Beeindruckendes Zeichen gegen Rechts Mehr als 2000 Dattelner für Demokratie auf den Beinen

Menschen demonstrieren gegen Rechts.
Am Neumarkt startete die Demo schweigend in Richtung Tigg. An vorderster Front mit dem Banner „Datteln gegen Rechts“ liefen Bürgermeister André Dora, Landrat Bodo Klimpel und der SPD-Bundestagsabgeordnete Brian Nickholz. © Uwe Wallkötter
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Datteln erlebte am Samstagmittag die seit Jahren größte Kundgebung in der Innenstadt. Nach Schätzungen der Polizei nahmen mehr als 2000 Dattelner friedlich an der Demo gegen Rechts teil, zu der ein breites Bündnis von Parteien, Vereinen, Verbänden und den beiden Kirchen aufgerufen hatte. Falco Böhlje (SPD) zeigte sich am Ende der Kundgebung auf dem Tigg tief beeindruckt von der Menschenmenge, die am Samstag für die Werte der Demokratie auf den Beinen war.

„Wir hatten erst vor wenigen Tagen die Idee und hatten bei der Polizei als mögliche Zahl 200 Teilnehmer angegeben. Natürlich hatten wir gehofft, dass es mehr werden. Aber mit dieser Resonanz haben wir wirklich nicht gerechnet“, so der SPD-Ratsherr. „Das macht uns schon ein Stück weit stolz.“ Böhlje, der die Kundgebung gegen Rechts am Tigg offiziell auch beendete, mahnte die Menschen vor der kleinen Bühne, das dürfe kein Strohfeuer sein. Er rief die Bürger auf, dass weitere Aktionen aus der Zivilgesellschaft heraus kommen müssten, unabhängig von den Parteien. „Sie müssen selber die Initiative ergreifen. Denken Sie sich was aus, wie man den Rechten entgegentreten kann. Wir werden Sie dabei gerne unterstützen.“

Am Neumarkt startete die Demo um 12 Uhr schweigend in Richtung Tigg. Schweigend deshalb, weil der 27. Januar der Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz ist. An vorderster Front mit dem Banner „Datteln gegen Rechts“ liefen neben Vertretern des Dattelner Rates Bürgermeister André Dora, Landrat Bodo Klimpel und der SPD-Bundestagsabgeordnete Brian Nickholz.

Bürger protestieren gegen Rechts.
Auch Familien mit Kindern waren unter den Teilnehmern der Demo gegen Rechts.© Uwe Wallkötter
Menschen demonstrieren auf einem Platz gegen Rechts.
Mehr als 2000 Leute fanden sich bei der Demo gegen Rechts auf dem Tigg ein.© Uwe Wallkötter

Nach Schweigemarsch wird es am Tigg laut

Umso lauter wurde es dann auf der Kundgebung am Tigg, bei der neben Dora, Klimpel und Nickholz auch die Geistlichen Thomas Mämecke und Heinrich Plaßmann kurze Ansprachen hielten. Dora dankte den Organisatoren dafür, „dass Sie uns heute vom Sofa geholt haben.“ Und er dankte den vielen Dattelnern, die mit kreativ gestalteten Plakaten gekommen seien. Sein Lieblingsplakat trug den Schriftzug „Lillifee statt AfD.“ In der Menge zu lesen war zum Beispiel auch: „Braune Flaschen gehören ins Altglas, nicht in den Bundestag“, „Datteln, du has(s)t Rechte“, „Die AfD ist die falsche Alternative“ oder „Nazis essen heimlich Döner“.

Demo gegen Rechts in Datteln, 27012024
Mit zahlreichen Schildern protestierten die Menschen in Datteln gegen Rechts.© Anna Schulz

Bürgermeister André Dora rief in seiner Ansprache den Dattelnern zu: „Das Grundgesetz ist unsere Bibel. Und in Artikel 1 steht, die Würde der Menschen ist unantastbar. Nicht die Würde der Deutschen, von Männern oder Frauen, es ist die Würde aller Menschen. Ausländer sind wir überall.“ Für rechtes Gedankengut sei kein Platz in unserer Mitte. Er rief die Bürger dazu auf, „das, wofür wir heute hier stehen, weiterzugeben in der Familie, in der Schule oder bei der Arbeit. Wenn ihr rechte Sprüche hört, steht auf und sagt: Hier nicht!“

Demo gegen Rechts in Datteln, 27012024
Menschen setzten bei der Demo in Datteln ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz.© Anna Schulz

Deutliche Worte vom Landrat

„Braune Rattenfänger haben nicht die Mehrheit“

Ähnlich argumentierte Pfarrer Thomas Mämecke von der Evangelischen Kirche. Er zitierte unter Beifall der Bürger Erich Kästner: „Zertreten wir den Schneeball, bevor er zur Lawine wird. Demokratie ist nicht vom Himmel gefallen. Wir müssen unsere Werte verteidigen. Das tun wir gerade hier in Datteln.“ Es gebe „ein zu spät im Leben“. „Es freut mich, dass wir deshalb hier und heute ein Zeichen setzen gegen die Spaltung der Gesellschaft. Ein Zeichen dafür, dass die Mehrheit der Gesellschaft keine Deportation, keine Vertreibung der Menschen will.“ Die starke Beteiligung der Dattelner sei für ihn ein Zeichen dafür, dass „braune Rattenfänger und die, die sie wählen wollen, nicht die Mehrheit haben.“ Der Geistliche äußerte gegenüber unserer Redaktion die Hoffnung, dass die Demo am Samstag kein Strohfeuer ist. Er erinnerte an die regelmäßigen sogenannten Montagsdemos in der früheren DDR. „Wir müssen sehen, wie sich das entwickelt.“

„Gegen Rechts positionieren, da, wo wir leben“

Unter den vielen Teilnehmern des friedlichen Protestes gegen Rechts ist auch die Dattelner Krimi-Autorin Christiane Dieckerhoff. „Es ist wichtig, dass wir uns gegen Rechts positionieren. Und zwar dort, wo wir leben“, macht die Dattelnerin deutlich, warum sie am Samstag gegen Rechts auch auf den Beinen war.

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