
Auf den Dächern der wewole Stiftung im Erin-Park entsteht in diesen Tagen die absehbar größte Photovoltaik-Anlage Castrop-Rauxels im Jahr 2024. Die von der Gemeinschaftsenergie Castrop-Rauxel eG errichtete Anlage wird für alle Mitglieder der Genossenschaft und zugunsten der Umwelt in Kürze Strom aus Sonnenlicht erzeugen. Und auch der wewole Stiftung hilft das zur Erreichung ihrer eigenen sozialen Ziele.
Mit einer Leistung von 200 kWp erzeugt die Anlage aus über 450 Solarmodulen auf fast 1000 Quadratmetern mehr Strom, als die Stiftung in ihrer Werkstatt unter dem eigenen Dach verbraucht. Sie ist sie nicht nur groß, sondern wird nach Einsicht des Marktstammdatenregisters, wo alle stromerzeugenden Anlagen bundesweit registriert sind, die zwölftgrößte überhaupt in Castrop-Rauxel. Sie trägt alleine über fünf Prozent zum gesamten bisherigen Ausbau dieses Jahres in unserer Stadt bei“, sagt Sebastian Land, Initiator und Vorstandsmitglied in der Genossenschaft.
Gemeinschaftsenergie hat über 400 Mitglieder
Aber die Größe ist nicht das einzig Besondere an diesem Projekt. Die Anlage wird von Dutzenden oder letztlich sogar Hunderten Bürgern der Stadt selbst errichtet. Denn Gemeinschaftsenergie Castrop-Rauxel eG ist eine Genossenschaft, in der sich über 400 Menschen zusammengeschlossen haben. „Jeder kann bei uns Anteile erwerben, um die lokale Energiewende voranzutreiben, mitzuentscheiden und natürlich auch von den erwirtschafteten Gewinnen profitieren“, erklärt Sebastian Land.
Die Genossenschaft ist rein ehrenamtlich organisiert. Sogar beim Bau der Anlage helfen die Mitglieder: Es haben sich schon über 20 Genossen gemeldet, um an den nächsten beiden Wochenenden auf das Flachdach zu steigen und unter fachmännischer Anleitung die Module zu montieren. „Der größte Teil der Arbeit ist simpel und unkritisch, da können wir den Fachleuten viel Arbeit abnehmen“, erklärt Karsten Zygowski aus dem Vorstand, zuständig für Projekte. „Sie brauchen dann nur die elektrische Verkabelung und den Anschluss übernehmen.“

Dank der ehrenamtlichen Arbeit der Genossenschaftsmitglieder könne man die Anlage wirtschaftlich betreiben „und dabei der wewole einen sehr guten Strompreis anbieten“, sagt Ulrich Werkle, der im Vorstand für die Finanzen zuständig ist. Wenn die Anlage dann in ein paar Wochen stehe, könnten die Beteiligten vom benachbarten Erin-Hügel auf ihre Arbeit blicken und ein wenig Stolz verspüren.
„Sie haben dann ganz konkret etwas gegen den Klimawandel getan und dabei einiges bewirkt“, sagt Sebastian Land. Die Anlage werde jedes Jahr ungefähr 175.000 kWh erzeugen. Genug, um über 50 Haushalte zu versorgen. Dadurch wird die Freisetzung von 82 Tonnen des klimaschädlichen Gases CO₂ vermieden. Die gemeinnützige wewole Stiftung, die Menschen mit Behinderungen Arbeitsgelegenheiten gibt, werde so in den nächsten 20 Jahren Stromkosten in sechsstelliger Höhe einsparen. Geld, das für ihre sozialen Zwecke genutzt werden könne.

Genossen bauen selbst mit auf
Die Umsetzung wurde wochenlang geplant. Für die Anleitung gewann die Genossenschaft einen erfahrenen Solarteur, der selbst Genossenschaftsmitglied ist. Nach einer Sicherheitseinweisung auf der Baustelle für die Laien geht es dann daran, das Baumaterial aufs Dach zu bekommen, Ständerwerk aufzubauen, Module auf dem Ständerwerk zu montieren und Kabel zu verlegen.
Natürlich gibt es auf der Baustelle auch Aufgaben jenseits des Handwerks: zum Wohlbefinden der Freiwilligen. „Leider können aus versicherungsrechtlichen Gründen nur Mitglieder anpacken“, sagt Sebastian Land. „Aber die Tür zur Mitgliedschaft steht offen und wer erstmal nur zusehen will, hat vom Erin-Hügel einen Logenplatz.“
Neben dieser Anlage arbeite das Team bereits an weiteren Projekten. Wer der Genossenschaft beitreten möchte, kann aktuell bis zu zehn Anteile zeichnen. Ein Anteil kostet 50 Euro. Beitreten kann man online unter gemeinschaftsenergie.org.
