
Die Vorfälle beim Feierabendmarkt am Tigg in Datteln vom 6. Juni haben hohe Wellen geschlagen. Mehrere der Gäste sind von bislang Unbekannten aus einem Fenster mit dem Luftgewehr oder einer Luftpistole beschossen worden. Sie wurden dabei leicht verletzt. Den Dattelner Sebastian Kramp traf es gleich doppelt am Oberschenkel. Er ahnte, hier ist Gefahr im Verzug, schaltete schnell und rief über 110 die Polizei, bzw. einige Minuten später meldete er sich noch zweimal bei der Dattelner Polizeiwache. Trotzdem dauerte es rund eine Stunde, bis eine Streife am Tigg auftauchte. Da war die Veranstaltung schon vorbei. Sebastian Kramp hatte das im Gespräch mit unserer Redaktion kritisiert.
Polizei nimmt Kritik ernst
Die Polizei hat angekündigt, die Ereignisse und den Ablauf aufzuarbeiten. Jetzt liegt unserer Redaktion eine Stellungnahme von Polizei-Pressesprecherin Ramona Hörst vor, in der die Polizei Fehler einräumt. Die Polizei Recklinghausen nehme die Kritik ernst und habe den Einsatz aufbereitet und nachbereitet. Festzustellen sei: Der Anrufer habe richtig gehandelt und seine Feststellungen und Informationen der Polizei gemeldet.
Hörst schreibt: „Die Informationen vom Anrufer bezogen sich darauf, dass er von einem Gegenstand getroffen wurde. Er gab an, dass er beworfen oder beschossen worden sei. Dies sei eventuell von Kindern aus einem Fenster verursacht worden. Die Informationen der weiteren Anrufe wurden an dem Abend zwar telefonisch weitergegeben, aber nicht im Einsatzanlass dokumentiert. Weitere Betroffene oder Zeugen haben sich an dem Abend nicht bei der Polizei gemeldet.“
„Nicht als mögliche Schussabgabe interpretiert“
„Im Ergebnis wurden die vorhandenen Informationen nicht richtig bewertet und priorisiert. Das hat dazu geführt, dass der Einsatz dahingehend interpretiert wurde, dass Kinder Gegenstände aus einem Fenster werfen würden, nicht als mögliche Schussabgabe. Daher wurde der Einsatzanlass nicht mit der erforderlichen zeitlichen Dringlichkeit bearbeitet. Da zeitgleich andere Einsätze wahrgenommen wurden, wurde dieser Einsatz auf die ‚Warteliste‘ gesetzt. Statt ein freies Fahrzeug aus einem anderen Bereich hinzuzuziehen oder Einsatzkräfte aus einem anderen Einsatz abzuziehen, wurden die Einsätze nach und nach abgearbeitet“, heißt es in der Stellungnahme weiter.
Ramona Hörst kündigt gegenüber unserer Redaktion an, dass die Abläufe und die Einsatzkoordinierung mit den Beteiligten intensiv nachbereitet werden. Eine Sensibilisierung hinsichtlich der Bewertung des Sachverhalts sei bereits erfolgt.
„Nachdem in den darauffolgenden Tagen Anzeigen an der Polizeiwache Datteln erstattet wurden, wurden unverzügliche Ermittlungen eingeleitet. Vor Ort konnten noch am Wochenende kleine Projektile von Luftdruckwaffen (Diabolos) sichergestellt werden, die im Zusammenhang stehen könnten. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei zum Sachverhalt dauern an.“