Einzelhandel Einzigartiger Shop in Dorsten muss für immer seine Türen schließen

Nach 23 Jahren ist Schluss mit dem kleinen Eck-Laden an der Katharinenstraße: Melanie Aldenhoff (Mitte) und ihre Mitarbeiterinnen Gisela Hötten-Löns (links) und Sigrid Brüggemann (rechts).
Nach 23 Jahren ist Schluss mit dem kleinen Eck-Laden an der Katharinenstraße: Melanie Aldenhoff (Mitte) und ihre Mitarbeiterinnen Gisela Hötten-Löns (links) und Sigrid Brüggemann (rechts). © Michael Klein
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Jennifer Rademacher war ganz betrübt, als sie sich am Freitag ihren frisch gedruckten Satz Visitenkarten abholte. Die Inhaberin der gleichnamigen Reinigung am Georgplatz auf der Hardt ist jahrelange Stammkundin des „Kopier-Shops“ an der Katharinenstraße. „Doch jetzt weiß ich gar nicht, wo ich künftig hingehen soll“, sagt sie. „Und ich werde den guten und netten Service echt vermissen.“

Wie Jennifer Rademacher wird es nun auch anderen Dorstenern gehen, die in den vergangenen 23 Jahren die Dienste des kleine Eckladens in der Altstadt in Anspruch genommen haben. Denn der einzige Kopier-Shop in Dorsten schließt zum 1. März für immer seine Pforten. „Was soll ich dazu sagen“, meint Inhaberin Melanie Aldenhoff. „Ich bin einfach nur traurig darüber.“

Die 47-jährige Dorstenerin hat das Dienstleistungsgeschäft im Jahr 2001 von ihrem verstorbenen Vater Rolf Seidel übernommen,. Der hatte sich vor 23 Jahren in den Räumen des früheren Lebensmittelädchens Kringel und des späteren Second-Hand-Shops mit dem Copy-Laden selbstständig gemacht. Fast ein Vierteljahrhundert später ist aus mehreren Gründen Schluss.

Wegen Eigenbedarf gekündigt

Zum einen habe ihr der Vermieter wegen Eigenbedarfs gekündigt. Zum anderen hat die Digitalisierung dem Geschäft immer schwerer zugesetzt. „Immer weniger Leute drucken noch auf Papier aus“, sagt ihre Mitarbeiterin Gisela Hötten-Löns, die seit Anbeginn mit dabei ist.

Und außerdem hat die Corona-Zeit ihr Übriges dazu beigetragen. Denn Aufträge für Broschüren, Plakate, Karten oder auch bedruckte Textilien für Veranstaltungen sind in den vergangenen zwei Jahren weggebrochen.

Jennifer Rademacher war mit ihrer Visitenkarten-Bestellung eine der letzten Kundinnen im Kopier-Shop Dorsten.
Jennifer Rademacher war mit ihrer Visitenkarten-Bestellung eine der letzten Kundinnen im Kopier-Shop Dorsten. © Michael Klein

Sigrid Brüggemann, seit 21 Jahren im Kopier-Shop beschäftigt, erinnert sich mit ihrer Noch-Chefin an andere Zeiten zurück. Als eine Firma vom Niederrhein gleich 500.000 Kopien bestellt hatte („da haben wir Nächte durchgearbeitet“). Als das Team für den Umbau des Marler Sterns alle dafür nötigen Pläne ausdrucken musste. Als Schüler und Studenten hier ihre schriftlichen Arbeiten binden ließen.

„Nicht mehr so wie früher“

„Heute ist alles nicht mehr so früher“, sagt Melanie Aldenhoff. „Dabei sind unsere Maschinen heute qualitativ viel besser als damals“, ergänzt Gisela Hötten-Löns. Fünf Kopierer stehen in dem Raum, dazu ein Groß-Plotter. „Wir haben hier immer wieder kleinere Architekturbüros als Kunden, die damit ihre Zeichnungen auf Papier bringen.“

Melanie Aldenhoff hat sich dazu entschieden, ihren „Kopier-Shop Dorsten“ nicht an einem anderen Standort in Dorsten fortzuführen. „Das lohnt sich nicht mehr.“ Sie wird eine andere Arbeitsstelle antreten, bis dahin die letzten Druck- und Kopier-Aufträge abarbeiten. Bei den Kunden bedankt sie sich für das Vertrauen in all den Jahren und weiß von einigen, „die am Montag zum Abschiednehmen vorbeikommen wollen“.

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