
Kurz nachdem im Rochus-Hospital den Beschäftigten die Schließung der Geburtshilfe und Frauenheilkunde zum 30.6.2025 bekannt gegeben wurde, ging eine Petition online: Auf change.org hieß es, man solle sich gegen die geplante Schließung der geburtshilflichen Abteilung in Castrop-Rauxel aussprechen. Innerhalb von nur wenigen Stunden fand dieses Anliegen bereits 400 Unterstützer, die sich namentlich dort beteiligten.
Nach nur einem Tag hat sich die Anzahl der Unterschriften fast verzehnfacht. 3.733 Menschen unterzeichneten bisher die Petition, um den Kreißsaal im Rochus zu retten. Es scheint aber noch nicht das Ende zu sein, denn die Zahlen scheinen weiter anzusteigen.
Die Initiatorin Bianca Lindermann betont in ihrem Text die essenzielle Bedeutung des Kreißsaals für die Region: „Jedes Jahr erblicken im St. Rochus-Hospital rund 600 Kinder in einer familiären und sicheren Umgebung das Licht der Welt“, schreibt sie. Die geplante Schließung träfe auf großen Widerstand. Sie stehe gegen die Empfehlungen des Gesundheitsministeriums und die sichere, wohnortnahe Geburtshilfe.
Besonders hervorgehoben wird die Qualität der Geburtshilfe am St. Rochus: „Das Kreißsaal-Team bietet eine individuelle, selbstbestimmte und an der Physiologie orientierte Geburtshilfe.“ Die Kaiserschnittrate liege bei nur ca. 33 Prozent. Heißt: In zwei Dritteln der Fälle komme man ohne einen chirurgischen Eingriff aus. Das allerdings ist in etwa im Durchschnitt der bundesweiten Statistiken. Zudem seien zukunftsweisende Konzepte wie ein hebammengeleiteter Kreißsaal und eine „babyfreundlich“-Zertifizierung geplant gewesen.
Die Schließungspläne würden nicht nur die medizinische Versorgung, sondern auch die Ausbildung neuer Hebammen und Ärzteschaft gefährden, heißt es weiter. Lindermann warnt vor einem „gefährlichen Signal für die Zukunft der wohnortnahen, sicheren Geburtshilfe in NRW“.
Die Petition fordert das Land NRW auf, finanzielle Unterstützung bereitzustellen und ein klares Bekenntnis zur Geburtshilfe in Castrop-Rauxel abzugeben. Sie richtet sich also nicht gegen den Träger, die Katholische St. Paulus-Gesellschaft, der mit einer starken Unterfinanzierung der Teilklinik kämpfte. Jedes Jahr habe man über 1 Million Euro aus anderen Bereichen querfinanziert, hieß es am Freitag in einer Stellungnahme. Das sei gerade vor dem Hintergrund der Krankenhausreform für die Zukunft nicht mehr darstellbar. Zumal man im Umfeld viele andere Geburtshilfen habe, die alle in einem angemessenen Zeitrahmen erreichbar seien.
Für die Autorin und Unterzeichner der Petition ist das kein hinreichendes Argument. Das Ziel ist der Erhalt eines wichtigen Bestandteils der medizinischen Versorgung, der nicht den „wirtschaftlichen Sparmaßnahmen zum Opfer fallen“ dürfe.
Geschäftsführer Clemens Galuschka schloss im Gespräch mit unserer Redaktion aus, dass eine Unterschriftenaktion an der Unternehmensentscheidung nichts mehr ändern werde. Schon 2015 hatte es im Umfeld der Schließung der Geburtshilfe am anderen Castrop-Rauxeler Krankenhaus EvK eine Unterschriftenaktion mit großer Reichweite gegeben.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 21. März 2025.