Bekanntes Tatort-Gesicht gastierte in Dorsten Joe Bausch ist auch im echten Leben Arzt

Joe Bausch, bekanntes Tatort-Gesicht, gastierte in der Galerie der Traumfänger in Dorsten.
Joe Bausch, bekanntes Tatort-Gesicht, gastierte in der Galerie der Traumfänger in Dorsten. © Gregor Rößmann
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„Ein Gesicht, das man sich einprägt und das optisch meinem wahren Alter eigentlich immer 20 Jahre voraus war“, bekannte der Mediziner der besonderen Sorte am Mittwochabend (27.9.) in der ausverkauften „Galerie der Traumfänger“ auf dem ehemaligen Zechengelände in Dorsten.

Bausch, der gebürtig aus dem Westerwald stammt und schon vor seinem Medizinstudium Erfahrungen in kleineren Schauspielgruppen fand, begann Mitte der 1980er-Jahre seine Tätigkeit als Arzt in der Justizvollzugsanstalt in Werl. Dieses war der Beginn einer außergewöhnlichen Karriere als Autor, Schauspieler und Mediziner.

Eine Leiche im Tatort?

Gleich zu Beginn des Abends fragte der Kurator der Event-Reihe, Tino Grosche, ins Publikum, wer denn mal Interesse hätte, eine Leiche im Kölner Tatort zu spielen. Den wenigen Interessierten versprach er, dass „der Protagonist des heutigen Abends“ bestimmt noch nähere Informationen dazu geben könne.

Ob er denn die Drehbücher nicht merkwürdig fände, die ihm so manches Mal vor Fernsehproduktionen eingereicht würden, fragte der Veranstalter noch, der übrigens unterhaltsam durch den Abend führte.

„Na klar“, so Bausch. Oft werde natürlich vor Ort noch einiges angepasst und natürlich ernte er oft Spott von seinen Patienten, wenn die seine „Tatorte“ sahen. Schließlich könnten viele Gefangene mit fundierteren Kenntnissen aufwarten.

Joe Bausch ist eine Erscheinung

Joe Bausch ist wirklich eine Erscheinung. Nicht nur, dass er mit seinen 70 Lebensjahren erstaunlich fit wirkt. Er ist auch jemand, der den Raum mit seiner Präsenz füllt. Er tauscht intensive Blicke und führt kleine Dialoge mit dem Publikum. Dabei verfällt er teils in ernste und teils in witzige Sprache. Aber so soll es auch sein, die Fälle und Personen, die er vorstellt, sind tragisch, aber haben eben auch viele kuriose Anteile.

„Am Ende möchte ich nicht ein zu Trübsal getriebenes Publikum. Mir hat es in den vielen Jahren meiner Arbeit mit oft extremen Beteiligten immer geholfen, wenn Kollegen mich wieder auffingen und man so viele Geschichten mit einem gewissen Galgenhumor verarbeiten konnte“, erklärte Joe Bausch.

Joe Bausch ist eine beeindruckende Erscheinung.
Joe Bausch ist eine beeindruckende Erscheinung.© Gregor Rößmann

Joe Bausch schrieb drei Bücher

Drei Bücher, die sich allesamt in den Bestsellerlisten wiederfanden, hat er inzwischen geschrieben und stellte am Mittwochabend dann auch einige Geschichten aus seinem Buch „Gangsterblues“ vor.

Übrigens sei nur ein geringe Prozentzahl Frauen an Gewalttaten beteiligt und wenn, machten sie besser. Klar habe er auch Frauen als Serienmörderinnen erlebt, aber im Grunde sei das Verbrechen männlich geprägt. Bausch stellte Verbrecher vor, die ihn an Affenkönige im Zoo erinnerten, wie auch einfache, plumpe Mörder, ohne Gewissen oder Reue.

Auch erinnerte er sich an damals noch inhaftierte NS- oder RAF Strafgefangene, die jahrelang ihre Erinnerungslücken pflegten und keine Spur von Schuld zeigten. Inhaftierte zeigten ihn an, beschimpften ihn, sprachen ihm seine Eignung als Arzt ab, aber im Großen und Ganzen genoss er Respekt bei seinen Patienten. Ein Mann, der „Tacheles“ redet und immer auf Augenhöhe ist.

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