Nur christliche Erzieher an evangelischen Kitas? Superintendentin Reifenberger nimmt Stellung

Claudia Reifenberger, Pfarrerin aus Castrop-Rauxel und Superintendentin des Kirchenkreises.
Claudia Reifenberger, Pfarrerin aus Castrop-Rauxel und Superintendentin des Kirchenkreises. © Gabriele Protze
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Superintendentin Claudia Reifenberger bezieht als Reaktion auf den Kommentar „Nur christliche Erzieher an evangelischen Kitas? Weg mit dieser Regel!“ von Luca Füllgraf in einem Gastbeitrag Stellung zum Thema. Wir dokumentieren ihn in weiten Teilen. Sie schreibt:

„Kritisieren Eltern aus Castrop-Rauxel den Evangelischen Kirchenkreis Herne wirklich zu Recht, wie es im Artikel heißt? Die Grundlage der Arbeit in unseren Tageseinrichtungen ist das biblisch-christliche Menschenbild. Wir sind davon überzeugt, dass der Mensch als Geschöpf und Ebenbild Gottes (Genesis 1) in Beziehung zu Gott lebt. Dementsprechend ist es in unseren Einrichtungen selbstverständlich, dass etwa im Morgenkreis gebetet wird, dass biblische Geschichten erzählt oder Gottesdienste gefeiert werden. Das Kirchenjahr gibt den Rhythmus der religionspädagogischen Arbeit in den Einrichtungen vor – Advent ist hier im Dezember und nicht schon vor dem Totensonntag.

Viele Eltern erleben, dass ihre Kinder religiöse Menschen sind (…), weil sie existenzielle Fragen stellen – beispielsweise, wenn sie Umbrüche z.B. durch Todesfälle in der Familie oder die Trennung ihrer Eltern erleben. Sie fragen dann nach Sinn, suchen nach Orten oder Ritualen, die ihnen Halt geben. Auch fragen sie danach, warum sie das eine dürfen und das andere nicht – also nach ethischen Richtlinien. Und sie erleben, dass es mehrere Religionen gibt und wollen wissen, welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede es gibt.

Wer, wenn nicht die Mitarbeitenden in unseren Kindertageseinrichtungen, sollen die Grundhaltung vorleben und Fragen der Kinder aus der christlichen Perspektive beantworten? Insofern erwarten wir von unseren Mitarbeitenden – jedenfalls von denen, die auf Dauer in einer unserer Einrichtungen arbeiten wollen –, dass sie sich zu dieser Grundhaltung bekennen, die religiösen Rituale wie das Gebet authentisch leben und sich durch religionspädagogische Fortbildungen darin schulen lassen, die existenziellen Fragen der Kinder zu beantworten.

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Wenn sich eine Mitarbeiterin gegen Taufe und Kirchenmitgliedschaft entscheidet, respektieren wir diese Entscheidung. Niemand wird versuchen, sie etwa zur Taufe zu zwingen. Wie jede Entscheidung hat auch diese Konsequenzen. Wer (…) bewusst nicht zur evangelischen Kirche gehören möchte, kann nicht verlangen, dass er unbefristet eingestellt wird.

Der Kirchenkreis nimmt schlicht und einfach sein evangelisches Profil ernst. Eltern sollen wissen, was sie erwarten können, wenn sie ihr Kind in einer unserer 27 Einrichtungen (…) anmelden. Anders gesagt: Wo evangelisch draufsteht, muss evangelisch drin sein. (…)

Luca Füllgraf wirft dem Kirchenkreis vor, unzeitgemäß zu handeln. Aus meiner Sicht (…) erliegt er einem Missverständnis. Wir haben (…) eine deutlich erkennbare Haltung und ein klares Bekenntnis, das wir nicht aufgrund von Personalmangel oder anderen zeitbedingten Problemen über Bord werfen – mit dem Tragen von Scheuklappen und Starrsinn hat das wenig zu tun.“

Anmerkung der Redaktion: Der Gastkommentar bezieht sich auf Berichte rund um Personalmangel in den Kindergärten Stephanus Ickern und Noah Rauxel, die seit Jahresanfang in unserer Zeitung und dem Nachrichtenportal erschienen sind. Bei uns im Internet finden Sie alle Hintergründe:

Im Februar waren sie noch sehr genervt, jetzt hellt sich die Lage im Evangelischen Stephanus-Kindergarten auf: Eltern des Elternbeirates hatten sich wegen gefühlt ewiger Notbetreuung in Ickern an unsere Redaktion gewandt.
Im Februar waren sie noch sehr genervt, jetzt hellt sich die Lage im Evangelischen Stephanus-Kindergarten auf: Eltern des Elternbeirates hatten sich wegen gefühlt ewiger Notbetreuung in Ickern an unsere Redaktion gewandt.© Tobias Weckenbrock

Kommentare unserer Redakteure:

Ursprüngliche Problemlage im Stephanus-Kindergarten Ickern:

Nachfolgende Problemlage im Noah-Kindergarten Rauxel:

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