
Es ist früher Abend auf dem Lagerplatz der Ferienfreizeit der Pfarrei St. Laurentius / St. Urbanus in Dorsten-Rhade. Ein Glöckchen läutet – das Signal fürs Abendessen. Innerhalb von Sekunden stürmen die Mädchen und Jungen ins Haus, die Stimmung ist laut, fröhlich und ungestüm. Mittendrin: Weihbischof Rolf Lohmann.
Der Regionalbischof für den Niederrhein und den Kreis Recklinghausen besucht in diesen Tagen gleich mehrere Ferienfreizeiten vor Ort, um sich ein Bild vom Alltag zu machen und die ehrenamtliche Arbeit der Betreuerinnen und Betreuer zu würdigen: „Ich finde das einfach großartig, was hier auf die Beine gestellt wird“, sagt er. „So viel Engagement, so viel Herzblut.“
Rund 5.000 Kinder und Jugendliche aus dem Bistum Münster verbringen in diesen Wochen ihre Sommerferien auf der niederländischen Nordseeinsel Ameland – organisiert vom „Katholischen Ferienwerk Ameland“.
Die ganze Familie hilft mit
Vor einigen Tagen ist die Gruppe aus Rhade auf die Insel gereist. 74 Kinder, 16 Betreuerinnen und Betreuer, vier Kochfrauen und ein Kochmann – und ein Motto, das Programm ist: „Rhade rocks Ameland“.
Barbara Tuttmann hat mit ihrem Mann Thomas die Lagerleitung übernommen – wie schon seit elf Jahren. Mit dabei sind auch Tochter Nele und Sohn Fynn, beide 19, beide als Betreuer im Einsatz. „Das ist unser Familienurlaub“, sagt Barbara Tuttmann, die im Hauptberuf Erzieherin in einer Wohngruppe ist und seit ihrem 21. Lebensjahr Teil des Amelandteams ist. „Wir können alle drei Wochen am Stück Urlaub nehmen, das heißt, dass es in dieser Zeit für uns gemeinsam ins Ferienlager geht.“
Der Weihbischof staunt: „So ein Einsatz ist nicht selbstverständlich.“

Thomas Mast, liebevoll „Bootsmann“ genannt, steht in der Küche. Seine Töchter Tabea und Delia waren früher Teilnehmerinnen, jetzt sind sie ebenfalls Betreuerinnen. „Ich wollte eigentlich schon aufhören“, sagt Mast. „Aber als ich ein Jahr pausiert habe, habe ich gemerkt: Ich kann gar nicht ohne.“ Das Lagerteam sei „wie eine zweite Familie“.
Tabea (19) ist inzwischen zum vierten Mal dabei. Warum sie sich engagiert? „Wenn Kinder zum ersten Mal das Meer sehen – dieses Staunen, diese Begeisterung, das ist einfach wunderschön.“ Und: „Es ist ein Stück Kindheit, das weiterlebt. Ich war früher selbst Teilnehmerin.“
Natürlich sei es manchmal herausfordernd – 74 Kinder, 74 Charaktere. „Aber das gemeinsame Erleben schweißt uns zusammen“, ist sie überzeugt.
Beeindruckt vom Engagement
Weihbischof Lohmann lässt sich die Räumlichkeiten zeigen, wirft einen Blick in die Vorratskammer und auf die Küchendienstpläne. „Es beeindruckt mich sehr, wie hier Generationen von Engagierten Kindern eine unvergessliche Zeit schenken. Dafür ein ganz herzliches Dankeschön!“
Die Elfjährigen Lia, Merle und Greta berichten begeistert vom Casinoabend, von den „Olympischen Spielen“ und von ihrer ganz eigenen „Höhle der Löwen“. Besonderer Höhepunkt: ein Tag ganz im Zeichen von Harry Potter.
Überall auf dem Gelände liefen kleine Zauberer herum, mit selbstgebastelten Zauberstäben und Besen. Es wurde Quidditch gespielt, Zauberfahnen bemalt und in Gruppen um den Hauspokal gekämpft. Und zur Abkühlung zwischendurch? „Slush-Eis!“ – eine entsprechende Maschine steht für ein paar Tage bereit.
Was alle hier eint, ist die Gemeinschaft. „Man wächst da richtig rein“, sagt Nele Tuttmann. „Das ist kein Ehrenamt, das ist ein Lebensgefühl.“