
Der Rechtsstreit um den Castrop-Rauxel-Wandkalender 2025: Künstler Jan Bormann sieht sich um die Anerkennung gebracht, weil Buchhändlern Martina Tielker sein Halden-Kunstwerk, die Schweriner Sonnenuhr, ohne Angabe des Urhebers auf das Titelbild brachte. Der Fakt, dass die Betreiberin der „Castroper Leselust“ nun Post vom Anwalt mit einer Unterlassungserklärung bekam, löst Reaktionen aus. Viele Castrop-Rauxeler diskutieren das Für und Wider. Bei vielen schneidet der Künstler dabei nicht so gut ab wie die Buchhändlerin.
„Nun lernt man die Feinheiten des Urheberrechts-Schutzgesetzes auf die harte Tour kennen“, schreibt Reiner Fuest auf unserer Facebookseite zu dem Thema. „Bei Verletzung dieser gesetzlichen Schutzbestimmungen sollte man den Unmut nicht auf die Geschädigten, sondern mehr auf die Täter richten“, findet er.
Martina Tielker wollte mit dem Kalender wie in den Vorjahren nicht große Kasse machen, sondern sagt, sie habe etwas Gutes für Castrop-Rauxel tun wollen. Natürlich stärkt sie damit auch ihr ohnehin schon bestehendes Image als Buchhändlerin und vielleicht auch die Kundenfrequenz im Laden. Aber letztlich kann man ihr abnehmen, dass sie einfach wieder etwas Schönes für ihre Kunden anbieten wollte. „Auch ein noch so sympathischer und engagierter Buchhändler ist an die geltende Gesetzlage gebunden“, betont aber Reiner Fuest.
Dennoch bekommt Tielker bei Facebook viel Rückendeckung. „Reißt die Seite aus den Kalendern raus, und der Kalender wird dennoch seine Abnehmer finden. Ich weiß schon, warum ich für moderne Kunst nichts über hab“, schreibt Andrea Hübel. Ulrich Klaas meint: „Man kann als Künstler darauf bestehen. Ob man das unbedingt muss, ist eine andere Frage.“ Christoph Grabowski kommentiert: „Jan Bormann verspielt sich alles.“
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„Sicherlich ist es sein Projekt, aber eben auch Kunst im öffentlichen Raum“, schreibt Nils Stanigel in Bezug auf den Künstler Jan Bormann und seine Werke. „Da geht der Egoismus weiter als der gesunde Verstand.“
„Vio Lio“ schreibt: „Ich weiß nicht, ob ich (…) in Kauf nehmen würde, dass jeder, der mein Kunstwerk betrachtet, negative Gedanken an mich hegt. Das gibt den Kunstwerken direkt negative Vibes. Man hätte ohne Anwalt mit ein wenig positiver Werbung / Namensnennung mit dem Kunstwerk und dem Kalender arbeiten können. Das gilt auch für die anderen ‚Fälle‘, die mit dem Herrn schon bekannt sind.“
Nils Bettinger, Fraktionsmitglied der FDP im Stadtrat, will das Thema nun politisch aufgreifen. Er schreibt: „Die Stadt hat gepennt! Seit Jahrzehnten! Ich habe das schon mehrfach angesprochen und wir werden das jetzt auch in einen Antrag gießen, damit das so nicht mehr vorkommt.“ Er wolle künftig vermeiden, dass die Stadt Kunst für städtische Flächen beschaffe, bei denen der Künstler das Werk erst an einen Stifter oder die Stadt selbst veräußere, aber alle Rechte daran behalte und sie dann später durchsetze.
„Warum wird diesem angeblichen Künstler noch eine Plattform geboten?“, fragt Maic Kopke. „Weil er einer extrem sympathischen und engagierten Buchhändlerin in die Beine grätscht“, antwortet Thomas Kurtenbach. Man könnte noch ergänzen, und das tut Manfred Herold: „Jan Bormann ist ein Künstler, der weit über Castrop-Rauxel hinaus bekannt ist.“ Er ist sicher sogar einer der größten Künstler, die Castrop-Rauxel jemals hatte. Und die Sonnenuhr auf der Schweriner Halde wohl eines seiner beliebtesten Werke. Siehe Wandkalender 2025…