie Senft daraus Kraft schöpfen kann, wie sie für andere da ist. Das tut es bis heute. Ich habe nicht nur darüber viel lernen dürfen, sondern bei unserem Treffen auch noch mal vor Augen geführt bekommen, wie wichtig und schön die Akzeptanz anderer (Meinungen) sein kann.
Beatrix Senft hat das, so glaube ich zumindest, auch. Denn nach unserem Treffen schreibt sie mir nochmal. Beziehungsweise leitet mir die Nachricht an eine Bekannte weiter. „Hatten wirklich anderthalb Stunden ein sehr gutes Gespräch, für das wir uns gegenseitig ehrlich bedankt haben. Beide wohl mit dem Erkennen: ‚So kann Presse (bzw. Kirche) auch sein‘“, steht da drin. Für 2024 wünsche ich mir, dass auch viele andere Menschen in den Genuss solcher Gespräche kommen.