Susanne König ist tot „Wenn ihr sie Dorstina nennt, gibt es 700 Mark“

Susanne König ist am 16. August 2023 gestorben.
Susanne König ist am 16. August 2023 gestorben. © Ute Adam
Lesezeit

In einem geschichtsträchtigen Jahr und an einem geschichtsträchtigen Tag wurde Susanne König geboren. 1951 eröffnete ihr Vater Eduard König die immer noch existierende Buchhandlung König an der Lippestraße.

Das zuvor betriebene Geschäftshaus war dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen – Eduard König hatte bei der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft an der Stelle seiner alten Buchhandlung nur noch Trümmer vorgefunden.

Als Susanne König am 1. Juni 1951 geboren wurde, als Tochter von Eduard und Inge König, fiel ihr Geburtstag genau auf den 700. Jahrestag der Stadtgründung Dorstens. „Sie war das erste Kind an dem Tag“, sagt Susanne Königs Ehemann Aquiles Rösner, dem auch die folgende Anekdote erzählt wurde. „Man hatte den Eltern angeboten: Wenn ihr sie Dorstina nennt, dann gibt es 700 Mark.“

„Ich kam gerade aus Chile“

Diesem „Bestechungsversuch“ widerstand die Familie allerdings. Susanne König wuchs in Dorsten auf. 16 Jahre später begegnete sie ihrem späteren Ehemann. „Ich kam gerade aus Chile. Die Eltern von Susanne hatten in der Buchhandlung ein Glasfenster, das von einem Künstler angefertigt wurde, der mir geholfen hat, nach Deutschland zu kommen.“

Was als „freundschaftlicher Kontakt“ begann, wurde für Aquiles Rösner und Susanne König wenige Jahre später zur großen Liebe ihres Lebens. Als Susanne König für eine Ausbildung zur Erzieherin nach Bielefeld zog, kam Aquiles Rösner mit. 50 Jahre lebte das Paar zusammen: „Vor fünf Jahren haben wir geheiratet.“

50 Jahre lebten Susanne König und Aquiles Rösner zusammen. Bei ihrer Hochzeit vor fünf Jahren entstand dieses Bild.
50 Jahre lebten Susanne König und Aquiles Rösner zusammen. Bei ihrer Hochzeit vor fünf Jahren entstand dieses Bild.© Enger

Susanne König arbeitete einige Jahre als Erzieherin in Bethel. „Dann kamen 1980 und 1982 die Kinder, Daniel und Julian“, sagt Aquiles Rösner. „Mitten in der Frauen-Bewegung“ habe seine Frau Seminare in Sachen Wolle, Filzen und Batik gegeben. „Da war sie sehr engagiert.“

Später gründete sie mit ihrer Freundin Christine Bethge die Kulturwerkstatt Hiddenhausen e.V. in der mit öffentlichen Mitteln restaurierten alten Kornscheune auf dem Gut Hiddenhausen.

„Sehr durchsetzungsfähig“

20 Jahre wirkte sie in der Kulturwerkstatt. Gab Kurse, organisierte Ausstellungen, bot die „Offene Werkstatt“ an, in der sich jeder, der wollte, künstlerisch betätigen konnte. „Sie war sehr durchsetzungsfähig“, sagt Aquiles Rösner über seine verstorbene Frau. „Wenn sie was wollte, hat sie es meistens erreicht.“ Dabei sei sie immer bescheiden geblieben. Der Bürgermeister im Ort habe einmal gesagt: „Die Kulturwerkstatt ist inzwischen eine Institution geworden, aber die beiden Frauen wissen das noch nicht.“

Der Kontakt zur Familie in Dorsten riss nie ab. Susanne König habe häufig ihre Mutter besucht und sie gepflegt, sagt Aquiles Rösner Ebenso die erkrankte Schwester. Am 16. August starb Susanne König im Alter von 72 Jahren zu Hause im Beisein ihrer Familie. Sie hinterlässt neben ihrem Mann die beiden Söhne sowie drei Enkelkinder.

Zum Thema
Mehr Jobs

Sie sind bereits registriert?
Hier einloggen