Sina Bürger wird die Spendenkasse beim Tanztee geklaut „Er gab sich als Mitarbeiter aus“

Frau steht vor einer Treppe, die zu der Tür eines Gebäudes führt.
Im BoGi's wurde Sina Bürger eine Wechselgeldkasse gestohlen. © Sophia Becker
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Tanzen, Kaffee und Tee trinken und gemeinsam den Sonntagnachmittag ausklingen lassen – das versprach der am vergangenen Sonntag (15.12.) von CAS TV und „Musik aus Deutschland e.V.“ veranstaltete Tanztee. Der Eintritt war frei. Auch Sina Bürger nahm an der Veranstaltung im Jugendzentrum BoGi’s Café an der Leonhardstraße 2 in Castrop-Rauxel mit einem Adventsstand teil. Hier verkaufte sie selbstgebastelte Weihnachtsdekoration zum Materialpreis. Darüber hinaus konnten Gäste an ihrem Stand für den Verein „Chance zum Leben – ALS e.V.“ spenden.

Als Mitarbeiter ausgegeben

Während eine Band und mehrere DJs für gute Stimmung sorgten und die Menschen einander kennenlernten, wurde auch Sina Bürger gegen 17 Uhr von einem ihr fremden Mann angesprochen. „Ich nahm an, dass er zu einem der anderen beiden Vereinen gehörte. Er zog seine Jacke aus und bot mir an, den Stand für eine Weile zu übernehmen. Ich solle mir etwas zu Trinken holen oder mir die Beine vertreten“, sagt Bürger, „Ich teilte ihm mit, dass alles gut sei, dass ich keine Pause brauche.“

Kurze Zeit später entschließt sich die 47-Jährige, einen Blick in den Veranstaltungsraum zu werfen. „Ich war nicht weit weg von meinem Stand. In der Nähe stand einer der Veranstalter und der vermeintliche Mitarbeiter. Ich schaute nur einen Moment weg und als ich mich wieder umdrehte, rannte der Fremde plötzlich davon.“ Kurz darauf stellte Bürger fest, dass der Mann ihre Wechselgeldkasse mitgenommen hatte. Darin befanden sich zu diesem Zeitpunkt 50 Euro. „In der Wechselgeldkasse waren die reinen Verkaufserlöse, also die Materialkosten. Die zusätzliche Spendenkasse hat der Mann zum Glück übersehen“, gibt Bürger an, „Ich strecke die Materialkosten aus eigener Tasche vor. So gesehen war es nur mein Geld, das gestohlen wurde. Für mich ist es trotzdem blöd, da ich aufgrund einer Erkrankung nicht mehr arbeiten kann und von Erwerbsminderungsrente lebe.“

Laut für ALS

Die Castrop-Rauxelerin hat 2022 ihre Mutter an die Erkrankung „Amyotrophe Lateralsklerose“, kurz ALS, verloren. Das ist eine nicht heilbare degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems. Seitdem klärt Bürger für den Verein „Chance zum Leben – ALS e.V.“ über die Erkrankung auf. Sie verteilt Flyer auf dem Wochenmarkt in der Castroper Altstadt sowie in Apotheken und Sanitätshäusern.

Zusätzlich steht sie regelmäßig mit einem Stand bei Veranstaltungen, wie bei der Castropiade oder dem Tanztee, um Spenden zu sammeln und Informationen über die Erkrankung zu verbreiten. So auch am kommenden Samstag (21.12.) bei der Veranstaltung „Castroper X-Mas‘tival“ am ASG, bei der sie Crêpes und Waffeln verkaufen wird. Im Mai organisierte sie unter dem Motto „Wir werden laut für A.L.S.“ sogar eine ganze Benefizveranstaltung im Parkbad Süd. Für zwei geplante Bands, die an dem Abend wetterbedingt nicht auftreten konnten, fand Ende November ein Nachholtermin im Brauhaus Rütershoff statt. „Auf ALS aufmerksam zu machen hilft mir sehr, über den Schmerz hinwegzukommen“, merkt die 47-Jährige an.

Zwei Hände halten zwei Aufklärungsflyer zur Erkrankung ALS
Diese zwei Flyer verteil Sina Bürger regelmäßig in Castrop-Rauxel. Darin zu finden sind unzählige Informationen über Anlaufstellen, Hilfsmittel und mehr.© Anna Katharina Wrobel

Tatverdächtiger ermittelt

Als andere Gäste des Tanztees von dem Diebstahl mitbekamen, haben sie weitere Sachen gekauft und zusätzlich gespendet. „Die Spende von 147 Euro, die ich so trotzdem noch zusammen bekommen habe, geht an Anika Nickerling, die dringend ein behindertengerechtes Auto benötigt, um trotz ALS am Leben teilnehmen zu können“, erzählt Bürger. Der Verein „Chance zum Leben – ALS e.V.“ sammelt auch für Einzelpersonen, die von der Nervenkrankheit betroffen sind, Spenden, wenn sie mit einem konkreten Anliegen an ihn herantreten. Laut der Pressestelle der Polizei im Kreis Recklinghausen konnte nach einer Anzeige und Personenbeschreibung durch Bürger schnell ein Tatverdächtiger ausfindig gemacht werden.

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