
Ich fange mal ganz deutlich an: Ich verabscheue Fliesen. In fast jeder Darreichungsform. Ob Bodenfliesen oder Wandfliesen, ich kann mit den Dingern einfach nichts anfangen. Sie sind praktisch, höre und lese ich immer wieder. Praktisch. Was soll das heißen? In einer Wohnung muss es für mich nicht in erster Linie praktisch sein, sondern schön. Und dass Fliesen schön sind, kann mir kein Mensch erzählen.
Laut Wikipedia sind Keramikfliesen keramische Platten, die als Wandverkleidung sowie als Beläge für den Boden, Arbeitsflächen, Fenstersimse und andere Flächen im Innen- wie Außenbereich verwendet werden. Für all diese Nutzungsarten gibt es aber auch andere Materialien. Und fast alle Alternativen sind schöner, wärmer, hyggeliger.
Und in meiner Wohnung möchte ich es eben gemütlich, hyggelig haben. Fliesen gehören für mich in eine Gegenwelt, die aber auch so rein gar nichts mit gemütlich zu tun hat. Fliesen sind hart, kalt, glänzend, ungemütlich. Punkt. Geflieste Räume haben für mich etwas komplett Seelenloses, keine Ausstrahlung, kein Leben.

Ich hatte mal eine Kollegin, deren gesamtes Haus mit Fliesen belegt war. Wohnzimmer, Küche, Badezimmer sowieso, aber auch in Schlafzimmern, im Arbeitszimmer: Fliesen, Fliesen, Fliesen. Schrecklich.
Wenn ich mich auf einen Holzboden setze oder auf einen Teppichboden, dann fühle ich Wärme, dann hat das etwas herrlich Haptisches, Greifbares, Wohliges an sich. Auf Fliesen dagegen spüre ich nur Kälte, selbst wenn sie im Winter per Fußbodenheizung erwärmt werden, strahlen sie für mich immer noch Härte und Kälte aus.
Wenn ich einen Raum haben möchte, den man mit einem Wasserschlauch ausspritzen kann, würde ich vielleicht zu Fliesen greifen. Aber will ich mein Wohnzimmer ausspritzen? Und selbst in Badezimmern und Küchen, die für viele Menschen ohne Fliesen an Wänden und auf dem Boden undenkbar zu sein scheinen, gibt es so viele andere und schönere Möglichkeiten.
Es gibt so viele Alternativen
Ein Badezimmer ohne Fliesen? Was kompliziert klingt, kann den Raum sogar weiten und ihm einen extra-wohnlichen Look verpassen. Denn ohne optische Unterbrechung durch Kacheln und Fugen wirkt das Bad automatisch minimalistisch und hat nichts von der sprichwörtlichen „Nasszelle“.
Ein weiterer Vorteil: der geringere Pflegeaufwand, denn wo keine Fugen sind, müssen diese auch nicht regelmäßig von Schmutz, Kalk und Shampoo-Ablagerungen befreit werden. Womit das „Fliesen-sind-so-praktisch“-Argument schon gekontert wäre. Wie sieht es etwa mit einem „Beton Ciré“ (übersetzt gewachster Beton) aus? Dabei handelt es sich um einen feinkörnigen Betonmörtel, der auf Wand oder Boden aufgebracht wird. Dank seiner Versiegelung ist das Material auch für Nassbereiche oberhalb des Waschbeckens oder in der Dusche geeignet.
Wie sieht es mit Steinspachtel aus? Der ist in unterschiedlichen Körnungen und Farben erhältlich und verhält sich ähnlich wie Putz. Da das Material atmungsaktiv ist und nichts gegen Feuchtigkeit hat, ist es auch für die Spritzwasserbereiche im Badezimmer gut geeignet und sorgt gleichzeitig für einen viel wohnlicheren Look als eine Fliese.
Warum sollte ich mir also Fliesen an die Wände oder auf den Boden pappen? Warum sollte ich meinem Zuhause ein Flair wie in einer Metrostation oder einem OP-Saal geben? Darum: Gehen Sie mir weg mit Fliesen.
Mehr „Wohn(t)räume“
In den „Wohn(t)räumen“ befasst sich Thomas Schroeter regelmäßig auf sehr persönliche Art mit dem Wohnen. Da kann es um neue Trends gehen, um Wohnphilosophien, um Bauärger oder Küchendeko. Einfach um alles, was das Wohnen im Alltag ausmacht.