
Dorsten trauert um Dr. Norbert Reichling. Der von 2006 bis 2022 als ehrenamtlicher Leiter des Jüdischen Museums Westfalen tätige Politikwissenschaftler, Soziologe und Publizist starb am Sonntag (15.9.) plötzlich und unerwartet im Alter von 71 Jahren. In den vergangenen Jahren war er zudem als Vorsitzender des Trägervereins tatkräftig für die Geschicke des Hauses mitverantwortlich.
Seit der Gründung 1987 war Dr. Norbert Reichling ehrenamtlich für den Museums-Trägerverein tätig. Hauptberuflich in der Erwachsenenbildung für die NRW-Geschäftsstelle der Humanistischen Union in Essen tätig, setzte er sich zu allen Tageszeiten und an Wochenenden unermüdlich dafür ein, das Jüdische Museum erfolgreich weiterzuentwickeln und zu einer festen Einrichtung mit regionaler Ausrichtung zu etablieren.
Als Tobias Stockhoff ihm im Jahre 2017 die Ehrennadel der Stadt in Gold verlieh, bezeichnete der Bürgermeister den Ausgezeichneten als „Glücksfall für das Museum und für die Stadt“. Dr. Norbert Reichling, der als ausgesprochen sympathische, verschmitzt-humorvolle und den Mitmenschen stets zugewandte Persönlichkeit galt, wollte sich damals bezeichnenderweise gar nicht selbst mit Lorbeeren schmücken: Er nahm diese Auszeichnung eher im Sinne einer „Werbung fürs Ehrenamt“ an und widmete sie dem gesamten Team.

Als Team-Spieler engagierte sich Dr. Norbert Reichling in den vergangenen Jahren auch sehr aktiv in der Dorstener „Initiative Brückenschlag“. Diese ist ein lockerer Zusammenschluss von kulturinteressierten Menschen in der Stadt, die überzeugt sind von der Wichtigkeit des Dialogs zwischen Religionen und Kulturen zur Verbesserung des gesellschaftlichen Zusammenlebens – und zu diesen Themenbereichen regelmäßig Veranstaltungsprogramme realisiert.
Dr. Norbert Reichling wurde 1952 geboren, er wuchs in Wuppertal auf, studierte an der Universität Münster, wo er seinen Magisterabschluss machte, und wurde an der Gesamthochschule Paderborn mit der Dissertation „Akademische Arbeiterbildung in der Weimarer Republik“ promoviert.
Von 1979 bis 2018 war er beruflich als pädagogischer Mitarbeiter im Leitungsteam des Bildungswerks der Humanistischen Union NRW in Essen tätig und neben seiner Arbeit für das Jüdische Museum als Vorstandsmitglied der Humanistischen Union NRW sowie des Arbeitskreises der NS-Gedenkstätten NRW aktiv.
Mehrere Bücher verfasst
Darüber hinaus verfasste er mehrere Bücher, Expertisen und zahlreiche Fachaufsätze sowie Handbuch-Beiträge zur Erwachsenenbildung, politischen Bildung, zum Bildungsurlaub, zur Zeitgeschichte, jüdischen Geschichte und Geschichtskultur.
Dr. Norbert Reichling hinterlässt seine Ehefrau, zwei Kinder und ein Enkelkind.