
Shasi, Mateusz und Patryk zeigen, wie wichtig Bildung und Durchhaltevermögen sind. Für das Projekt und die Ausstellung #ECHT! vom Verein Herausforderung und der Jugendberufshilfe Dorsten haben sie mit Dr. Stefanie Marzian über systemische Diskriminierung gesprochen.

Bereits als Kind wurde Shasi in Deutschland wegen ihrer begrenzten Sprachkenntnisse unterschätzt. Diese Erfahrung prägte ihren Bildungsweg entscheidend. Heute ist sie Lehrerin und setzt sich engagiert für Kinder mit Migrationshintergrund ein. Ihr Ziel: Vielfalt sichtbar machen und den Schülern eine Stimme geben.
Mit vier Jahren nach Deutschland
Shasi kam im Alter von vier Jahren mit ihrer Familie aus Afghanistan nach Deutschland. Ihre Eltern flohen vor einem restriktiven Regime, das Mädchen den Zugang zu Bildung verwehrte.
In Deutschland angekommen, erhielt Shasi aufgrund ihrer fehlenden Deutschkenntnisse zunächst nur eine Hauptschulempfehlung. Doch dieses Hindernis hielt sie nicht auf. Dank ihrer Zielstrebigkeit schaffte sie es nach der 10. Klasse aufs Gymnasium und später ins Lehramt.
Ihr beruflicher Erfolg ist eng verbunden mit ihrem persönlichen Ansatz: Empathie und Engagement stehen im Mittelpunkt. Shasi sieht sich als Vertrauensperson für Kinder, insbesondere für jene mit Migrationshintergrund.
Sie fragt nicht, warum ein Kind bestimmte Schwierigkeiten hat, sondern was die Ursachen sind. „Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man nicht gesehen wird. Deshalb sehe ich hin“, erklärt sie.
Bildung ist für Shasi von unschätzbarem Wert. „Meine Eltern gaben ihre Heimat auf, damit wir Mädchen eine Chance haben“, erzählt sie. Für sie und ihre Familie ist Bildung ein kostbarer Schatz, den niemand nehmen kann. Diese Überzeugung lebt sie tagtäglich.

Ein Wunsch von Shasi ist eine Schule, die die Stärken der Kinder fördert und Vielfalt als Bereicherung sieht. Dafür setzt Shasi sich ein: Eine Schule, in der jedes Kind mit seinen spezifischen Fähigkeiten wahrgenommen wird und in der Selbstzweifel keinen Platz haben.
Hürden im Bildungssystem
Mateusz, ein junger Mann mit Migrationshintergrund, meistert die Herausforderungen des deutschen Bildungssystems mit Entschlossenheit und Anpassungsfähigkeit. Aufgewachsen in einer Familie, die ursprünglich aus einem anderen Land stammt, sieht sich Mateusz zunächst mit Sprachbarrieren und kulturellen Unterschieden konfrontiert. Anstatt sich entmutigen zu lassen, sucht er nach Wegen, diese Hindernisse zu überwinden.
„Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit waren die Schlüssel“, betont Mateusz. Dank seines Einsatzes und der Unterstützung seiner Familie gelingt es ihm, sich erfolgreich in das deutsche Schulumfeld zu integrieren.
Besonders positiv hebt Mateusz auch die Rolle seiner Lehrkräfte hervor: „Die Lehrkräfte in meiner Schule haben mich unterstützt und mir gezeigt, dass ich auch mit Migrationshintergrund wertvolle Perspektiven beisteuern kann“, erklärt er.
Heute, als junger Erwachsener, setzt Mateusz auf Offenheit und gegenseitige Unterstützung. Er betont die Bedeutung, Vorurteilen entgegenzutreten und neuen Mitgliedern der Gesellschaft mit Offenheit zu begegnen: „Die Integration gelingt nur dann, wenn wir als Gesellschaft offen sind und die Menschen nicht aufgrund eines Merkmals beurteilen.“

Ermutigt durch seine Erfahrungen rät Mateusz jungen Menschen mit ähnlicher Herkunft, aktiv Fragen zu stellen und Unterstützung anzunehmen. „Man muss nicht alles wissen, aber man kann immer nachfragen.“
Dabei sieht er insbesondere die Verantwortung bei den Lehrkräften: „Es ist wichtig, dass die Lehrer auf die Schüler zugehen und ihnen das Gefühl geben, dass sie nicht alleine sind.“
Erfolgreich durch Widerstandsfähigkeit
Patryk kam vor einigen Jahren nach Deutschland und stand vor der Herausforderung, sich in einem neuen kulturellen und sprachlichen Umfeld zurechtzufinden. Die Sprachbarrieren erschwerten ihm zu Beginn den Schulalltag erheblich. Statt sich jedoch entmutigen zu lassen, suchte Patryk aktiv nach Wegen, sich anzupassen und seinen Weg im deutschen Bildungssystem zu finden.
„Ich habe nie aufgegeben, auch wenn ich Tests hatte, die ich nicht verstand“, betont Patryk. Seine Strategie bestand darin, Unterstützung bei Lehrern und Mitschülern zu suchen, um vorhandene Schwierigkeiten zu meistern.
Patryk stellt auch heraus, dass die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund noch immer Verbesserungspotenzial birgt. „Es ist entscheidend, die Potenziale der Menschen zu sehen und nicht nur auf ein Merkmal zu schauen“, erklärt er.
Diese Sichtweise und seine eigenen Erfahrungen haben Patryk nicht nur gestärkt, sondern ihm auch das nötige Selbstbewusstsein verliehen, seinen persönlichen und beruflichen Weg erfolgreich zu gestalten.
Im Rahmen der Ausstellung #ECHT sind Interviews mit Dorstenern entstanden, die von systemischer Diskriminierung betroffen sind. Nach der Ausstellung wurden die Inhalte in einer Serie der Dorstener Zeitung veröffentlicht.
Stefanie Marzian vom Verein HerausForderung leitet und organisiert das Projekt zusammen mit der Jugendberufshilfe Dorsten.