Kindern wird weniger vorgelesen Dattelner Buchhändler sieht das Problem bei den Eltern

Buchhändler lehnend an Büchern
Buchhändler Wolfgang Tänzer vom "Bücherwurm" in Datteln findet, dass Kindern mehr vorgelesen werden muss. © Uwe Wallkötter
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Dass Kindern zum Einschlafen eine Gutenachtgeschichte vorgelesen wird, ist heute nicht mehr selbstverständlich. Das kam bei der repräsentativen Befragung „Vorlesemonitor 2023“ heraus. Rund zwei Drittel (63,4 Prozent) der befragten Eltern würden ihren Kindern im Alter von eins bis acht Jahren regelmäßig vorlesen. Ein Drittel (36,5 Prozent) würden ihren Kindern nur noch selten oder nie vorlesen.

Wolfgang Tänzer von der Dattelner Buchhandlung „Bücherwurm“ an der Castroper Straße findet, „das sind mehr!“ Er halte es eher für realistisch, dass nur noch ein Drittel der Eltern vorlesen, statt zwei Drittel. Und das habe große Auswirkungen auf das spätere Leben von Heranwachsenden, meint der Buchhändler. Wolfang Tänzer sagt: „Wer die Lesefähigkeit nicht besitzt, hat schlechtere berufliche Chancen. Egal ob studiert wird oder nicht. Lehrer und Erzieher klagen auch schon über die Lesefähigkeit der Kinder.“ Er sagt, dass die Erstklässler früher schon ab Ostern, wenn es gut lief auch Weihnachten, lesen konnten. „Diese Zeiten sind lange vorbei.“

Der Wortschatz von Kindern leide

Das sei aber nicht erst seit gestern so, sondern würde sich laut Tänzer durch die letzten zwei bis drei Generationen ziehen. „Wenn die Kinder das Lesen nicht vorgelebt bekommen, dann werden sie selbst auch nicht lesen. Das Kind geht nach Vorbildern.“ Auch die Sozialen Medien spielen dabei eine große Rolle, so Tänzer. Es sei für Eltern bequemer, die Kinder einer Serie zu überlassen, statt sich mit ihnen zu beschäftigen.

Kindersendungen sein laut ihm nämlich nur noch wenig fördernd: „Die Kommunikation hat dort abgenommen.“ Daher würden Kinder nur noch wenige Vokabeln kennen, wenn sie nicht noch zusätzlich lesen. Die Aufgabe, den fehlenden Wortschatz von Kindern zu füllen, hätten jetzt Erzieher und Lehrer, so der Buchhändler.

„Das Lesen als Normalität ansehen“

Tipps, wie man das Vorlesen dennoch in den Alltag einbauen kann, hat Tänzer obendrein: „Das Lesen zu einem Ritual machen. Jeden Abend vor dem Zubettgehen, gibt es eine Geschichte.“ Er appelliert aber auch an die Vorbildfunktion der Eltern: „Elternteile müssen auch selbst lesen und es den Kindern vorleben.“

Dabei sei es auch egal, was gelesen wird. „Es kann auch einfach nur Spaß machen.“ Er selbst sei als Kind ein großer Comic-Fan gewesen und habe dadurch seine Leidenschaft zu Büchern entdeckt. „Auch das ist Lesen“, sagt er. Man solle Lesen als Normalität ansehen.

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