
Wer die Nummer des THW Castrop-Rauxel anruft, landet bei ihm: Olaf Linsner – auch wenn dieser währenddessen gerade beim Friseur die Haare geschnitten bekommt. Der Interviewtermin ist aber schnell vereinbart. Wenn der nicht gerade krank oder im Urlaub ist, werden die Anrufe ans THW an dessen Ortsbeauftragten umgeleitet. Seit 42 Jahren hilft der Castrop-Rauxeler bei der Organisation, die das Helfen sogar im Namen trägt, dem Technischen Hilfswerk.
Einsatz im Schneechaos
Hier verbrachte es unzählige Stunden, ohne dafür bezahlt zu werden. Hier, an der Industriestraße unweit vom Sprung über die Emscher, leitet er eine Bundesbehörde – und das ehrenamtlich. Egal ob bei der Überflutung der Erft, beim Brand des Hagebaumarktes oder bei Bombenevakuierungen, das THW ist im Einsatz. Besondere Erinnerungen hat Olaf Linser noch an das Schneechaos 2005 im Münsterland: Tief Theobald ließ Masten umkippen, Tiere erfrieren und ist bis heute der größte Stromausfall der Bundesrepublik. Mit dem THW ging es für Olaf Linsner im Schnee von Bauernhof und Bauernhof, um die Höfe mit Strom zu versorgen. „Dann konnten endlich die Kühe gemolken werden“, erinnert er sich: „Die Menschen in den Dörfern waren so dankbar und haben uns bewirtet.“

Heute organisiert Olaf Linsner als Ortsbeauftragter solche Einsätze zumindest aus dem Hintergrund. Er kommuniziert mit anderen Behörden und koordiniert den Nachschub an Material und Personal. Bei besonders fordernden Einsätzen, wie etwa den Flutkatastrophen der vergangenen Jahre, kam das THW per Heranziehungsbescheid auch Helfer von ihrem eigentlichen Beruf entbinden. „Der THW zahlt dann das Gehalt an die Arbeitgeber, doch viele wissen das seit dem Ende der Wehrpflicht nicht mehr“, sagt Olaf Linsner. Doch habe beim THW nicht nur große Verantwortung, sondern auch Freude und lernte dort auch viele Freunde kennen.
Linsner kennt jeden persönlich
Durch einen Freund kommt er als 17-Jähriger selbst zum THW, fühlt sich in der Kameradschaft schnell wohl. Damals macht er gerade seine Ausbildung zum Chemiefacharbeiter. Der Wehrdienst bleibt ihm durch die Arbeit beim THW erspart. „Ein angenehmer Nebeneffekt“, wie er sagt. Heute arbeitet Olaf Linsner im Qualitätsmanagement bei einem Hersteller von Medizinprodukten. Neben der Arbeit steckt er jeden Tag noch mindestens eine Stunde ins THW. Hinzu kommen Treffen an den Wochenenden. „Seit 1982 hat sein Ehrenamt den Umfang eines zweiten Halbtagsjobs“, sagen Mitstreiter. Der Ortsbeauftragte selbst sagt: „Mir liegt das Helfen einfach in den Genen.“ Außer für Arbeit, Familie und Ehrenamt bleibt kaum Zeit für etwas anderes.
„Es ist, als würde ich eine kleine Firma führen“, so der 59-Jährige. Dass er alle der 90 Helfer und Helferinnen – denn das THW sei inzwischen „zum Glück“ kein reiner Männerverein mehr – persönlich kenne, darauf sei er stolz. Das gehöre zu seiner Fürsorgepflicht: „Ich kann niemanden für 14 Tage auf einen Einsatz schicken, wenn ich weiß, dass der Partner gerade krank ist.“
Allerdings gibt es auch Schattenseiten. „Was mich neben viel zu aufdringlicher Presse am meisten ärgert, ist Gewalt gegen Einsatzkräfte“, sagt Olaf Linsner. Die sei in den vergangenen Jahren „auf jeden Fall“ mehr geworden. Auch ihm ist schonmal mit einem bissigen Hund gedroht worden und ein Auto fast über die Füße gefahren. Trotzdem liebt Olaf Linser sein Ehrenamt: „Ich habe den blauen Virus.“
- Die Ehrennadel der Stadt ist die höchste Auszeichnung für ehrenamtliches Engagement. Seit fast 20 Jahren wird die Auszeichnung beim Neujahrsempfang des Bürgermeisters verliehen.
- Bürger haben für Februar 2025 gut ein Dutzend Vorschläge eingereicht. Wir stellen alle Kandidaten vor und starten im Januar eine Abstimmung, wer die Ehrennadel bekommen soll.
- Der Empfang und die Ehrennadel-Verleihung 2025 stehen unter dem Leitthema Demokratie.
- Viele Projekte, Initiativen und Angebote wären ohne die ehrenamtliche Arbeit von engagierten Castrop-Rauxelern nicht möglich.