Haben wir ein Messergewalt-Problem in Castrop-Rauxel? Braucht es Waffenverbotszonen? Das fragten wir Norbert Sperling, Polizist und SPD-Politiker.
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Warum ist das Ihr Thema?
Mit Ihrem Antrag sind Sie ziemlich vorgeprescht. Warum?
Und das können Sie aus Ihrer eigenen Anschauung in der Polizeipraxis so sagen? Oder woher haben Sie Ihr Empfinden?
Sie schrieben in diesem ausführlichen Antrag von einer dreistelligen Zahl und vor allem von einem signifikanten Anstieg im Vergleich der beiden Vorjahre. Wie meinten Sie das? In Castrop-Rauxel gab es laut Polizei aber nur sieben Fälle, in denen Messer im Einsatz waren. Wie passt das zusammen? Und muss man bei sieben Fällen so ein Bohei machen?
Was zählt für Sie noch so dazu?
Auch das Taschenmesser oder ein Messer, mit dem man seinen Apfel schneidet oder das Brot bestreicht?
Jetzt machen wir uns aber in dieser Sache trotzdem nochmal ehrlich. Es gibt ja drei Waffenverbotszonen in NRW: in Köln, Düsseldorf und Hamm. Das sind Großstädte. Wenn ich von sieben Messer-Fällen in Castrop-Rauxel spreche, dann waren sie an sieben unterschiedlichen Stellen. Eine Ampel in Henrichenburg, ein Wohnheim für schwer erziehbare Jugendliche hinterm Bahnhof. Was soll da eine Waffenverbotszone? Und wo?
Meinen Sie in Wohnungen oder auf der Straße? Meinen Sie ein gezeigtes oder nur in der Tasche getragenes Messer?
Also Busbahnhof, Münsterplatz, Hauptbahnhof, Berliner Platz…
Was heißt das? Vielleicht können Sie das einmal übersetzen.
Aber eine Verbotszone hätte den Täter von Solingen nicht abgehalten, sein Messer zu nehmen und wahllos Menschen zu töten.
Sie meinen, die Leute sehen ein Verbotsschild und denken dann: Hier nimmst du besser kein Messer mit?
Okay. Noch mal zurück zum Prüfauftrag: Was dann?
Aber auf Basis dieser sieben Fälle von 2024 werden sie doch niemals sowas durchkriegen. Dann ist es doch nur ein Show-Antrag für die politische Außendarstellung, oder?
Das heißt, es muss jemand da sein, der eine Verbotszone auch überprüft. Sonst kann man sie eigentlich direkt sein lassen. Könnte die Polizei das überhaupt schaffen?
Das heißt, wenn eine Gruppe von acht jüngeren Männern am Freitagabend vorm Bahnhof steht, könnte man als Polizei in der Waffenverbotszone sagen: Da gehen wir mal hin und kontrollieren?
Was könnte ein Grund sein?
Dafür braucht man die Verbotszone aber auch nicht, oder?
Apropos Politik: Als Sie den Antrag verlesen und begründet haben, hat die CDU sich verwundert gezeigt, dass die rot-grüne Koalition mit so einem Thema innere Sicherheit mit einem Dringlichkeitsantrag um die Ecke kommt. Das war bisher eher ein Unions-Thema. Aber wir wählen ja 2025 nicht nur einen neuen Bundestag, sondern auch einen neuen Stadtrat, einen neuen Kreistag, einen neuen Bürgermeister. Ist das jetzt das SPD-Thema für die Wahl 2025?